
MAUTHAUSEN/BEHAMBERG. 29 Jahre lang war Hubert Bürstmayr Fachanleiter der Service-Abteilung in den Donauwerkstätten des Vereines SAUM. Mit Ende März verabschiedet sich der 62-Jährige in den wohlverdienten Ruhestand und blickt auf eine Arbeit, die sinnstiftend und überaus erfüllend zugleich war, zurück.
1994 hat der aus St. Ulrich bei Steyr stammende Tischlermeister seine Arbeit beim Verein SAUM aufgenommen. Sechs Jahre lang war Bürstmayr zuvor in Papua-Neuguinea als Entwicklungshelfer im Einsatz. Als er zurückkehrte, hat er sich bei den Donauwerkstätten beworben und wurde als erster Tischlermeister auch gleich angestellt. „Ich dachte mir, das könnte passen, immerhin habe ich in Papua-Neuguinea kriminelle Jugendliche betreut. Es war ein Ausbildungsprojekt eines katholischen Männerordens, auch das war genau meins“, erzählt der Wahl-Behamberger.
„Es ist dann mein zweitbester Job geworden, nach dem in der Entwicklungshilfe“, lacht Bürstmayr. „Man hat so viele Möglichkeiten und so viele persönliche Begegnungen, der Beruf ist fachlich, aber auch sozial angelegt und hat mir immer Spaß gemacht.“
Auch mit bunten Vögeln kann man erfolgreich sein
„Ich habe immer gesagt, her mit den bunten Vögeln, mit solchen Mannschaften ist man am produktivsten. Wir waren immer erfolgreich und das mit Menschen, die am Arbeitsmarkt sonst keiner wollte, es geht eben auch so“, ist Bürstmayr überzeugt.
Heute sei der Verein SAUM ein sehr akzeptierter Arbeitgeber in der Region, früher hatte man da doch mehr Vorbehalte in der Gesellschaft gegenüber jenen Mitarbeitern, die im Beschäftigungsprojekt tätig waren. „In jedem schlummern Talente“, das war immer Bürstmayrs Credo. „Man muss jedem die nötige Wertschätzung entgegenbringen, dann funktioniert es auch“, weiß der 62-Jährige. Geäußerten Vorurteilen von außen gegenüber neuen Mitarbeitern hat Bürstmayr nie ein Ohr geschenkt, er hat sich selbst ein Bild gemacht, damit sei er auch immer am Besten gefahren.
Zweite Chance und die Freude am Arbeiten
Oft fehlt es den Menschen an Selbstwertgefühl am Anfang, wenn sie kommen. „Viele glauben, dass sie keiner mehr will. Doch dann sehen sie, dass sie eine neue Chance bekommen. Zu uns kommen Menschen, die oft vieles hinter sich haben, Krankheiten und herbe Rückschläge im Leben und trotzdem kommen sie und wollen arbeiten“, erzählt Bürstmayr im Tips-Gespräch. „Wir Österreicher sind ein Hakler-Land, das ist so, bei uns gibt es keine Owizara, wie manche oft meinen.“ Arbeit sei einfach eines der wichtigsten Elemente im Leben, es brauche aber auch Akzeptanz für jene, die es nicht so leicht haben.
Das Beschäftigungsprojekt der Donauwerkstätten, heute Sozialökonomischer Betrieb genannt, biete genau jenen diese Möglichkeit, noch mal Fuß zu fassen. Der Verein SAUM ist heute auch inzwischen sehr eng mit der regionalen Wirtschaft verknüpft und übernimmt zahlreiche Aufträge für die Betriebe in der Umgebung. Unter Anleitung der Fachanleiter sind die meist vom AMS zugewiesenen Mitarbeiter zum Teil in der Möbelproduktion und in der Lohnfertigung tätig. Lange Zeit war auch die Grünraumpflege sehr beliebt, diese wurde allerdings inzwischen eingestellt. Dem erfahrenen Fachanleiter hat es immer Spaß gemacht, den Beschäftigten etwas beizubringen, aber auch ihre persönlichen Geschichten kennenzulernen. „Diese Leute wollen einfach dazugehören, ich blicke auf so viele positive Erlebnisse zurück, die ich nie vergessen werde.“