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Physische Folgen des Klimawandels: Hitzeschutzplan soll bis Sommer 2024 überarbeitet werden

Tips Logo Marlis Schlatte, 31.08.2023 15:01

LINZ. Die Extremwetterereignisse, die in den vergangenen Wochen auch in Oberösterreich zu sehen waren, haben nicht nur Auswirkungen auf die Natur. Auch gesundheitliche Folgen beim Menschen sind spürbar. Welche Maßnahmen dagegen gesetzt werden, haben Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, Sozial- und Gesundheitsminister Johannes Rauch, Umweltmediziner Hans-Peter Hutter, Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder und Stadträtin Eva Schobesberger auf dem Urfahranermarkt-Gelände präsentiert.

V.l.: Linzer Klimastadträtin Eva Schobesberger, Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder, Sozial- und Gesundheitsminister Johannes Rauch, Klimaschutzministerin Leonore Gewessler und Umweltmediziner Hans-Peter Hutter sprachen am Linzer Urfahranermarkt-Gelände über die sozialen Auswirkungen der Extremwetterereignisse. (Foto: BMK/Cajetan Perwein)

Erneut erleben auch die Österreicher heuer einen der heißesten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen. Extreme Hitze, Hochwasser, Murenabgänge - all das kam innerhalb weniger Tage auch in Oberösterreich zusammen. Die Auswirkungen sind meist eindeutig zu sehen: umgefallene Bäume, überschwemmte Wiesen und Häuser, zerstörte Dächer. Doch was nicht zu sehen, sondern mehr zu spüren ist, sind die gesundheitlichen Folgen, die etwa die extreme Hitze auf den menschlichen Körper hat.

„Die Menschen in Österreich litten diesen Sommer an gleich drei Hitzewellen. Die Letzte davon war mit fast zwei Wochen die schwerste. Auf die heißen Tage folgten Tropennächte, in denen man kaum ein Auge zudrücken konnte. Wir haben in den vergangenen Wochen dramatische Auswirkungen der Klimakrise erleben müssen“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. Laut Berechnungen der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) sind vergangenes Jahr etwa 231 Menschen in Österreich an den Folgen der extremen Hitze gestorben. Dieses Jahr soll ein deutlicher Anstieg der Zahl der Hitzetoten zu verzeichnen sein; die Ages rechnet mit rund 300 bis 500 Todesfällen.

Mit Hitzeschutzplan Bevölkerung informieren

In heißen Sommern sei zudem auch die Zahl der Krankenhausaufenthalte aufgrund von Hitzeschäden um 30 Prozent höher. Die Extremwetter belasten demnach auch das Gesundheitssystem deutlich. “Die Entwicklung ist alarmierend. Vor allem ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen haben in heißen Sommern ein deutlich erhöhtes Risiko”, schildert Gesundheitsminister Johannes Rauch. Deshalb soll nun der bundesweite Hitzeschutzplan überarbeitet werden: „Wir müssen alle Möglichkeiten nützen, die Bevölkerung über das richtige Verhalten zu informieren und Menschen mit erhöhtem Risiko während Hitzewellen gut zu betreuen.“

Die Überarbeitung des Hitzeschutzplans übernimmt das Kompetenzzentrum für Klima und Gesundheit der Gesundheit Österreich GmbH. Diese soll bis Sommer 2024 erfolgen und vor allem Fachkräfte aus dem Pflege- und Gesundheitsbereich einbinden, die ihre Erfahrungen aus der Praxis einbringen können.

Mehr Bäume, weniger Beton

Auch Umweltmediziner Hans-Peter Hutter betont die soziale Komponente in der Hitzedebatte, auf die nicht vergessen werden dürfe: „Wir, denen es besser geht, haben für die zu sorgen, denen es nicht so gut geht.“ Er macht aber auch darauf aufmerksam, dass die Möglichkeiten der Vorsorge, irgendwo auch begrenzt sind: „Anpassungsmaßnahmen sind selbstverständlich sinnvoll und notwendig; immerhin müssen wir etwas tun, um das Leben auch in der heißen Zukunft erträglicher zu machen. Aber Anpassung hat Grenzen. Klimaschutz und Vorsorge sind daher unabdingbar.“

Deshalb müsse auch ein langfristiges Umdenken in Bezug auf die Maßnahmen gegen die Folgen des Klimawandels stattfinden. „Das Urfahranermarkt Gelände ist ein Sinnbild für die vielen versiegelten Flächen in Oberösterreich - hier ist es an heißen Tagen unerträglich. Wir müssen besonders die großen Ballungszentren klimafit machen. Klares Ziel: mehr Bäume und Grünräume, weniger Beton und Asphalt. Davon hängt unsere Lebensqualität ab“, betont Oberösterreichs Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.

Hitze-Risikokarte in Linz berücksichtigt auch soziale Faktoren

In der kommenden Linzer Gemeinderatssitzung steht die Fortführung der Baumpflanzoffensive am Programm. Damit sollen im Linzer Neustadtviertel künftig 30 neue Bäume den Straßenraum aufwerten. Das im Gemeinderat einstimmig beschlossene Anpassungskonzept „Zukunft Linz“ dient als Leitlinie für die Klimawandelanpassung der Stadt. Begleitend dazu wurde das erste Aktionsprogramm mit 30 konkreten Umsetzungsmaßnahmen beschlossen. Etwa sollen zusätzliche Grünflächen geschaffen und neue Trinkwasserbrunnen gebaut werden.„Wichtig ist uns dabei, dass auch die sozialen Folgen der Klimakrise immer im Fokus stehen. Daher wurden beispielsweise bei der Erstellung der Risikokarte 'Hitze', die als Basis für weitere Maßnahmen dienen soll, nicht nur stadtklimatologische Faktoren berücksichtigt, sondern z.B. auch die Einkommenssituation oder die Altersverteilung der Wohnbevölkerung im jeweiligen Stadtviertel“, so Klimastadträtin Eva Schobesberger.


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