Land Oberösterreich schnürt neues Maßnahmenpaket gegen Extremismus
Ein zentraler Bestandteil des neuen Programms ist der ganzheitliche Ansatz: Neben gezielten Deradikalisierungs-Workshops werden ein interkulturelles „Train-the-Trainer“- Programm sowie das neue „OÖ Werte-Coaching“ etabliert. Ergänzend dazu wird eine historische Auseinandersetzung mit der Geschichte Oberösterreichs und insbesondere dem KZ Mauthausen als Teil des Projekts verankert. Diese Kombination soll nicht nur präventiv wirken, sondern auch das Wertefundament der Jugendlichen stärken.
Respekt und Zugehörigkeit
Zentrales Anliegen des Landes ist es, die Jugendlichen nicht mit erhobenem Zeigefinger zu belehren, sondern in ihrer Lebensrealität abzuholen. Vertrauen aufbauen, Respekt einfordern, aber auch Zugehörigkeit ermöglichen – das ist die Grundphilosophie hinter den neuen Projekten.
Das vom Roten Kreuz konzipierte Paket richtet sich an Jugendliche, die bereits in der Vergangenheit mit problematischem Verhalten aufgefallen sind bzw. an Systempartner, die mit diesen Jugendlichen arbeiten.
Intensivstraftäter
Vor allem Intensivstraftäter sind ein zunehmendes Problem. Denn weniger als 5 Prozent der männlichen Jugendlichen sind für die Hälfte aller Straftaten und drei Viertel der schweren Delikte ihrer Altersgruppe verantwortlich, wobei besonders junge Männer mit migrantischem Hintergrund in der Statistik auffällig sind. Dabei bewegen sich jugendliche Mehrfachtäter sich oft in kriminellen Freundeskreisen, die Straftaten fördern.
Werte-Coaching
Entgegenwirken soll unter anderem ein Werte-Coaching. Dabei stehen Bewegung, Begegnung und Betreuung im Mittelpunkt. Dazu sollen in Linz bzw. Umgebung offene und kostenlose Trainingseinheiten stattfinden. Die Inhalte des Trainings wechseln regelmäßig, orientieren sich aber an den Grundzielen des „Hood Trainings“: die Verbesserung der körperlichen Fitness durch regelmäßige Trainingseinheiten. Durch zugeschnittene Angebote soll auf unterschiedliche Rahmenbedingungen und Bedürfnisse eingegangen und somit einen wertstiftenden Beitrag zur Persönlichkeitsbildung und Kompetenzvermittlung von Kindern und Jugendlichen beigetragen werden.
Daneben soll es auch Deradikalisierungs- & Begegnungsworkshops geben.
UPDATE: Grüne vermissen Blick auf Rechtsextremismus
Die Grünen begrüßen das Paket, sehen aber noch Ergänzungsbedarf. „Bei der Zielgruppe bleibt Landesrat Dörfel auf halbem Wege stehen. Denn die Adressaten sind offenkundig migrantische Jugendliche. Extremismus betrifft alle Jugendliche, unabhängig vom Herkunftsland. Vor allem im Rechtsextremismus wird das deutlich. Aber konkrete Angebote für Jugendliche, die in den Rechtsextremismus abzudriften drohen, finden sich hier nicht. Aber der Rechtsextremismus rekrutiert selbstverständlich auch Jugendliche. Also müssen wir auch dort genau hinschauen, den Extremismus-Begriff breit verstehen und entsprechend mit Gegenmaßnahmen antworten“, so die Grüne Extremismus-Sprecherin Anne Sophie Bauer.
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