SVR-Geschäftsführer Sport Wolfgang Fiala: „Wir brauchen im Kader einen guten Mix aus Spitze und Breite“
Über die Transferpolitik und Kaderplanung der SV Oberbank Ried sprach Tips mit dem Geschäftsführer Sport, Wolfgang Fiala.
Tips: Vor Jahren war die SV Ried der erste Verein, der spanische Spieler nach Österreich gebracht hat. Jetzt spielen schon zwei Südafrikaner in Ried. Wie laufen solche Transfers ab?
Fiala: Zuerst erstellen wir ein Profil, bei dem wir sehr genau definieren, welchen Spieler oder Spielertyp wir für den Kader brauchen. Dann geht es ans Scouten, das auch mit Hilfe verschiedener Datenanalysen erfolgt. Wenn wir einen oder mehrere Kandidaten gefunden haben, prüfen wir, ob es Gründe gibt, sie auszuschließen oder ob sie verfügbar sind. Dann findet zuerst ein Videocall statt, bei dem wir herauszufinden versuchen, ob ein Spieler charakterlich und als Typ zu uns passt – und ob er zu uns will. Wenn es geht, treffen wir uns mit dem Spieler oder wir schicken ihm Videos, mit denen er sich über uns informieren kann. Wenn das passt, beginnen die Verhandlungen mit dem Spieler und seinem Verein. Falls es nicht passt, starten wir die Suche neu. Eine hundertprozentige Sicherheit, dass der Spieler so performt, wie wir es uns vorstellen, gibt es nie. Daher ist es so wichtig, dass wir genau wissen, welche Rolle er bei uns spielen soll: ob er als Führungsspieler kommt, als Backup oder als junger Spieler, den wir langsam aufbauen.
Tips: Wird es in der Bundesliga strategische Änderungen, etwa in Spielweise oder Kaderstruktur, geben?
Fiala: Ja, definitiv. Zum Beispiel werden wir mehr auf den Österreicher-Topf schauen. Dafür ist die Kaderbreite wichtig. Wir brauchen im Kader einen guten Mix aus Spitze und Breite. Spieler, die uns in der ersten Liga wirklich helfen, kosten mehr Geld. Das geht aber auf Kosten der Kaderbreite. Betriebswirtschaftlich gesehen, kann auch ein „günstiger“ Spieler, der aber nur in zehn Prozent der Partien spielt, zu teuer sein.
Tips: Rechnen Sie damit, dass noch Spieler die SVR verlassen? Mark Grosse wurde „Spieler des Jahres“ in der 2. Liga, das kann ja durchaus das Interesse größerer Vereine wecken.
Fiala: Es spricht für unsere Arbeit, wenn wir Spieler an größere Klubs verkaufen können. Ried war schon immer ein Verein, von dem aus viele Spieler den nächsten Schritt machen. Für Grosse gab es Anfragen, aber auch für Jonas Mayer. Grundsätzlich steht unser Kader aber.
Tips: Wie kam die SV Ried auf die Idee, Yusuf Maart aus Südafrika zu holen?
Fiala: Gefunden haben wir ihn durch die Auswertung verschiedener Daten. Wir waren auf der Suche nach einem Sechser, der uns im Spiel gegen den Ball und bei Ballbesitz verbessert. Idealerweise sollte der Spieler noch Leadership-Qualitäten haben. Yusuf ist außerdem ein Fighter.
Tips: Gibt es jetzt noch konkrete Baustellen oder Schlüsselrollen, die noch besetzt werden müssen?
Fiala: Die Suche nach einem Sechser ist erledigt, Leute wie Sollbauer, Havenaar, Pomer und Bajic haben wir behalten. Was wir noch wollen, ist mehr Wucht im Sturm.
Tips: Sollen die Transfers auch für mehr Konkurrenz im Kader sorgen? Wie groß soll der Kader in der Bundesliga sein?
Fiala: Es geht nicht zwangsweise um mehr Konkurrenz. Was wir brauchen, ist eine klare Hierarchie und mehr Kompaktheit. Wir haben aber auch mehr Bundesliga-Erfahrung gesucht. Der Kader wird aus 21 Feldspielern und drei Torhütern bestehen.
Tips: Welche Märkte beobachtet die SV Ried aktuell besonders intensiv? Ist der Fokus eher national, regional oder auch international?
Fiala: Es kommt vor allem auf das genaue Profil der Spieler an. Bei den Märkten sind wir offen. Wir haben einen Spieler aus Südafrika geholt und einen aus Bilbao. Wenn wir uns gut auf die Spieler vorbereiten und einen guten Plan haben, ist die österreichische Bundesliga für solche Spieler interessant.
Tips: Wie will sich die SV Ried als Standort in der Bundesliga positionieren, zum Beispiel unter dem Stichwort „Ausbildungsverein“ oder „unangenehmer Gegner“?
Fiala:In unserer Comeback-Saison sind wir sicher vor allem in der Rolle des Underdogs. Zu den Werten, die uns auszeichnen sollen und schon immer ausgezeichnet haben, gehört, dass wir ein unangenehmer Gegner mit Heimstärke sind.
Tips: Gibt es einen Spielertypen oder eine Position, für die Sie persönlich eine Schwäche haben – ganz unabhängig von Systemen?
Fiala: Ich mag Spieler, die etwas Außergewöhnliches an sich haben, die sich aber in den Dienst der Mannschaft stellen und die wissen, dass das Team über allem steht.
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