Groß-Demonstration in Perg: Bauern setzten mit über 200 Traktoren ein starkes Zeichen für faire Lebensmittelpreise
BEZIRK PERG. Bereits in den frühen Morgenstunden machten sich heute ausgehend von Waldhausen, Saxen, St.Georgen am Walde, Ried in der Riedmark und Allerheiligen Landwirte mit ihren Traktoren auf verschiedenen Routen auf den Weg in die Bezirksstadt, um dort für faire Preise einzutreten.
Rund 200 Traktoren setzten sich um 9.30 Uhr vom Sammeltreffpunkt beim Hallenbad in der Machlandstraße über die Waidhoferstraße in Richtung Kreisverkehr beim Eurospar in Bewegung. Dort angekommen bezogen die Demonstrationsteilnehmer vor dem Eurospar-Markt Position und verlautbarten ihre Forderungen. Klare Statements und Botschaften wurden nicht nur mit Transparenten, sondern auch in den Reden transportiert.
Klare Botschaften auf Transparenten und in den Reden
Neben Bezirksbauernkammer-Obfrau Rosi Ferstl, Nationalrat Nikolaus Prinz, Bezirksbäuerin Barbara Payreder und OÖ. Jungbauernobmann Christian Lang ergriff auch hoher Besuch aus Linz das Mikrofon. Die Oö. Landwirtschaftskammer-Präsidentin Michaela Langer-Weninger brachte die Sachlage stellvertretend für die vielen Teilnehmer auf den Punkt: „Nicht nur im Bezirk Perg, in ganz Oberösterreich wird heute ein starkes Zeichen gesetzt, denn es ist Zeit dass sich was ändern muss. Wir leisten hervorragende Arbeit, auf unseren Feldern, Wiesen und Stallungen. Wir produzieren hochwertige Lebensmittel für die Bevölkerung nach höchsten Standards. Das alles geht aber nicht zum billigsten Preis. Unsere Arbeit muss fair abgegolten werden. Die drei großen Lebensmitteleinzelhandelsketten haben in Österreich fast 90 Prozent des Marktes in ihrer Hand … damit haben sie auch große Verantwortung uns Bauern gegenüber und auch unserer Kulturlandschaft gegenüber die wir mit großem Einsatz hegen und pflegen. Dafür verlangen wir, dass unsere Arbeit fair abgegolten wird und dass man uns fair begegnet. Wenn man hört wie groß die Gewinne sind im Handel, dann ist das recht und gut. Aber auch wir Bauern brauchen für unsere Güter einen entsprechenden Preis, damit auch wir wieder investieren können, damit auch wir von unserer Produktion leben können und damit auch die jungen eine Zukunft haben und künftig Grund und Boden in unserer Heimat bewirtschaften können.“
Zentrale Bauernbund-Forderungen:
Stoppt die „überbordende Aktionitis“ der Handelsriesen
„Mehr Leistung und mehr Fleiß für weniger Geld geht sich nicht aus. Das bekommen wir Bauern und jetzt auch die lebensmittelverarbeitenden Unternehmen zu spüren. Wir fordern deshalb einen Stopp dieser permanenten Aktionitis bei heimischen Lebensmitteln“, betont Landesrat Max Hiegelsberger. Lediglich 9,7 Prozent des Haushaltseinkommens wird durchschnittlich noch für Lebensmittel ausgegeben. Dem Bauernbund geht es nicht um eine Verteuerung von Lebensmitteln, sondern um eine gerechte Aufteilung der Margen entlang der Wertschöpfungskette. „Seit Jahren ist es ein unsäglicher Kampf zwischen Groß und Klein. Rund 150.000 bäuerliche Betriebe stehen wenigen Handelsriesen gegenüber. Die Erzeugerpreise stagnieren oder sinken, während SPAR in einem Jahr 352 Mio. Euro Gewinn verzeichnet. Dieses Ungleichgewicht ist für die Bauern ruinös“, so der Bauernbundobmann.
Österreichbonus für österreichische Qualität
Mehr Wertschätzung für Österreichs Vorreiterrolle beim Umwelt- und Tierschutz durch eine faire Preisgestaltung. Österreichs Bäuerinnen und Bauern sind die ersten Betroffenen und gleichzeitig Teil der Lösung zur Bekämpfung des Klimawandels. Österreichische Standards zu Weltmarktpreisen sind nicht möglich. Wir fordern einen „Österreichbonus“ für in Österreich produzierte Lebensmittel!
Aus für rot-weiß-rote Fähnchen
„Wir fordern das Aus für das unsägliche Spielchen mit dem rot-weiß-roten Fähnchen auf Lebensmitteln aus dem Ausland. Wir brauchen eine praxistaugliche Umsetzung der Primärzutatendurchführungsverordnung in Österreich. Es darf nur Österreich draufstehen, wo Österreich drinnen ist – alles andere ist Konsumententäuschung!“, so die konkrete Forderung des Bauernbundes.
SPAR-Reaktion auf Protestmaßnahmen
Bereits einen Tag vor den Protestaktionen äußerte sich SPAR in einer Presseaussendung. Darin heißt es unter anderem: „Als Handelsunternehmen ist es die Aufgabe von SPAR, sowohl für die Molkereien (und damit indirekt für die Bauern) als auch für die Konsumenten einen angemessenen Preis zu verhandeln. Das geschieht derzeit. Leider hat sich in der Bauernschaft das falsche Gerücht verbreitet, dass die Preisgespräche abgebrochen worden seien. Das ist falsch! Richtig ist, dass SPAR nach wie vor in Verhandlungen mit den Molkereien ist. Wir sind sicher, dass wir diese Verhandlungen mit den Molkereien auch zu einem positiven Abschluss bringen werden!“
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