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Wie Pflege und Betreuung in Zukunft aussehen könnten: Oberösterreich arbeitet an „Betreuungsarchitektur 2040“

Tips Logo Karin Seyringer, 10.02.2025 20:24

OÖ/LINZ. Das Land OÖ startet gemeinsam mit oö. Städte- und oö. Gemeindebund den Prozess „Betreuungsarchitektur 2040“. Ziel ist es, alternative, nachhaltige wie finanzierbare Betreuungsformen angesichts alternder Bevölkerung und gesellschaftlichen Wandels zu schaffen.

  1 / 2   Betreuung und Pflege zählen zu den großen künftigen Herausforderungen – Symbolfoto. (Foto: Evrymmnt/stock.adobe.com)

Wie auch im Ausblick auf die Schwerpunkte des Oö. Pflegeressorts 2025 angekündigt, startet das Land OÖ gemeinsam mit oö. Städte- und oö. Gemeindebund den Prozess „Betreuungsarchitektur 2040“. Am Montag wurden bei einer Pressekonferenz des Landes weitere Schritte angekündigt.

Auch lesen: „Alt heißt nicht automatisch pflegebedürftig“: Oberösterreichs Schwerpunkte im Pflegeressort 2025

„Die Pflege ist zweifellos eine der großen Herausforderungen der nächsten Jahre und Jahrzehnte“, so Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) am Montag. Gemessen an Zahlen: Im Jahr 2040 wird der Anteil der Über-65-Jährigen bei 26,9 Prozent liegen, aktuell sind es 19,7 Prozent.

Mit der oö. Fachkräftestrategie Pflege und der Gründung der neuen OÖ Pflege- und BetreuungsManagement GmbH sind bereits Schritte gesetzt worden. „Aber es braucht auch Neues“, so Stelzer. „Wir wollen ein Bündel an neuen Betreuungswegen finden.“

In einer Art „Baukastensystem“ als Angebot für die Verantwortlichen der Betreuung und Pflege – Städte und Gemeinden – will man ausreichend Angebot haben, dass in Summe auch finanzierbar sei, „für die öffentliche Hand wie auch die Betroffenen“, so auch Sozial-Landesrat Christian Dörfel (ÖVP).

Ziel: „Möglichst lange in vertrauter Umgebung“

„Wir müssen uns rüsten“, so Dörfel weiter. Neben einer alternden Gesellschaft gebe es auch einen gesellschaftlichen Wandel, spricht er die familiäre Betreuung zu Hause an. „Unser Ziel ist es, dass die Menschen möglichst lange Zeit in ihrer vertrauten Umgebung bleiben können. Daher wollen wir die Betreuungsarchitektur neu aufstellen, zum bestehenden Angebot weitere Formen sicherstellen.“

Von der Alters-WG bis zur Nutzung des Leerstands im Ortszentrum

Die Stakeholder waren und sind aufgerufen, ihre Erfahrungen einzubringen, zudem wird in den Bundesländern und im benachbarten Ausland wie in Bayern oder der Schweiz nach Modellen gesucht. „Aufgabe des Projektes ist es jetzt, dass wir all jene vielfach pilothaft laufenden Formen analysieren, schauen, welche langfristig funktionieren, mit guter Qualität und dauerhafter Finanzierbarkeit.“

70 solcher alternativen Betreuungsformen sind mittlerweile laut Dörfel eingemeldet.

Als Beispiele nennt er unter anderem Alters-WGs, weil eine 24-Stunden-Betreuung mittlerweile mehr als nur eine Person betreuen darf, aber auch eine Kombination aus fachlicher Betreuung mit ehrenamtlicher Unterstützung. Auch Leerstände in Ortszentren könnten als Stützpunkte für Mobile Dienste verwendet werden, wo Personen mit kleinerem Pflegeaufwand betreut werden könnten. Zudem verweist er auf bestehende Modelle wie „Zeitbank 55plus“ im Rahmen von Vereinsstrukturen. Verschiedenste Ansätze und Modelle jedenfalls werden aktuell analysiert. „Wir sind offen, es gibt keine Denkverbote.“

Bedarf regional unterschiedlich

Der Stv. Vorsitzende des OÖ Städtebundes, Bürgermeister von Wels Andreas Rabl (FPÖ), verweist auf regionale Unterschiede. „In den größeren Städten sind wir privilegiert, weil wir eine jüngere Bevölkerung haben. Allerdings sind wir konfrontiert mit den unterschiedlichen Betreuungsstrukturen – im ländlichen Raum ist familiäre Betreuung wesentlicher.“

Das unterstreicht auch Dörfel: „Was am Land funktioniert, muss nicht in der Stadt funktionieren. Was im Bezirk Rohrbach funktioniert, muss nicht im Bezirk Gmunden funktionieren. Daher wollen wir für alle Regionen Angebote haben.“

Wie schaut das Altersheim der Zukunft aus?

Rabl verweist auch auf wohl überholte Bauweisen der Alten- und Pflegeheime: „In der 80er-Jahren waren Seniorenheime noch für Wohnen ab 65 Jahren ohne Betreuungsbedarf, so wurden die Heime auch gebaut. Das hat sich gewandelt.“

„Wir müssen auch schauen: Wie sieht das Altenheim der Zukunft aus? Muss anders gebaut werden“, so auch Dörfel. „Wir müssen diese an die sich wandelnde Lebensrealität anpassen, nicht nur baulich, auch im Hinblick auf Personal und Technik, Digitalisierung.“

„Betreuung nicht gleich Pflegeheim“

Oö. Gemeindebund-Präsident, Bürgermeister von Schlatt, Christian Mader (ÖVP) sieht vor allem auch für die Gemeinden die großen Herausforderungen beim Thema Pflege in der Zukunft. Daher gelte es, neue Angebote für unterschiedliche Pflegebedarfe zu entwickeln. „Betreuung heißt nicht gleich ein Bett im Pflegeheim“, so Mader. Er verweist darauf, dass im ländlichen Raum Ehrenamt noch stärker verankert sei, „das ist ein Ansatz, wo wir schauen, was möglich ist.“

Startschuss gefallen

Das Projekt „Betreuungsarchitektur 2040“ ist mit 10. Februar 2025 gestartet. Ein Fachausschuss wurde eingerichtet, wissenschaftlich begleitet wird der Prozess von Franz Kolland, Leiter des Kompetenzzentrums Gerontologie der Karl-Landsteiner-Privatuniversität Krems. Ergebnisse sind für Ende 2025 geplant.

Grüne: „Riesenherausforderung erkannt“

„Man ist sich der Riesenherausforderung offensichtlich bewusst. Man ist auch augenscheinlich bereit, sie auf mehreren Ebenen mit durchaus geeigneten Instrumenten anzugehen“, freut sich die Gesundheitssprecherin der oö. Grünen Ulrike Schwarz in einer Aussendung über das Projekt. Es müsse aber noch stärker die Prävention in den Vordergrund rücken. „Ehrenamtliche Strukturen und Nachbarschaftshilfen werden immer wichtiger. Sie müssen unterstützt, gestärkt werden und Teil eines Pflege-Zukunftsplans sein“, so Schwarz.


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