Auf den Spuren von Captain Cook: Perger wagte Seefahrt seines Lebens
PERG. Johannes Ehrentraut hat sich seinen Lebenstraum erfüllt: In fünf Jahren ist er mit der „Blue Lilly“ rund 55.000 Kilometer in den Ozeanen der Welt gesegelt. Im Tips-Gespräch berichtet der 48-Jährige über die Höhen und Tiefen seiner Ausnahme-Seefahrt und verrät dabei auch, warum er manche Pläne auch wieder über Bord geworfen hat.
Von Abenteuerreisen wie dieser liest man eigentlich nur in Romanen. Und genauso fängt die Geschichte des Abenteurers Johannes Ehrentraut auch an. „Als ich gerade lesen konnte, hat mir mein Vater das Buch von Beate Kammler mitgebracht „Komm, wir segeln um die Welt“. Ich habe das regelrecht verschlungen und von da an habe ich davon geträumt, das selbst einmal zu machen“, erinnert sich der 48-Jährige.
Der Zeitpunkt, als aus einem Traum Realität wurde
Bis es schließlich dazu kam, hat der Perger ein fast normales Leben geführt. Er war Unternehmer und für internationale Firmen im Management tätig. Ein Weltenbummler war er also immer, sowohl beruflich als auch privat. Die Sehnsucht nach der Weltumseglung hat ihn aber nie verlassen. Viele Jahre war der Traum aus privaten und berufichen Gründen außer Reichweite.
Als seine Tochter 19 Jahre alt war und seine langjährige Partnerin und Ehefrau sich entschloss, mit ihm zu gehen, wurde aus dem Traum Realität. „Der Drang nach dieser Fahrt war irgendwann so groß, dass ich es einfach machen musste“, so Ehrentraut. Inzwischen hatte der Perger den internationalen Hochsee-Skipperschein in der Tasche und plante jahrelang an der idealen Route. „Nachdem wir in Marmaris das perfekte Boot gefunden hatten, haben wir die Aluminium-Yacht acht Monate lang in Monfalcone (Friaul) umgebaut. Die Blue Lilly war für uns ein Glücksgriff, weil sie als Expeditionsboot für eine Weltumsegelung gebaut wurde, die dann aber nie stattgefunden hatte“, erzählt Ehrentraut.
Mit „Blue Lilly“ von Monfalcone aus gestartet
Mit einem Windgenerator, Solarpaneelen und einer Entsalzungsanlage an Bord war das Boot im Spätsommer 2014 schließlich startklar. „Die Blue Lilly sollte sein wie eine Insel, damit man von der Außenwelt nichts braucht“, so Ehrentraut. Das Ausnahmepaar setzte die Segel durch das Mittelmeer und ließ Europa dann hinter sich − es ging hinaus auf den Atlantik. Während die meisten Weltumsegler die klassische Route entlang des Äquators mit dem Wind wählen, wollte Johannes Ehrentraut eine nehmen, die von den rund 100 Weltumseglern pro Jahr kaum jemand wagt. „Für mich war irgendwann klar: Ich will das Boot nutzen, um an Plätze zu kommen, wo sonst kein Mensch hinkommt. Das habe ich auf der normalen Route aber nicht gefunden. Ich wollte alleine sein, Urstämme entdecken“, betont der Perger. „Mir war das noch immer zu wenig Abenteuer.“
Abseits der normalen Route,wo kaum Segler hinkommen
Ab der Karibik hieß es nach langen Diskussionen also: neue Seewege erkunden, die nur wenige auf sich nehmen, weil es kaum Kartenmaterial und Wetter-Infos gibt. „An der kolumbianischen Küste bei den Indianern haben wir dann gleich mal monatelang kein anderes Boot gesehen, während man sich sonst immer wieder trifft“, so der 48-Jährige. „Und in der Südsee sind wir gesegelt, wo die einzigen bekannten Daten noch von Captain Cook stammen. Das schlimmste war, als wir auf dem Weg zur Oster-Insel mal sechs Tage in der Flaute gelegen sind.“ Ein großer Traum ging für Ehrentraut auch in Erfüllung, als er die Pitcairninseln erreichte, bekannt aus der „Meuterei auf der Bounty“.
Leben mit Einheimischen wie vor 1000 Jahren
„Obwohl man mit vier verschiedenen Wetterprognosen arbeitet, ist das in vielen dieser Gebiete wirklich schwierig. Wir haben mal sechs Wochen auf einer Insel in einem Atoll in Papua-Neuguinea gelebt, weil auf den Philippinen ein Sturm tobte und wir nicht weiterkonnten. Dort leben die Leute wie vor 1000 Jahren, es kommt fast nie wer hin und wir haben mit ihnen auch gejagt“, schildert der begeisterte Seefahrer bildhaft.
Auf den Philippinen ist Ehrentrauts Partnerin dann nach Hause geflogen, während das Boot auf Vordermann gebracht werden musste und sie hat sich dann entschieden, nicht mehr weiterzusegeln. Ehrentraut hat die Route dann bis Pangkor (Malaysia) fortgeführt und das Boot dort verkauft. „Ich habe oft überlegt, aufzuhören, aber dann wollte ich es doch durchziehen. Es war dann ein Sicherheitsthema, weil es durch den Golf von Aden schon sehr gefährlich ist. Ich würde alles trotzdem wieder so machen, auch wenn es war wie ein langer Traum.“
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