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„Frauen nach vorne, das ist in der Landwirtschaft nicht nur ein Lippenbekenntnis“

Michaela Primessnig, 08.03.2023 11:30

BEZIRK PERG. Rosi Ferstl hat im Jahr 2014 die Funktion der Bezirksbauernkammer-Obfrau übernommen. Sie ist damit eine von nur zwei Frauen in Oberösterreich in dieser Spitzenfunktion. Der Weg zur Gleichberechtigung sei aber geebnet, wie die Pergerin im Tips-Gespräch zum Weltfrauentag verrät.

Rosemarie Ferstl ist seit neun Jahren Bezirksbauernkammer-Obfrau. (Foto: Primeßnig)
Rosemarie Ferstl ist seit neun Jahren Bezirksbauernkammer-Obfrau. (Foto: Primeßnig)

Begonnen hat Rosis politische Karriere mit der Übernahme der Perger Ortsbäuerin im Jahr 2001. Ihre beiden Töchter waren damals noch im Kindergartenalter. „Mein Mann und meine Familie haben mich von Anfang an unterstützt. Wenn man diesen Weg geht, ist das auch wichtig. Auch für meine Töchter war immer klar, dass sie das gut finden“, erinnert sich die 51-Jährige. Bald ist Ferstl auch in den Gemeinderat eingezogen, war auch Stadträtin, bis sie sich 2014 dann voll und ganz auf ihre Aufgabe in der Kammer konzentriert hat. „Aus meiner Sicht sind wir in der Landwirtschaftskammer Vorreiter. Es gibt ein klares Bekenntnis in Form einer Charta für eine partnerschaftliche Interessensvertretung, die Frauen den Weg in Führungspositionen ebnen soll und das ist nicht nur ein Lippenbekenntnis. Ganz bewusst wird da auch ein Schwerpunkt in der Ausbildung gesetzt.“

Schwerpunkt Ausbildung

Ihr selbst habe vor allem der ZAM-Lehrgang, kurz für „Zukunftsorientierte Agrarpolitische Motivation“, viel gebracht. Aktuell absolvieren wieder sechs Frauen im Bezirk diesen Kurs, um sich persönlich, rhetorisch, aber auch fachlich in agrarpolitischen Themen weiterzuentwickeln. „Mir hat das wahnsinnig viel gebracht, da geht es auch um ein Selbstvertrauen und wie man auftritt, weil man in diesen Themen dann einfach sattelfest ist“, erklärt Ferstl.

Obwohl sicher nicht immer alle Männer begeistert sind, wenn Frauen in diese Funktionen drängen, so habe sie aber immer viel Unterstützung erfahren, vor allem von ihrem Vorgänger Hannes Peterseil. Ihr außerordentliches diplomatisches Geschick ist es wohl auch, was den Rest der Männer überzeugt hat. „Mein Zugang ist sowieso, in jedem das Positive zu sehen, das hat mir sicher immer geholfen und das nimmt auch in hitzigen Diskussionen die Luft heraus.“

Dass alte Rollenbilder in der Landwirtschaft sicher noch sehr verbreitet sind, will die zweifache Mutter nicht leugnen. „Es freut mich aber schon, dass es viele Frauen gibt, die was machen wollen und auch Funktionen übernehmen und die gehen wirklich mit viel Elan an die Sache. Generell ist es wichtig, dass wir allen, die ehrenamtlich Aufgaben übernehmen, wieder mehr Wertschätzung entgegenbringen. Der Ton ist leider schon ein rauer geworden, gerade Frauen macht das oft sehr zu schaffen und das sollten wir wieder ändern.“

Ohne Ellbogen geht's auch

Ihren Schritt in die Politik und in die Interessensvertretung hat die Pergerin trotz aller schwierigen Phasen nie bereut: „Wir Frauen machen das nicht mit so viel Ellbogen-Taktik, aber das ist auch gut so. Ich mache es immer noch sehr gerne, gehe gerne zu den Leuten raus. Verkrustete Strukturen gibt es in allen Bereichen immer wieder, aber da bricht schon vieles auf. Schade ist, dass vieles, was Frauen leisten, zu wenig gesehen wird, daran müssen wir arbeiten. Und sicher müssen wir Frauen uns mehr gegenseitig unterstützen.“


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