Heimel: „Die Kinder sind anwendungsfit, aber der Gefahren sind sie sich oft nicht bewusst“
OÖ/RIED/RIEDMARK. Ein Smartphone zu nutzen ist für Kinder alltäglich, ergibt die mittlerweile achte Kinder-Medien-Studie. Zu den drei häufigsten Aktivitäten zählen Videos streamen, Schulaufgaben erledigen und Musik hören. Ungeschlagen ist jedoch nach wie vor das persönliche Treffen mit Freunden.
Seit mehr als einem Jahrzehnt führt die Education Group im Auftrag des Landes OÖ mit der Kinder-Medien-Studie eine österreichweit einzigartige Medienstudie durch. Der Themen-Schwerpunkt 2022: „Digitale Kommunikation“. „Es ist wichtig, dass wir aktuelle Trends frühzeitig erkennen und Entwicklungen regelmäßig verfolgen. So haben wir die Möglichkeit, Potenziale zu erkennen und zu unterstützen, aber auch Gefahren im Medienverhalten von Kindern und Jugendlichen gegenzusteuern“, erklärt Bildungsreferentin LH-Stellvertreterin Christine Haberlander. Die aktuelle Studie zeigt, dass immer früher elektronische Geräte vorhanden sind. Tablets, Smartphones sowie der Umgang mit dem Computer und Internet sind bereits im jungen Alter keine Ausnahme mehr. Jedes zweite Kind, vorwiegend in der Altersgruppe der Acht- bis Zehnjährigen, verfügt über ein eigenes Handy oder Smartphone, jedes dritte Kind über ein eigenes Tablet. Die Mehrheit der Kinder nutzt den Fernseher fast jeden Tag, ähnlich intensiv werden Internet und Smartphone genutzt.
Im Ranking der bekanntesten und am meisten genutzten sozialen Netzwerke steht WhatsApp bei den Kindern besonders hoch im Kurs. 71 Prozent kennen den Nachrichtendienst, die Hälfte nutzt ihn auch selbst. „Es nutzt jedes Kind WhatsApp, das ein Handy hat“, berichtet auch Philipp Heimel, Schulleiter der CMC MS Ried in der Riedmark, aus der Praxis. Das offizielle Mindestalter für die Nutzung der App liegt in der EU bei 16 Jahren. Dicht auf Whats-App folgt YouTube, welches 66 Prozent der Kinder kennen und 39 Prozent auch nutzen. Dabei werden rund 53 Minuten pro Tag Videos geschaut. Mit beträchtlichem Abstand folgen Facebook, Tik Tok und Instagram.
Persönliche Treffenhoch im Kurs
Persönliche Treffen sind aus Sicht der Kinder dennoch deutlich wichtiger als digitale Kommunikation, 94 Prozent beurteilen sie als wesentlich für Freundschaften. „Zeit mit Freunden verbringen heißt noch, genau wie vor zehn oder 20 Jahren, persönliche Zeit“, betont market-Institutsvorstand David Pfarrhofer.
Doch nicht nur mit den Freunden reden die oberösterreichischen Kinder gerne und oft: 83 Prozent der Kinder sprechen täglich mit den Eltern – vor allem über Probleme. Auch für Pädagogen (73 Prozent) ist die persönliche Kommunikation am relevantesten, um abseits des Unterrichts mit den Schülerinnen und Schülern in Kontakt zu treten. „Die Kinder kommen nur dann, wenn die Lehrer-Schüler-Beziehung funktioniert“, betont Heimel.
Wenig schlechte Erfahrungen
Schlechte Erfahrungen in den sozialen Netzwerken sind selten, jedes siebte Kind berichtet von negativen Erlebnissen. Kinder mit Negativerfahrungen waren überwiegend mit Hänseleien (45 Prozent) und Unwahrheiten (41 Prozent) konfrontiert. Jedem fünften Kind sind schon einmal Hasskommentare aufgefallen.
65 Prozent der Kinder haben aber das Gefühl, dass sie mit ihren Eltern über alles sprechen können. Hört sich das vielleicht kurz erschreckend an – nur zwei Drittel der Kinder sprechen mit ihren Eltern über alles –, so ist dies jedoch ganz normal: „Wenn sie über Influencer reden wollen, dann reden sie nicht mit Mama oder Papa, sondern mit den Freunden“, so market-Institutsvorstand David Pfarrhofer. „Die sagen schon auch zu den Eltern ,Ihr kennt‘s euch da sowieso nicht aus‘ – und so reden sie auch mit uns“, weiß auch Philipp Heimel, Schulleiter der CMC MS Ried in der Riedmark. Dennoch muss die digitale Bildung vorangetrieben werden: „Die Kinder, die zu uns kommen, sind anwendungsfit, aber der Gefahren sind sie sich oft nicht bewusst.“ Eltern sehen hier Schulen und Kindergärten in der Verantwortung. Vor allem der Umgang mit Gefahren und der verantwortungsvolle Umgang mit Apps sind zentral. „Die Lehrer sind da auch bereit, sich zu engagieren.“
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