Initiative startet: Bei Bildungsforschung "muss deutlich mehr getan werden"
LINZ/Ö. Wie viel halten Schulkinder - gerade angesichts der Covid-Pandemie - aus? Warum brechen Schüler die Ausbildung ab? Wie kann Distance Learning verbessert werden? Die Forschung im Bildungsbereich in Österreich muss vorangetrieben werden. Dessen ist sich Bildungsminister Martin Polaschek bewusst. Am Mittwoch präsentierte er gemeinsam mit dem Rektor der PH OÖ Walter Vogel und Uni Innsbruck-Vizerektor Bernhard Fügenschuh in Linz einen geförderten neuen Forschungsschwerpunkt dazu.
Die Initiative „Bildungsinnovation braucht Bildungsforschung“ soll die Bildungsforschung in Österreich nachhaltig stärken. „Schule und Bildung müssen sich ständig anpassen“, so Polaschek. Aber: Es gebe in und für Österreich zu wenig wissenschaftliche Forschung für die Bildungspraxis. Er verweist zwar auf exzellente Forschungsgruppen in diesem Bereich, aber zu wenig Vernetzung. „Hier muss deutlich mehr getan werden“.
8,8 Millionen Euro zur Verfügung
Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) investiert 8 Millionen Euro (je zur Hälfte aus dem PH-Budget und dem Universitätsbudget), die Innovation Stiftung für Bildung (ISB) zusätzlich 800.000 Euro in die Initiative. „Damit werden strukturiert Doktorats-Programme in Kooperation zwischen Universitäten und Pädagogischen Hochschulen gefördert“, erläutert der Minister bei seinem Besuch in Linz. Vor allem werde dadurch die Vernetzung in der Forschung gefördert. Einreichen müssen nämlich Konsortien aus PHs und Universitäten.
„Gesellschaftlich relevante Themen“
Der Fokus wird dabei auf vorgegebene Themen gelegt, die besonders relevant seien, konkrete Thematiken werden ausgeschrieben:
- Früher Bildungsabbruch (Early School Leavers)
- Resilienz von Schülern - „gerade in Zeiten von Corona wichtig“, so Polaschek
- Fachfremder Unterricht
- Digitalisierung – Distance Learning
- Kompetenzorientiertes Unterrichten
- Sprachunterricht und Lesekompetenz
- Schulentwicklungsberatung
Die vorgegebenen Forschungsthemen seien „Themen mit hoher gesellschaftlicher Relevanz“, so Walter Vogel, PH OÖ-Rektor und Vorsitzender der Rektorenkonferenz aller 14 PHs in Österreich. Für ihn ist besonders wichtig, dass die Bildungsforschung praktisch angelegt ist, „die Fragestellungen müssen aus der Pädagogik kommen und wieder in die Pädagogik zurückfließen.“
Auch „freier Bewerb“
Wobei die vorgegebenen Themen 80 Prozent des Fördervolumens ausmachen werden, 20 Prozent sind „offen“ – „hier gibt es genug Ideen, etwa das Thema Weiterbildung von Lehrkräften“, nennt Vogel ein Beispiel.
Uni Innsbruck-Vizerektor Bernhard Fügenschuh ergänzt: „Neben den ausgewiesenen Fokusthemen wird es auch einen 'freien' Bewerb geben, um der Kreativität keine Grenzen zu setzen.“ Er wie Vogel heben zudem die künftige Zusammenarbeit in der Bildungsforschung von PHs und Universitäten auch im wissenschaftlichen Bereich hervor. „Mit der besseren Vernetzung wird ein Mehrwert geschaffen. Gemeinsam mit den Pädagogischen Hochschulen ist ein wesentliches Ziel und Baustein die Zusammenarbeit.“
„Entscheidend sei“, fügt Fügenschuh hinzu: „Was macht man mit den Ergebnissen. Und hier ist die Politik gefordert, damit gut umzugehen.“
Zweistufige Ausschreibung
Umgesetzt wird die Initiative in einer zweistufigen Ausschreibung: Basismodul „Doktoratsprogramm“ (finanziert mit den Mitteln des BMBWF), sowie Aufbaumodul „Research Community“ (Mittel des ISB, Förderung von Vernetzung, Seminare, Summer Shools, Konferenzen, ...)
Einreichen können Universitäten und öffentliche wie private Pädagogische Hochschulen in Österreich (bis 1. Dezember 2022), über ein Konsortium (mindestens eine Uni und mindestens eine PH). Die Doktoranden werden an der jeweiligen Institution angestellt.
Auch „digi.case“ präsentiert
Auch an der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz war Bildungsminister Martin Polaschek am Mittwoch zu Gast, um dort gemeinsam mit Rektor Franz Keplinger das digitale Medienpaket „digi.case“ vorzustellen.
Vier Schüler lösten bei der Präsentation analoge und digitale Aufgaben verschiedener Schwierigkeitsgrade und demonstrierten so die Funktionsweisen des digi.case.
Das Projekt „Denken Lernen, Probleme Lösen (DLPL)“ fördert die didaktische Nutzung digitaler Medien in der Schule, sowie informatische und Problemlösungskompetenzen, wie sie im neuen Lehrplan für die Primarstufe ab dem Schuljahr 2023/24 vorgesehen sind. Die Entwicklung der Unterrichtsszenarien erfolgt durch Pädagogen an den PHs. Diese werden in Form offener Bildungsressourcen kostenlos bereitgestellt.
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