Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Frauenhaus Innviertel: Die Formen der psychischen Gewalt sind vielfältig und heimtückisch

Rosina Pixner, 15.02.2018 17:46

RIED. Das Frauenhaus Innviertel ist Anlaufstelle für Frauen und deren Kinder, die von häuslicher Gewalt bedroht oder betroffen sind. Es gibt verschiedene Formen von Gewalt: körperliche Gewalt, psychische Gewalt und sexuelle Gewalt sowie soziale und ökonomische Gewalt.

Jede fünfte Frau wird im Laufe ihres Lebens mindestens einmal Opfer männlicher Gewalt. Foto: Wodicka

Ursula Walli, Geschäftsführerin des „Frauenhaus Innviertel“, weiß durch ihre Arbeit im Frauenhaus, mit welchen Formen von Gewalt die Frauen konfrontiert sind. Sie kennt die Tücken der psychischen Gewalt und berichtet von Frau O., die in Begleitung ihrer Freundin ins Frauenhaus zum Beratungsgespräch kam (auch der Termin wurde durch die Freundin vereinbart – Frau O. hat dazu keine Kraft). Frau O. berichtet der Sozialarbeiterin unter vielen Tränen von ihrer Situation.

Beleidigungen und Demütigung

Sie ist seit 15 Jahren mit ihrem Ehemann in einer Beziehung; die gemeinsame Tochter ist sieben Jahre alt. Zu Beginn der Beziehung war sie sehr verliebt und alles verlief harmonisch. Seit ein paar Jahren bemerkt sie Veränderungen an ihrem Mann: Er kommt oft gestresst von der Arbeit und schimpft dann mit ihr, dass der Haushalt nicht in Ordnung sei. Er hält ihr immer wieder vor, dass sie finanziell nichts für die Familie beiträgt – obwohl es sein Vorschlag war, dass sie nicht wieder in den Beruf einsteigt, sondern sich um die gemeinsame Tochter kümmert. Ihr ist aufgefallen, dass er nach Treffen seines Stammtisches immer häufiger stark angetrunken ist. Sie hat zunehmend bemerkt, dass er auch unter der Woche beziehungsweise tagsüber nach Alkohol riecht. Bei Konfrontation leugnet er das Alkoholproblem. Seine Beschimpfungen werden immer häufiger und intensiver. Ständig hält er ihr vor, dass sie zu dumm für alles Mögliche sei – die Führung des Haushalts, die Erziehung der Tochter, etc. Es kommen Aussagen wie „ohne mich schaffst du es sowieso nicht“ oder „so blöd wie du bist, wirst du sicher keine Arbeit mehr finden“.

Beratungsgespräch

Frau O. konnte sich nach dem ersten Beratungsgespräch noch nicht dazu entscheiden, ins Frauenhaus zu ziehen. Es folgten weitere Gespräche und Frau O. besichtigte die Räumlichkeiten des Frauenhauses.

Trennung als Chance

Nach einigen Wochen traf sie die Entscheidung, sich von ihrem Ehemann zu trennen und mit ihrer Tochter ins Frauenhaus zu gehen. Heute, zehn Monate später, lebt Frau O. mit ihrer Tochter in einer eigenen Wohnung. Sie hat eine neue Arbeit, die Scheidung läuft und dank regelmäßiger Therapie hat sie es geschafft, ihr früheres Selbstbewusstsein wieder aufzu- bauen.

Verschiedene Formen psychischer Gewalt

So oder ähnlich geht es vielen Frauen, die sich an das Frauenhaus wenden. Psychische Gewalt beinhaltet alle emotionalen und verbalen Misshandlungen, die die Betroffenen als Zerstörung ihres Selbstwertgefühles erleben. Beispiele für psychische Gewalt sind etwa ein „lächerlich machen“ in der Öffentlichkeit, zum Beispiel vor Freunden oder der Familie, beleidigende Äußerungen über das Aussehen oder den Charakter, ständiges Nörgeln, Schimpfen und Toben. Häufig kommen auch Behauptungen wie, die Frau sei verrückt, psychisch krank oder bilde sich etwas ein.

Gaslighting und verzerrte Wahrnehmung

Eine weitere Form von psychischer Misshandlung ist das gezielte Erschöpfen des Opfers. Zum Beispiel das ständige Auftragen von Hausarbeit (teilweise auch nachts) oder das Erzwingen von bestimmten Handlungen (das Essen beanstanden und neu kochen lassen, dauernde Kontrolle der Sauberkeit im Haushalt). All dies führt zu einer verzerrten Wahrnehmung der Frau – sie ist so erschöpft, dass sie denkt sie würde es nicht ohne Mann schaffen.

Macht über das Opfer erhalten

Eine besondere Form des psychischen Missbrauchs ist das sogenannte Gaslighting. Das Opfer wird gezielt desorientiert und manipuliert. Es wird über einen langen Zeitraum wiederholt die Wahrnehmung der Realität in Frage gestellt. Das kann durch Verleugnung von real existierenden Dingen oder Ereignissen geschehen, manchmal auch durch die bewusste Inszenierung derselben. Die Voraussetzung dazu ist, dass sich Täter und Opfer in einem Vertrauensverhältnis befinden, so dass das Opfer den falschen Aussagen des Täters vertraut und die Aussagen nicht in Frage stellt. Mit der Zeit beginnen die Opfer an ihrem Gedächtnis, ihrer Wahrnehmung und an ihrem Verstand zu zweifeln. Das Motiv der Täter ist eine Machtausübung über das Opfer.

Kontakt

Rund um die Uhr erreichbar: 07752/71733, office@frauenhaus-innviertel.at, www.frauenhaus-innviertel.at


Mehr zum Thema

Artikel

Frauenhaus Innviertel: „Das Miterleben von Gewalt kann zu traumatischen Störungen führen“

RIED. Das Frauenhaus Innviertel bietet nicht nur Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, Schutz und Hilfe, sondern auch deren ...


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden