Wie die Römer noch heute ihre Spuren in Obersebern hinterlassen
AU AN DER DONAU. Vor fünf Jahren wurden nahe Au an der Donau (Gemeinde Naarn) die unterirdischen Überreste dreier Feldlager aus der frühen römischen Kaiserzeit gefunden. Für Historiker eine Sensation, handelt es sich hierbei doch um den ersten Nachweis römischer Besiedlung in Oberösterreich nördlich der Donau. Tips hat sich erkundigt, was mit diesen Funden geschieht und was sie für die Gemeinde bedeuten.
Am östlichen Ortsrand von Au an der Donau herrscht reger Betrieb. Denn zwischen Perger Straße und Schwemmgasse entsteht derzeit ein neues Siedlungsgebiet. Doch die Menschen, die hier schon bald einziehen werden, gehören nicht zu den Ersten, die sich in diesem Bereich niederlassen. Denn vor knapp 2.000 Jahren besiedelten bereits die Römer dieses Gebiet nahe der Mündung der Aist in die Donau.
Einzigartige Bauweise
Es war im Jahr 2017, als Mitarbeiter des Österreichischen Archäologischen Instituts durch geophysikalische Untersuchungen zwischen Au und Obersebern die Überreste von drei temporären römischen Militärlagern aus dem ersten Jahrhundert nach Christus fanden. Die Anlagen befinden sich größtenteils unter heute landwirtschaftlich genutzten Flächen nördlich und östlich der Schwemmgasse. Das Bundesdenkmalamt bezeichnet die erhaltenen Überreste als „ein einzigartiges Zeugnis der militärischen Aktivität im Limesvorland“. Demnach weisen die Funde neben historischen auch bauliche Besonderheiten auf, wie etwa eine Umfriedung mit zwei Lagergräben. Auf österreichischem Boden sei dies sogar das einzige erhaltene Beispiel eines Feldlagers mit einer Doppelgrabenanlage. Die Römer hatten den Standort Obersebern ausgewählt, um von dort aus sowohl das Donautal als auch eine der wichtigen Verkehrsroute Richtung Norden entlang der Aist zu kontrollieren. In unmittelbarer Nähe unterhielten sie auch das Legionslager in Arbing und das Kastell von Stein in St. Pantaleon-Erla (NÖ).
Funde werden nicht freigelegt
Um die einzigartige historische Substanz dieser Anlage zu erhalten, wurden die entsprechenden Grundstücksflächen im Juli 2021 unter Denkmalschutz gestellt. Die archäologischen Bodenfunde sollen laut Bundesdenkmalamt an Ort und Stelle belassen und auch nicht freigelegt werden. Die Grundeigentümer dürfen somit bauliche Veränderungen, wie beispielsweise eine Unterkellerung, nur nach Genehmigung des Bundesdenkmalamtes vornehmen.
Folgen für die Gemeinde
Weitreichende Folgen könnte der Denkmalschutzbescheid auch für die Gemeinde Naarn haben, da er eine mögliche Siedlungserweiterung Richtung Osten erschweren könnte. Die Gemeinde habe daher eine entsprechende Stellungnahme an das Bundesdenkmalamt abgegeben, berichtet Bürgermeister Martin Gaisberger. Aktuell sei eine Siedlungserweiterung zwar kein Thema, zumal sich die Grundstücke auch in Privatbesitz befänden. Doch dies könne sich in zehn bis zwanzig Jahren durchaus ändern. Spätestens dann könnte den Spuren der Römer in Obersebern wieder eine größere Bedeutung zukommen.
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