Zivildienst beim Roten Kreuz: „Ich habe mehr Ehrfurcht vor dem Leben“
RIED. Der Zivildienst ist seit Jahrzehnten eine wichtige Säule im österreichischen Sozial- und Gesundheitswesen. Gerade haben wieder neue Zivildiener im ganzen Land mit ihrer wichtigen Arbeit für die Gesellschaft begonnen. Tips befragte Patrick Asböck (20) aus Pram, warum er sich für den Zivildienst beim Roten Kreuz Ried entschieden hat.
Patrick Asböck ist seit April 2025 Zivildiener beim Roten Kreuz Ried und ist in den Ortsstellen Mettmach und Ried tätig. Die Ausbildung zum Rettungssanitäter hat er vor Beginn des Zivildienstes freiwillig absolviert.
Tips: Was hat Sie dazu bewogen, Ihren Zivildienst beim Roten Kreuz Ried zu absolvieren?
Asböck: Ich habe mich bewusst dafür entschieden, weil es mir wichtig war, mich für andere einzusetzen, Menschen direkt helfen zu können und Verantwortung zu übernehmen. Eine weitere Entscheidungsgrundlage war, dass der Rettungs- und Krankentransportdienst eine abwechslungsreiche Tätigkeit darstellt und man mit seiner Arbeit etwas bewirken kann.
Tips: Wie war Ihr erster Tag im Dienst – erinnern Sie sich noch an den Moment, als Sie zum ersten Mal im Einsatz waren?
Asböck: Tatsächlich erinnere ich mich noch genau an meinen 1. Tag als Praktikant im Rettungsdienst. Die Ausbildung zum Rettungssanitäter habe ich bereits freiwillig vor Zivildienstbeginn abgeschlossen. Der erste Dienst war damals rund um die Adventszeit, wir wurden direkt zu einem Einsatz mit Notarztbegleitung alarmiert. Eine Autofahrerin hatte eine hypertensive Krise erlitten (akuter, behandlungsbedürftiger Blutdruckanstieg). Diesen Einsatz habe ich durchaus als stressig und herausfordernd erlebt, wir konnten ihn aber im Endeffekt gut meistern.
Tips: Wie sieht Ihr Arbeitsalltag als Zivildiener beim Roten Kreuz aus?
Asböck: Grundsätzlich haben wir eine 48-Stunden-Woche, ein Dienst dauert dabei normalerweise zwölf Stunden. Neben unserer Tätigkeit im Rettungs- und Krankentransportdienst kümmert sich jeder Zivildiener zum Beispiel auch um das Sauberhalten der Dienststelle oder das regelmäßige Reinigen der Sanitätseinsatzwägen. Der Tagesablauf ist dabei immer unterschiedlich. Neben den beruflichen Aufgaben bleibt aber auch genügend Zeit für Geselligkeit auf der Dienststelle.
Tips: Welche Aufgaben machen Ihnen besonders Spaß – und wo stoßen Sie manchmal an Ihre Grenzen?
Asböck: Besonders Freude bereitet mir der Kontakt mit den unterschiedlichsten Menschen. Außerdem ist es für mich immer wieder spannend, nicht zu wissen was der Tag bringen wird und welche Herausforderungen auf mich warten. Im Einsatzgeschehen kann ich mich persönlich gut auf die unterschiedlichen Anforderungen einstellen, hier stoße ich selten auf meine persönlichen Grenzen. Es kann aber vorkommen, dass man gelegentlich mit einem gewissen Maß an Unfreundlichkeit oder Ungeduld durch Patienten konfrontiert wird, das kann persönlich etwas schwierig sein.
Tips: Der Kontakt mit Menschen steht beim Roten Kreuz im Mittelpunkt. Welche Begegnungen sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Asböck: Es gibt viele Momente oder Erfolgserlebnisse, an die man sich zurückerinnert. Erst vor Kurzem wurden wir zu einem lebensbedrohlichen Notfall alarmiert, eine Dame drohte dabei zu ersticken. Mit einer erfolgreichen Tracheostoma-Absaugung konnten wir ihr schlussendlich helfen. Die Zusammenarbeit im Team hat hier hervorragend funktioniert.
Tips: Was haben Sie im Laufe Ihres Zivildienstes über Verantwortung, Teamarbeit oder den Umgang mit schwierigen Situationen gelernt?
Asböck: Besonders im Rettungsdienst ist Teamarbeit essenziell, es ist extrem wichtig, dass man sich auch in Ausnahmesituationen zu 100 Prozent auf seine Kollegen verlassen kann. Bereits ab dem ersten Tag trägt man viel Verantwortung. Prinzipiell gibt es keinen Unterschied, zu welchen Einsätzen oder Transporten man alarmiert wird, es gelten dieselbe Anforderungen an alle Mitarbeiter, egal ob man freiwillig, beruflich oder als Zivildiener tätig ist. Besonders bei schwierigen Einsätzen ist eine Einsatznachbesprechung wichtig und nützlich, hier wird einerseits diskutiert was gut gelaufen ist, aber auch was nächstes Mal verbessert werden kann.
Tips: Gab es ein Erlebnis oder einen Einsatz, der Sie persönlich besonders geprägt hat?
Asböck: Solche Situationen gibt es im Arbeitsalltag immer mal wieder. Ein Erlebnis, welches mich zum Beispiel geprägt hat, war ein schwerer Autounfall mit einer eingeklemmten Person. In so einer Situation merkt man, wie schnell das Leben vorbei sein kann.
Tips: Hat sich Ihr Blick auf das Gesundheitssystem oder auf soziale Arbeit durch den Zivildienst verändert? Wenn ja, wie?
Asböck: Ja, auf alle Fälle. Man entwickelt definitiv mehr Respekt und Anerkennung für die Mitarbeiter in Pflegeeinrichtungen oder in Krankenanstalten, da man merkt, wie anstrengend und kräftezehrend die Arbeit sein kann.
Tips: Würden Sie anderen jungen Menschen empfehlen, ihren Zivildienst beim Roten Kreuz zu leisten – und wenn ja, warum?
Asböck: Auf jeden Fall. Allein schon, weil jeder Arbeitstag abwechslungsreich ist und auch der Spaß zwischendurch nicht zu kurz kommt. Auch die starke Gemeinschaft, der Zusammenhalt untereinander und der respektvolle Umgang auf Augenhöhe sind erwähnenswert. Egal ob Zivildiener, Freiwillige oder Hauptamtliche – alle werden gleich wertgeschätzt. Außerdem erhält man durch die Rettungssanitäter-Ausbildung eine vollwertige Berufsausbildung.
Tips: Wenn Sie heute auf Ihre Zeit als Zivildiener zurückblicken: Was nehmen Sie für Ihr weiteres Leben mit?
Asböck: Ich habe mehr Ehrfurcht vor dem Leben, weil man sieht wie schnell es vorbei sein kann, egal ob der Auslöser ein Unfall oder eine Erkrankung ist. Man lernt dadurch, das Leben mehr zu schätzen und die Zeit bewusster zu nutzen.
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