Wirtschaftskammer OÖ drängt auf Umsetzung der Linzer Osttangente und Ausbau der Pyhrn-Summerauerbahn
OÖ/LINZ. Die Wirtschaftskammer OÖ warnt vor einem Verkehrskollaps im Großraum Linz und fordert den Ausbau von Straße und Schiene. Einen jährlichen Überblick über für sie notwendige Entwicklungen will die WKOÖ mit einem neuen Verkehrsmonitor geben.
„Die Absatzmärkte im unmittelbaren Umfeld sind sehr wertvoll, daher braucht es attraktive Verkehrswege – mit einem Mix aus Straße, Schiene, Flug und Wasser“, betont der stellvertretende WKOÖ-Direktor Friedrich Dallamaßl mit Blick auf die wichtigen Handelspartner Deutschland, Italien und Tschechien. Wie auch WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer fordert er vor Presse Mut und Entschlossenheit bei zentralen Herausforderungen in der Verkehrs-Infrastruktur.
Herausforderung Nord-Süd-Achse
Die größte aktuelle Herausforderung sei der Nord-Süd-Verkehr in Oberösterreich. „Im Großraum ist die Kapazität bereits sehr angespannt.“ Hinzu komme, dass Tschechien bis Ende nächsten Jahres den Ausbau der Autobahn D3 bis zur Staatsgrenze in Wullowitz abschließen werde. Prognosen zufolge ist laut WKOÖ mit einem massiven Anstieg im Pkw-Verkehr (bis zu 185 Prozent) und im Lkw-Verkehr (30 Prozent) zu rechnen. „Der Lückenschluss der S10 bis zur tschechischen Grenze mit dem letzten Bauabschnitt Rainbach - Grenze ist aber erst bis 2031 geplant.“
Hotspot Stadtautobahn A7
Ein noch größeres Problem auf dieser Nord-Süd-Achse sei jedoch der Zentralraum selbst. „Er ist nicht auf dieses künftige Verkehrsaufkommen ausgelegt“, so Dallamaßl.
Hier übt die WKOÖ große Kritik: Trotz genehmigter „stadtnaher Trasse“ und Verordnung zur Freihaltung der nötigen Grundflächen für eine Linzer Osttangente sei das Projekt „regionalpolitisch kaltgestellt“. „Aber spätestens 2032 haben wir den Verkehr vor den Toren von Linz und keine Lösung dafür, den Verkehr, der nicht nach Linz will, umzuleiten.“
Die WKOÖ fordert vom Bund eine Verkehrsprognose 2040 sowie einen Antrag und Beschluss im Nationalrat zur Aufnahme der Osttangente ins Bundesstraßengesetz. Zudem solle die Linzer Stadtpolitik das Thema konstruktiv angehen und vorhandene Anrainerbeschwerden aktiv bearbeiten. „Aus unserer Sicht braucht es einen Schulterschluss, die drohende Situation - von der alle betroffen sein werden - zu lösen. Mit aller Dringlichkeit“, so Dallamaßl.
Mineralölsteuer zweckwidmen
Eine weitere Forderung der WKOÖ ist die Zweckbindung der Einnahmen aus mobilitätsbezogenen Abgaben wie der Mineralölsteuer für Brücken sowie Landes- und Gemeindestraßen. Rund vier Milliarden Euro betrage die Mineralölsteuer jährlich in Österreich. „Nur mit einem Viertel davon könnte das niederrangige Straßennetz in Oberösterreich gut in Schuss gehalten werden“, ist Wolfgang Schneckenreither, Obmann der oö. Sparte Transport und Verkehr überzeugt.
Überregionale Schiene ausbauen
Um Fracht im Nord-Süd-Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu bringen, fordern die Bundesländer Oberösterreich und Steiermark seit langem den Ausbau der Pyhrn-Summerauerbahn. „Ein Ausbau könnte im überregionalen Güterverkehr von Tschechien kommend über die Steiermark bis zum Hafen Koper in Slowenien – der für unsere Wirtschaft als wichtigster Hafen Europas gilt – einen mehr als positiven Beitrag leisten“, so Schneckenreither. Gleiches gelte für den Personenverkehr.
Die Forderung der Wirtschaftskammer OÖ: Das Projekt – es ist in den EU-Planungen der transeuropäischen Netze vorgesehen – müsse auch von den ÖBB im Zielnetz 2040 aufgenommen werden und trotz Sparmaßnahmen höchste Priorität erhalten. Das sei umso wichtiger, als Tschechien auf der Strecke Prag–Budweis–Linz neue Hochgeschwindigkeitszüge einsetzen will. „Oberösterreich darf sich nicht abhängen lassen.“
Intermodalität „Trumpfkarte“ für Oberösterreich
Oberösterreichs „Trumpfkarte“ in Sachen Infrastruktur sei die Intermodalität – also die optimale Verknüpfung aller Verkehrsträger. Noch viel Potenzial biete die Donau, ist Schneckenreither überzeugt.
Außer Streit stehe auch der Erhalt des Flughafens Linz-Hörsching. Etwa durch die Anbindung an die Weststrecke der Schiene könnte eine geeignete Perspektive geboten werden.
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Monitoring der Wirtschaftskammer
Die WKOÖ wird künftig jährlich im Rahmen eines laufenden Monitorings einen Bericht zu den Entwicklungen, Vorhaben und Notwendigkeiten im Bereich Verkehrsinfrastruktur in Oberösterreich vorlegen, wird ankündigt. Damit wolle man als Standortpartner Know-how und konstruktive Inputs einbringen.
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