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80 Jahre Mühlviertler Hasenjagd: Gedenken mit Bezug zur Gegenwart

Mag. Claudia Greindl, 10.01.2025 11:13

MAUTHAUSEN. 80 Jahre ist her, dass rund 500 Häfttlinge aus Block 20 des Konzentrationslagers Mauthausen ausbrachen. Die beispiellose Verfolgung und Ermordung der Flüchtigen ist heute als „Mühlviertler Hasenjagd“ bekannt. Drei Monate später befreite die US-Armee das KZ. Zum Gedenken an diese Ereignisse laden die „perspektive mauthausen“ und die KZ-Gedenkstätte Mauthausen am ersten Februarwochenende ein.

  1 / 2   Gudrun Blohberger (KZ-Gedenkstätte) und Walter Hofstätter (perspektive mauthausen) laden zu den beiden Veranstaltungen im Februar herzlich ein. (Foto: Greindl)

Seit 20 Jahren setzen sich die Mitglieder der „perspektive mauthausen“ gegen jegliche Geringschätzung und Verachtung von Menschen ein. Immer wieder werden Gedenkveranstaltungen zur Mühlviertler Hasenjagd organisiert, wofür bereits viele bekannte Künstler nach Mauthausen kamen. So ist es auch heuer gelungen, für einen musikalisch-literarischen Abend „zum Mutmachen“ am Samstag, 1. Februar, die Schauspieler Katharina Stemberger, Gregor Seberg und den Autor Michael Köhlmeier zugewinnen. Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung im Donausaal von der Gruppe Tonfabrik und Christian Buchinger. „Es wird Erzählungen über die Mühlviertler Hasenjagd geben“, berichtet Walter Hofstätter, Vorsitzender der „perspektive Mauthausen“. Abgesehen von den damaligen Ereignissen, die Hofstätter und seine Mitstreiter lieber als Mühlviertler Menschenhatz bezeichnen, stehen auch Fluchtgeschichten von heute auf dem Programm. „Uns ist es wichtig, auch den Gegenwartsbezug herzustellen“, so Hofstätter. Dem pflichtet auch Gudrun Blohberger bei. Die pädagogische Leiterin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen berichtet von Vemittlungsprogrammen für heutige Geflüchtete im Lager. Besonders ein Erlebnis ist ihr in Erinnerung geblieben: „Ein Syrer hat beim Rundgang plötzlich sein Hemd ausgezogen und uns die Narben aus dem berüchtigten Foltergefängnis in Damaskus gezeigt.“

Gedenkwanderung

Gemeinsam mit der KZ-Gedenkstätte Mauthausen lädt die „perspektive mauthausen“ am Sonntag, 2. Februar, ab 13 Uhr zu einer Gedenkwanderung von der Gedenkstätte bis zum Denkmal am Sammelplatz der ermordeten Häftlinge in Ried in der Riedmark ein. Auf dem rund vier Kilometer langen Weg wird die Geschichte der Opfer erzählt, die Frage nach der Verantwortung gestellt und der Handlungsspielraum des Umfelds beleuchtet. Von den rund 500 ausgebrochenen Häftlingen überlebten nur elf.

Nach der Wanderung und einer Gedenkfeier findet in der Musikschule eine Podiumsdiskussion mit Zeitzeugin Anna Hackl statt, deren Familie zwei der geflohenen KZ-Insassen versteckte. Außerdem auf dem Podium: Der Historiker Matthias Kaltenbrunner, die SPÖ-Nationalratsabgeordnete und Rieder Denkmals-Initiatorin Sabine Schatz sowie „perspektive“-Vorsitzender Walter Hofstätter und Gudrun Blohberger.

Schweigen aufgebrochen

Die seit Jahren gute Zusammenarbeit der KZ-Gedenkstätte und der „perspektive mauthausen“ ermöglicht nicht nur Veranstaltungen wie diese. Sie führte und führt immer noch zu einer Auseinandersetzung der Einheimischen mit der oft als unangenehm empfundenen Geschichte ihres Ortes. „Das Schweigen über die Geschehnisse ist dank der Arbeit der perspektive mauthausen einer aktiven Auseinandersetzung gewichen, wobei die jüngeren Mauthausener ohnehin weniger Vorbehalte dagegen haben“, so Gudrun Blohberger Für Walter Hofstätter ist das 20-jährige Bestehen der Initiative auch Zeit dafür, Bilanz über die Entwicklung der Gedenkarbeit zu ziehen. Aus diesem Anlass ist ein Buch zum Thema erschienen, das bei der Veranstaltung am 1. Februar erstmals aufliegen wird.

Hetze und Schlimmeres

Gerade im Gedenkjahr 2025 gebe das Erstarken der rechten Parteien in Europa besonders zu denken, meint Walter Hofstätter. „Es macht mich fassungslos, wenn Politiker öffentlich die Forderung erheben, Teile der Menschenrechtskonvention der Vereinten Nationen außer Kraft zu setzen“, so der Mauthausener, der sich die Frage stellt, wo die verbale Hetze hinführen kann. Gegen diese und schlimmere Auswüchse wollen die Aktivisten weiter mit Nachdruck auftreten.

Im Zeichen von 80 Jahren Kriegsende und Befreiung des KZ Mauthausen steht auch das weitere Jahresprogramm in der Gedenkstätte. Weitere Informationen: www, mauthausen-memorial.org

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