Ein Ort, an dem Kinder Halt und Geborgenheit erleben können
SCHWERTBERG. Das ehemalige Schwertberger Grafenspital wird ab Herbst 2025 zum zweiten Zuhause für Kinder und Jugendliche, die hier wochentags sozialpädagogisch betreut werden. Nun wurde Dachgleiche des neuen Schülerinternats der Sozialen Initiative gefeiert, das Kinder ab sechs Jahren in behördlichem Auftrag beherbergen wird. Bisher gab es oberösterreichweit nur eine Einrichtung dieser Art.
Martin Hofer, Geschäftsführer der Sozialen Initiative (SI), war schon oft Bauherr für Wohneinrichtungen seiner jungen Schützlinge. Doch mit dem neuen Internat in Schwertberg scheint er eine besondere Freude zu haben. „Dieses historische Haus hat ein einzigartiges Flair “, sagt er, während er vom zweiten Stock des Gebäudes direkt in die Krone des mit Früchten üppig bestückten Kirschenbaumes im Garten der Liegenschaft blickt.
15 bis 20 Kinder und Jugendliche im Pflichtschulalter werden hier zu Beginn des Schuljahres 2025/26 einziehen. Kinder, deren Start ins Leben nicht gerade rosig war. Genau deswegen sollen sie es hier im Internat der Sozialen Initiative schön haben, sich wohl und geborgen fühlen und anhand geregelter Strukturen Halt erleben. Von Montag bis Freitag wird das Grafenspital ihr zweites Zuhause sein. Die Wochenenden und die Sommerferien werden die Kinder bei ihren Familien verbringen.
Räume werden Wärme und Behaglichkeit ausstrahlen
Dass die Pläne von Architekt Markus Knöbl (Architekturbüro archionic) hielten, was sie versprochen hatten, davon konnte man sich bei der Gleichenfeier überzeugen. Lichtdurchflutete Gemeinschaftsräume vermitteln Behaglichkeit und Wärme. Große Fensterflächen auf allen Ebenen bieten traumhafte Ausblicke – etwa auf das märchenhafte Schloss auf der einen und die gotische Kirche auf der anderen Seite.
„Im Leben der Kinder, die hier wohnen werden, war oft schon viel los. Hier sollen sie zur Ruhe kommen können“, sagt SI-Geschäftsführer Martin Hofer.
Oberleitner: „Sinnstiftende und nachhaltige Nutzung des Grafenspitals“
Das lässt sich die Soziale Initiative, die ihre Klienten im Auftrag der Kinder- und Jugendhilfe des Landes OÖ betreut, einiges kosten. Zwei Millionen Euro werden in den Zu- und Umbau des ehemaligen Grafenspitals, das über 250 Jahre auf dem Buckel hat, investiert. Eine gute und nachhaltige Investition, wie Bürgermeister Max Oberleitner (VP) betont: „Ich freue mich sehr, dass die Soziale Initiative dieses historische Gebäude, das ein Stück der Geschichte von Schwertberg ist, so behutsam und geschmackvoll revitalisiert und mit neuem Leben erfüllt.“ Dass hier Kinder und Jugendliche, die bisher nicht gerade auf die Butterseite fielen, ein zweites Zuhause finden sowie beste Betreuung und Geborgenheit erleben können, empfinde er als sehr sinnstiftend. Der Gemeinderat habe 2022 einstimmig der Neuausrichtung des Gebäudes zugestimmt, was zeige, dass Schwertberg parteiübergreifend voll hinter dem Projekt stehe, so Oberleitner.
Kinder werden verschiedene Schulen im Bezirk besuchen
Was den Schulbesuch anbelangt, werden die Kinder auf mehrere Schulstandorte im Bezirk aufgeteilt. Die Entscheidung darüber, welche Kinder welche Schulen besuchen werden, trifft nicht die SI, sondern die Bildungsdirektion. Konkrete Gespräche darüber wird es noch diesen Sommer geben.
Kinder- und Jugendhilfe OÖ entscheidet über Unterbringung in Internat
Neben Bad Goisern wird das neue Schülerinternat in Schwertberg das einzige für Kinder ab sechs Jahren in Oberösterreich sein.
Wenn es in Familien zu gravierenden Problemen kommt (etwa aufgrund von anhaltenden Konflikten, Trennungen, Todesfällen, Überforderung oder Armutsgefährdung), gibt es seitens der OÖ Kinder- und Jugendhilfe zwei Möglichkeiten, helfend einzugreifen. Einerseits durch mobile Betreuung, also durch regelmäßige Hausbesuche von Sozialarbeitern und Sozialpädagogen oder durch Fremdunterbringung in sozialpädagogischen Wohngruppen.
Diese als „volle Erziehung“ bezeichnete behördliche Maßnahme ist allerdings das letzte Mittel, da sie eine Trennung von den Eltern bedeutet und eine massive Kindeswohlgefährdung voraussetzt. Ein Internat, das nur wochentags besucht wird, ist eine Mittellösung zwischen mobiler Betreuung und Fremdunterbringung. Dies erklärt auch, warum im Schülerinternat Schwertberg somit keine „schweren Fälle“ betreut werden, sondern es eher um professionelle außerhäusliche Unterstützung geht, wenn eine Familie an ihre Grenzen kommt. Bisher gab es in OÖ nur ein einziges derartiges Internat für Kinder ab sechs Jahren. Es befindet sich in Bad Goisern.
„Wir schließen somit mit unserem Angebot in Schwertberg eine Lücke. Gerade eine geregelte Tagesstruktur sowie das Lernen und Hausübung machen ist in Familiensystemen mit komplexen Problemlagen oft eine Herausforderung. Wir übernehmen in behördlichem Auftrag mit unserem Fachpersonal diese Aufgaben“, so SI-Geschäftsführer Martin Hofer. Am Wochenende ist dann Familienzeit. Das so wichtige Band zwischen Eltern und Kindern bleibt erhalten und wird sogar gestärkt.
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