„Alt heißt nicht automatisch pflegebedürftig“: Oberösterreichs Schwerpunkte im Pflegeressort 2025
OÖ/LINZ. Auf die mobile Pflege, die Gründung der neuen Oö. Pflege- und BetreuungsManagement GmbH, die Weiterführung der Oö. Fachkräftestrategie Pflege sowie den Start des Prozesses „Betreuungsarchitektur 2040“ legt das Sozialressort des Landes OÖ die Schwerpunkte im Bereich Pflege und Betreuung im Jahr 2025. In Summe 294 Millionen Euro stehen zur Verfügung.
„2025 wird ein wichtiges Jahr werden, weil wir Weichen stellen, wie es künftig bei der Pflege weiter gehen soll“, so Sozial-Landesrat Christian Dörfel (ÖVP) am Freitag in Linz. Er präsentierte gemeinsam mit Cornelia Altreiter-Windsteiger, Leiterin der Abteilung Soziales beim Land OÖ, die Schwerpunkte 2025.
294 Millionen Euro Budget für den Bereich Altenbetreuung und Pflege stehen im Sozialbudget 2025 zur Verfügung. Davon entfallen im Speziellen
- 28,6 Millionen Euro auf den Schwerpunkt Mobile Dienste
- 22 Millionen Euro auf Ausbildungen im Pflegebereich
- 18,4 Millionen Euro auf Leistungen der Hauskrankenpflege
- 13,5 Millionen Euro auf die Finanzierung der 24-Stunden-Betreuung
Schwerpunkt mobile Pflege
Rund 23.000 Menschen in Oberösterreich nehmen aktuell mobile Pflege und Betreuung in Anspruch. Um den Bereich zu stärken, wird 2025 die Digitalisierung vorangetrieben, wie zuletzt in den Alten- und Pflegeheimen. Pflegeplanungen und Dokumentation sollen schrittweise digitalisiert werden. Aufwändige Pflegedokumentation soll gemeinsam mit der Arbeiterkammer OÖ vereinfacht, die Bürokratie reduziert werden. Das neue Berufsbild „Heimhilfe in Ausbildung“ soll einen niederschwelligen Einstieg ermöglichen. Auch ein neues Medikamenten-Management wird ausgerollt (automatische Verblisterung).
Gründung Oö. Pflege- und BetreuungsManagement GmbH
Auf der Zielgeraden befindet sich die Gründung der angekündigten Oö. Pflege- und BetreuungsManagement GmbH zur Unterstützung und Entlastung der Sozialhilfeverbände. Das Projekt ist Teil der Oö. Fachkräftestrategie Pflege, die gemeinsam mit Gemeinde- und Städtebund erarbeitet wurde. Im Jänner soll die Hearing-Phase zur Ernennung der Geschäftsführung abgeschlossen werden, 30 Bewerber gab es laut Dörfel. Erster Schwerpunkt der neuen GmbH ist die Personalgewinnung und -entwicklung.
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Mit Stand Anfang 2025 sind in der Fachkräftestrategie 22 von 50 Maßnahmen umgesetzt, 22 in Arbeit, sechs offen. „Die Strategie läuft sehr erfolgreich“, verweist Dörfel darauf, dass in den letzten zwei Jahren über 400 zusätzliche Beschäftigte im Einsatz sind, es bei den Ausbildungsanfängern ein Plus von 29 Prozent gibt. „Das Image des Berufs hat wesentlich gewonnen.“
Ebenfalls gebe es eine Trendwende bei leerstehenden Betten aufgrund von Personalmangels: Aktuell stehen von insgesamt 12.762 verfügbaren Betten in den 134 Alten- und Pflegeheimen 1.056 Betten leer. Höchststand war Mitte des Jahre 2023 mit 1.341 leerstehenden Betten.
2025 wird im Rahmen der Fachkräftestrategie auch weiter der Fokus auf den Bereich Aus- und Weiterbildung sowie die Stärkung von Führungskräften gelegt. So werde unter anderem eine Ausbildungsberatungsstelle eingeführt, das Berufseinstiegsalter für Sozialbetreuungsberufe auf 18 Jahre gesenkt, aber auch die Dienstplangestaltung flexibilisiert, um Dienstplansicherheit zu gewährleisten. „Ein wesentlicher Faktor für die Attraktivität des Berufs“, so Dörfel.
Für die Stärkung der Führungskompetenz werden standardisierte Führungskräftelehrgänge entwickelt, „denn eine gute Führung ist wichtig, um Mitarbeiter zu halten“, weiß Altreiter-Windsteiger.
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Pflege und Betreuung der Zukunft
2025 wird der Prozess „Betreuungsarchitektur 2040“ gestartet, um laut Dörfel die „Zukunft der Pflege neu zu ordnen. Wir müssen die Weichen stellen, wie wir die Pflege und Betreuung bei einem Anstieg pflegebedürftiger Personen decken können, mit guter Qualität, aber auch finanzierbar“, so der Sozial-Landesrat.
Alt heiße nicht automatisch pflegebedürftig, pflegebedürftig heiße nicht gleich Heim, so Dörfel. Neue Pflegeformen sollen bestehende Formen im Bereich stationär und mobil ergänzen, zum Beispiel unter Einbeziehung des Ehrenamts und der Nutzung bestehender Strukturen etwa in Ortszentren. Vor allem will man sich schon bestehende Pilotprojekte in Oberösterreich ansehen, evaluieren und weiterentwickeln.
Altreiter-Windsteiger: „Das ist ein spannendes Thema: Was gibt es schon über den stationären und mobilen Bereich hinaus, wo können Sozialräume genutzt werden, was können auch Ältere dort selbst leisten. In Oberösterreich gibt es schon viele Projekte, die wir hier sichtbar machen.“ Laut Dörfel sei es das Ziel, einen „Baukasten“ an möglichen Modellen für die Sozialhilfeverbände und Magistrate zur Verfügung zu stellen, die „praktikabel und finanzierbar“ sind.
Die Ergebnisse sollen im Herbst 2025 präsentiert werden.
Knapp 50.000 Personen gepflegt oder betreut
9.798 Beschäftigte in der Altenbetreuung und Pflege gibt es in Oberösterreich aktuell, 1.226 Personen sind in Ausbildung. 48.522 Personen erhalten Unterstützung in der Pflege und Betreuung. Der Großteil davon (22.976) durch mobile Dienste, 15.073 durch stationäre Dienste, 5.422 durch 24-Stunden-Betreuung, 5.051 Personen durch andere Formen wie teilstationäre Tagesbetreuung oder alternative Wohnformen.
Grüne: „Wichtige Puzzle-Steine, aber noch kein Gesamtbild“
Die oö. Grünen sehen in den am Freitag präsentierten Schwerpunkten richtige Ansätze, ein klares Gesamtbild von der Pflege der Zukunft gebe es aber noch nicht. „Es fehlen Maßnahmen der Prävention, um Pflegebedürftigkeit vorzubeugen. Es fehlt ein kraftvolles Bekenntnis zu den Community Nurses, die sich sehr gut bewährt haben. Und es fehlen weitere Instrumente, um die pflegenden Angehörigen zu entlasten“, so die Grüne Gesundheitssprecherin Ulrike Schwarz. Neben den Mobilen Diensten seien Pflege-Tagesstrukturen und Kurzzeitpflegeangebote massiv ausbauen.
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