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Ruine wurde aus Dornröschenschlaf geweckt und vor Verfall bewahrt

Leserartikel Gerlinde Riegler-Aspelmayr, 26.03.2024 09:50

LANGENSTEIN. Versteckt im dicht verwachsenen Auwald thront auf Langensteiner Gemeindegebiet ein historisches Juwel, von dessen Existenz viele Menschen gar nichts wissen. Die einstige Wasserburg Spilberg befand sich lange im Dornröschenschlaf. Der Verein „Freunde der Ruine Spilberg“ kämpft unermüdlich für die Bewahrung des Bauwerks, das ein stummer Zeuge der Vergangenheit ist.

Ernst Mitmannsgruber (li.) und Robert Hofstadler halten Führungen ab. (Foto: Riegler-Aspelmayr)
  1 / 5   Ernst Mitmannsgruber (li.) und Robert Hofstadler halten Führungen ab. (Foto: Riegler-Aspelmayr)

Vielen ist die Burg gar nicht bekannt – dabei ist auf dem Weg nach Linz oder zurück so gut wie jeder im Bezirk Perg schon einmal an ihr vorbeigefahren. Denn die ehemalige Burganlage befindet sich mitten im Auwald zwischen der Bundesstraße 3 und der Donau auf Höhe der Ausfahrt St. Georgen/Langenstein. Spaziergeher und Bärlauchsammler, die das „Dornröschenschloss“ zum ersten Mal sehen, geraten immer wieder ins Schwärmen.

Tausende Stunden ehrenamtlicher Arbeit

Dass die einst berühmte und strategisch bedeutende Wasserburg lange Zeit dem Verfall preisgegeben war, ließ das Herz zahlreicher historisch interessierter Menschen im Raum Langenstein bluten. 2013 beschloss ein Personenkomitee unter der Führung von Ferdinand Naderer nicht mehr länger tatenlos zuzuschauen und gründete den Verein „Freunde der Ruine Spilberg“. Seither ist in tausenden Stunden ehrenamtlicher Arbeit mehr geschehen als in 300 Jahren zuvor zusammengerechnet. Das 7.600 Quadratmeter umfassende Areal der Burg wurde von Gestrüpp, Geröll und Gerümpel freigelegt und in einen gepflegten Zustand gebracht. Der Burgturm, der bereits fast eingefallen gewesen war, konnte wieder begehbar gemacht werden – ein Herzensprojekt des 2016 unerwartet verstorbenen Vereinsgründers und Obmanns Ferdinand Naderer.

Leuchtende Augen von Schulkindern

Wenn heute Schulklassen aus der Umgebung die vielen Stufen des Burgturms hinaufsteigen und dann mit leuchtenden Augen den traumhaften Ausblick genießen, führt ihr Weg auch an einer Gedenktafel an Ferdinand Naderer vorbei. „Er war der Motor, der alles Weitere ins Laufen brachte“, sagt Vereinsmitglied Robert Hofstadler in dankbarer Erinnerung an den einstigen Obmann.

Gemeinsam mit Ernst Mitmannsgruber leitet der historisch versierte Langensteiner heute Besichtigungen der Burg und entführt die Besucher somit in längst vergangene Zeiten. Für Führungen schlüpft er als „Ritter“ Robert auch gerne in historisches Gewand.

Geschichte lebendig machen

Seine Motivation: „Geschichte lebendig zu machen! Das ist unglaublich spannend und sinnerfüllend. Wir sehen es bei unserem Verein als unsere Aufgabe, das kulturelle Erbe der Vergangenheit für die Nachwelt zu bewahren. Es soll später einmal nicht heißen: Warum habt ihr zugesehen, wie dieses historische Juwel verfällt und in Vergessenheit gerät? Warum habt ihr damals nichts gemacht?“

Nein, diesen Vorwurf müssen sich die vielen tüchtigen Mitglieder des Vereins „Freunde der Ruine Spilberg“ sicher nicht gefallen lassen. Vielmehr ist es Anerkennung und Wertschätzung, die sie von der Bevölkerung der umliegenden Gemeinden erhalten, wenn sie bei diversen Veranstaltungen für Spenden sammeln, mit denen wiederum Baumaterial für Erhaltungsarbeiten an der Burg angekauft wird.

Freilich: „Man muss schon einen besonderen Faible für Geschichte und deren Bewahrung haben, wenn man hier einen Großteil seiner Freizeit verbringt“, sagt Ernst Mitmannsgruber.

Allein fürs Rasenmähen des gesamten Geländes geht im Sommer ein halber Tag pro Woche drauf, berichtet er und fügt mit verklärtem Blick hinzu: „Aber das ist es mir wert. Wenn ich hier in einer Arbeitspause in die Wolken hinaufschaue, denke ich mir: Denselben Himmel haben die Burgbewohner hier vor hunderten Jahren auch gesehen. Das hat schon was. Zeit und Raum erhalten innerhalb dieser Mauern eine andere Dimension.“

Infos und Anmeldung für Führungen

Die Wasserburg Spilberg, die auch Fundamente aus der Römerzeit enthält, wurde vermutlich in der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts erbaut. Ursprünglich lag sie auf einer Donauinsel, die zum Gemeindegebiet von Enns gehörte. Im 19. Jahrhundert wurde durch Regulierungen der Flussverlauf der Donau geändert, sodass die Ruine heute im Langensteiner Augebiet liegt.

Die Flucht- und Schutzburg, die auch einmal zum Stift St. Florian gehörte, wechselte häufig die Besitzer. Bewohnt wurde die Burg bis Ende des 17. Jahrhunderts. Danach wurde sie aufgelassen und verfiel.

Der heutige Eigentümer der Liegenschaft, Andreas Krassay, überließ dem Verein „Freunde der Ruine Spilberg“ das Areal per Vertrag und ebnete somit den Weg für eine Erhaltung der Ruine.

Anfragen für Besichtigungen und Führungen per Mail an: ruinespilberg@a1business.at

Weitere Infos: www.spilberg.at


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