300 Lehrstellen nicht besetzt – digitale Messe soll Abhilfe schaffen
RIED. Im Bezirk Ried sind derzeit rund 400 offene Lehrstellen gemeldet, aber nur etwa 100 Lehrstellensuchende. Mit den Digitalen Berufserlebnistagen am 4. und 5. März will die Wirtschaftskammer dazu beitragen, die Lücke von 300 unbesetzten Ausbildungsplätzen zu verkleinern.
ür die Jugendlichen war es im letzten Jahr coronabedingt schwerer, sich um eine Lehrstelle zu bemühen. Wegen Kurzarbeit waren die Verantwortlichen in den Firmen oft schwerer zu erreichen, Schnuppertage fielen aus und auch die „realen“ Berufserlebnistage mussten abgesagt werden.
Digitale Berufserlebnistage
Die Digitalen Berufserlebnistage sollen hier Abhilfe schaffen – in anderen Bezirken hatten diese Veranstaltungen im Durchschnitt 2.000 Teilnehmer.
Auf https://ried.jugendundberuf.info stellen sich 55 Aussteller, darunter 36 Firmen und sechs Bildungseinrichtungen, vor – zumeist mit Videos.
Die „Stände“ der Anbieter können virtuell besucht werden. Während der Messedauer sind die zuständigen Kontaktpersonen der Betriebe erreichbar. Es gibt eine Messebühne und viele Informationen zur Orientierung bei der Bildung und Berufswahl.
Der Leiter der WKO Ried, Christoph Wiesner, hofft, dass viele „Messebesuche“ an den beiden Tagen im Rahmen des Schulunterrichts gemacht werden. Eltern können sich das Angebot gut am Donnerstagabend ansehen.
Für den WKO-Obmann Josef Heißbauer ist diese zeit- und ortsunabhängige Informationsmöglichkeit ein besonderer Mehrwert. Das Lehrstellenangebot des Bezirkes stehe hier kompakt zur Verfügung.
Diese Website mit ihren Informationen wird auch nach der digitalen Messe aktiv bleiben.
Weniger Lehrlinge
Vom bisher ausgebliebenen großen Andrang auf die Lehrstellen war auch das AMS überrascht, gibt Bezirksstellenleiter Klaus Jagereder zu: „Unsere Erwartung war, dass die Lehrstellensuchenden massiv mehr werden und dass wir das Angebot verdoppeln müssen. Aber dann blieben im Sommer die Jugendlichen aus.“
Das sei durchaus eine Nebenwirkung der Pandemie, ist sich Jagereder sicher: „Schüler, denen es in der Schule nicht so gut geht, und bei denen auch die Eltern dahinter sind, kommen immer noch zu uns.“ Aber viele hätten wegen der schwierigeren Lehrstellensuche beschlossen, weiter in die Schule zu gehen – das ministeriell ausgegebene Motto, „Milde walten“ zu lassen, habe diesen Trend noch bestärkt. Jagereder: „Diese Jugendlichen fehlen uns jetzt.“
Noch nie ein so tolles Angebot bei den Lehrstellen
Dabei hätten Lehrlinge jetzt so viele Chancen wie nie zuvor: „Wir hatten noch nie ein so tolles und breit aufgestelltes Angebot bei den Lehrstellen – vor allem im technischen und im Baubereich, aber auch bei Bürostellen, die vorher eigentlich nie beim AMS gemeldet wurden.“
Mit einer Lehre habe man derzeit – nicht zuletzt wegen der Aufwertung des Meistertitels – mehr Möglichkeiten als je zuvor, wirbt Jagereder für die Lehre: „Junge Menschen, die in die Schule gehen und dort nicht glücklich sind, sollen sich bei uns melden und einen Termin für ein Gespräch ausmachen.“
Fachkräfte der Zukunft
Christoph Wiesner argumentiert ähnlich: „Lehrlinge sind die Fachkräfte der Zukunft. Wer eine Lehre macht und halbwegs willig ist, verdient schon früher Geld und muss sich bis zur Pension keine Sorgen machen.“
Eine Folge des Lehrlingsmangels sei ein regelrechter Wettbewerb der Betriebe und auch der Schulen um die 15-Jährigen. Deren Zahl sei aber schon seit fünf bis sechs Jahren um etwa ein Viertel niedriger als früher, sagt Wiesner: „Wir haben rund 300 statt 330 bis 350 Lehrlinge pro Jahr. Aber die Wirtschaft hat sich noch nicht so weit umgestellt, dass sie mit weniger Leuten trotzdem weiter wachsen kann.“
Die Berufserlebnistage könnten auch neue Horizonte öffnen, ist Klaus Jagereder überzeugt: „Sie sind eine Möglichkeit, jemanden für etwas zu begeistern, das er vorher noch nicht kannte.“
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