Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

3. Dachsberger Zeitgespräche überschattet vom Terror in Paris

Leserartikel Elisabeth Lidauer, 17.11.2015 09:09

PRAMBACHKIRCHEN. „Freiheit ist der kostbarste Teil des Menschen. Und diese Freiheit dürfen wir uns auch durch den Terror nicht nehmen lassen“, eröffnete Pater Ferdinand Karer, Direktor des Gymnasiums Dachsberg, unter dem Eindruck der Anschläge in Paris die dritten Dachsberger Zeitgespräche zum Thema „Europa: Visionen-Werte-Grenzen“.

Schüler diskutieren mit Experten und Politikern     Foto: Academia Superior/Wakolbinger
Schüler diskutieren mit Experten und Politikern Foto: Academia Superior/Wakolbinger

22 Schüler hatten sich in den vergangenen Monaten als Young Academia, unter Leitung von Brigitte Söllinger und in enger Kooperation mit Academia Superior - Gesellschaft für Zukunftsforschung, intensiv mit Europa und der Europäischen Union beschäftigt. Bei den Zeitgesprächen wurden ihre Fragen mit Vertretern aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft diskutiert.

Landesrat Michael Strugl zeigte sich begeistert vom Interesse und Engagement der Jugendlichen. Gemeinsam mit dem Gründer der Initiative TerraEuropa Michel Marliére, dem JKU-Ökonomen Johann Brunner und dem Oberhaupt der fürstlichen Familienstiftung Georg Starhemberg, diskutierte Strugl am Podium mit den Schülern. Außerdem übersendete Außenminister Sebastian Kurz seine Positionen zur Flüchtlingsdebatte per Videobotschaft und Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger schaltete sich, vom Publikum aus in die Diskussionen zum Thema TTIP ein. Diese und weitere besprochene Themen, wie das Verhältnis zwischen Europa und Russland, die Griechenlandkrise oder der politische Rechts-Ruck in Europa, lagen den Jugendlichen besonders am Herzen. Mehr als 400 Interessierte waren ihrer Einladung zu den Zeitgesprächen gefolgt, um die hochkarätige Podiumsdiskussion mit zu verfolgen.

Wirtschafts-Landesrat Michael Strugl betonte, dass politische Transparenz ein noch stärkerer Wert Europas in der Zukunft werden müsse: „Die mittlerweile wieder rückgängig gemachte Entscheidung, über TTIP geheim zu verhandeln, war sicherlich der Kardinalfehler der europäischen Verhandler. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die USA der zweitwichtigste Handelspartner Österreichs und Oberösterreichs sind.“ In den Themen Schuldenkrise und Flüchtlinge, aber auch in der Frage des demografischen Wandels, sah Strugl dringenden Handlungsbedarf Europas und betonte: „Hier ist Europa wirklich gefordert, das in den Griff zu kriegen.“

Bundesminister Sebastian Kurz betonte die große Bedeutung, welche die Bewältigung der durch die Flüchtlingskrise auftauchenden Herausforderungen für die Zukunft Europas hat. Zu einer abgestimmten Politik der EU-Staaten, sowohl in Europa als auch vor Ort im Nahen Osten, gäbe es keine Alternative.

Der in Köln lebender französischer Unternehmer Michel Marliére sah die größte derzeitige Bedrohung für das Friedensprojekt der Europäischen Union nicht im islamistischen Terror, sondern im Wiederaufleben nationalistischer Tendenzen. „Die EU wird zu oft Opfer nationaler Politiker, die ihre eigene Verantwortung aus politischem Kalkül auf Brüssel abschieben. Als Europäer müssen wir aufpassen, dass wir auch für unsere gemeinsamen Werte kämpfen“, so der Unternehmer. Marliére gründete deshalb die Initiative TerraEuropa, durch die Jugendliche wieder für Europa begeistert werden sollen.

Georg Starhemberg, Fürst Starhemberg“schen Familienstiftung, sieht keinen anderen Weg, als weiterhin an der EU festzuhalten, an ihr weiter zu arbeiten und sie zu verbessern. „Wir müssen uns wieder mehr darauf konzentrieren, gemeinsame Lösungen für Europa zu finden, anstatt auf Konfrontation zu setzten“, betonte Starhemberg mit Blick auf die Flüchtlings- und Ukrainekrise.

Der Ökonom an der Linzer Johannes-Kepler-Universität, Johann Brunner, zeigte sich in der Flüchtlingsfrage optimistisch: „Langfristig bin ich mir sicher, dass die aktuellen Belastungen durch die Aufnahme der Flüchtlinge zu Wohlstandsgewinnen umgewandelt werden können“. Zu den anderen Herausforderungen vor denen Europa derzeit steht, meinte der Ökonom: „Die EU konnte bisher noch alle Probleme gemeinschaftlich lösen – und ich bin zuversichtlich, dass das auch weiterhin so sein wird“.

Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger, der sich im Publikum befand, wurde von den Schülern ebenfalls zu seiner Meinung bezüglich TTIP befragt. „Bei diesem Thema müssen wir noch genau darüber diskutieren, welche unserer Produkte wir schützen wollen. Denn eine Umsetzung von TTIP wird Gewinner und Verlieren bringen“, so Hiegelsberger und ortete vor allem Probleme in der Kommunikation zwischen Verhandlern und Bevölkerung.

Unter den zahlreich erschienenen Gästen konnten unter anderem der Präsident der Katholischen Aktion OÖ, Bert Brandstetter, die Bürgermeisterin von Grieskirchen, Maria Pachner, der Bürgermeister von Eferding, Severin Mair und der Vizebürgermeister von Prambachkirchen, Rudolf Krautgartner, begrüßt werden.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden