Wie Einbrecher vorgehen und wie man sich schützen kann - Kuratorium für Verkehrssicherheit befragte Täter direkt
Ö/OÖ/NÖ. Wie ticken Einbrecher in Österreich, wie gehen sie vor? Das wollte das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) – Fachbereich Eigentumsschutz wissen und hat für eine Studie inhaftierte Einbrecher befragen lassen. Besonders beliebt sind schlecht gesicherte Altbauten, während moderne Häuser meist gemieden werden. Das KfV gibt Tipps, wie man sich schützen kann.
In Österreich wurden im Vorjahr mehr als 64.000 Einbrüche gemeldet – rund 7.000 davon in Wohnräumen. Die neue Studie in Zusammenarbeit mit dem Institut für Konfliktforschung liefert nun ganz neue Einblicke in die Denkweise der Täter. In sieben Justizanstalten wurden 35 inhaftierte Einbrecher befragt, um herauszufinden, was sie anzieht, was sie abschreckt und welche Fehler die Bevölkerung immer wieder macht. Ergänzend dazu wurden Gerichtsakten analysiert und Kriminalisten befragt.
„Suchen nach Gelegenheiten“
„Einbrecher suchen in der Regel keine bestimmten Personen als Opfer aus – sie suchen nach Schwachstellen und Gelegenheiten. Wer sein zu Hause gut sichert, hat daher auch gute Chancen, dass er erst gar nicht ins Visier gerät“, betont KFV-Chefjurist und Leiter des Bereichs Eigentumsschutz, Armin Kaltenegger. Alle befragten Straftäter haben freiwillig teilgenommen, sämtliche Fälle wurden anonymisiert. „Um tiefere Einblicke in die Denkweise der Täter zu erhalten, wurde bewusst auf standardisierte Fragen verzichtet und individuelle Gespräche geführt“, erläutert Günter Stummvoll, Kriminalsoziologe und Projektleiter am Institut für Konfliktforschung.
Drei Tätergruppen mit Gemeinsamkeit
Drei Tätergruppen haben sich herauskristallisiert: professionelle Täter, Gelegenheitstäter, die sich in finanzieller Notlage befinden, und Milieutäter. Laut Kaltenegger eint diese ein wesentlicher Punkt: Die meisten bevorzugen Gebäude mit geringem mechanischem Widerstand – und nicht etwa besonders prachtvolle Häuser. Besonders attraktiv erscheinen den Tätern daher Altbauten mit veralteten Schließsystemen, doppelflügeligen Türen oder ungesicherten Fenstern.
So erkennen Einbrecher, ob jemand zu Hause ist
Meist nutzen Einbrecher laut Befragung den Vormittag, wenn viele Wohnungen leer stehen. Oft prüfen sie durch Klingeln oder Klopfen. Systeme wie Gaunerzinken spielen laut Kaltenegger kaum mehr eine Rolle, mittlerweile tauschen sich Tätergruppen digital über geeignete Objekte aus.
Je nach Tätertyp variiere der betriebene Aufwand beträchtlich: „Zu den Taktiken gehören beispielsweise die Beobachtung der Zielobjekte über Tage hinweg, das Testen von Alarmanlagen durch „Fake-Versuche“, die Nutzung von YouTube Tutorials zum Schlösserknacken und auch die Spurvermeidung mit Frischhaltefolie oder Reinigungssprays.“ Die bevorzugte Beute sind Bargeld, Schmuck und kleine Elektronikgeräte. Auch wertvolle Objekte werden oft liegen gelassen, wenn sie schwer verwertbar sind oder ein zu hohes Entdeckungsrisiko bergen.
Lektionen aus der Studie und Tipps
Zusammengefasst ergeben sich aus der Studie sieben Lektionen bzw. Tipps, wie man sich schützen kann:
- Gekippte Fenster und offene Türen wirken wie eine Einladung: Viele Einbrüche passieren mitten am Tag – während man einkaufen geht, arbeitet oder die Kinder abholt. Täter berichten: „Ein gekipptes Fenster ist ein Geschenk – da komm ich rein, ohne was kaputt zu machen.“ Daher: Fenster und Balkontüren auch bei kurzer Abwesenheit schließen. Haustür immer zweimal absperren – auch bei kurzen Besorgungen. Kellertüren und Garagen stets versperren.
- Einbrecher nutzen Alltagsschwächen aus: Einsehbare Kellerabteile, herumliegendes Werkzeug und ähnliches sind sehr verlockend. Daher: Werkzeuge und Leitern nie im Freien stehen lassen. Fahrräder immer an festen Gegenständen sichern – auch im Keller. Kellerabteile blickdicht und versperrt halten.
- Manche Täter gehen sehr strukturiert vor: Einige Täter spionieren potenzielle Opfer auch aus und entscheiden erst dann, ob sie zugreifen. Daher: Licht mit Zeitschaltuhren steuern – und nicht immer die gleichen Zimmer beleuchten. Briefkasten täglich leeren und im Urlaub durch eine Vertrauensperson leeren lassen. Vorhänge tagsüber nicht dauerhaft geschlossen halten. Kein Bargeld zu Hause lagern, Wertsachen schwer auffindbar verwahren.
- Sozialer Zusammenhalt wirkt abschreckend: Einbrecher meiden Gegenden, in denen Menschen sich gegenseitig gut kennen und aufmerksam sind. Daher: Kontakt zu Nachbarn pflegen. Auffällige Personen höflich, aber direkt ansprechen. Im Haus auf verdächtige Geräusche achten.
- Täter schrecken nicht immer vor bewohnten Häusern zurück: „Wenn ich nicht weiß, ob jemand daheim ist, geh ich trotzdem rein“, berichten Täter. Daher: Alarmanlagen an Außentüren und -fenstern auch aktivieren, wenn man zu Hause ist. Videotürklingel anbringen und dunkle Bereiche mit Bewegungsmeldern ausleuchten. Auch in Mehrparteienhäusern nicht einfach die Tür öffnen, sondern die Gegensprechanlage nutzen.
- Einbrecher nicht attackieren: Einbrecher werden selten gewalttätig, außer sie fühlen sich bedroht. Daher: Täter nicht stellen – sondern Fluchtwege freilassen. Wichtige Merkmale einprägen: Aussehen, Sprache, Kleidung, Fluchtrichtung, Zeit. Bei aufgebrochener Wohnungstür nicht eintreten – sondern die Polizei verständigen.
- Vorsicht bei Insiderwissen und Gewohnheiten: Auch Personen mit Zugang zum Haus – etwa Reinigungskräfte – können unbeabsichtigt Informationen weitergeben. Schlüssel nicht verstecken (zum Beispiel unter der Fußmatte oder im Blumentopf). Über längere Abwesenheiten nur enge Vertrauenspersonen informieren.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden