Ätherische Öle und Räucherpellets aus heimischen Heilpflanzen
BEZIRK RIED. Ätherische Öle zur Vorbeugung, Therapie und Nachbehandlung von Krankheiten bei Tier und Mensch aus heimischen Kräutern und Heilpflanzen – das wollen drei Kleinstunternehmen aus dem Innviertel produzieren. Aus den destillierten Pflanzenresten sollen Pellets gepresst werden, die zum Räuchern oder als Nahrungsergänzung im Tierfutter verwendet werden können.
Die Nachfrage nach ätherischen Ölen aus Kräutern und Heilpflanzen steigt. Derzeit stammen die Pflanzen meist aus dem Ausland, manche exotischen Rohstoffe wie Ylang-Ylang oder Frangipani sind auch noch weit gereist. Viele Heilpflanzen, die auch in unseren Breiten gedeihen – beispielsweise Mönchspfeffer oder Moxakraut – werden für die Ölerzeugung noch nicht genutzt. Das wollen die DiKATECH GmbH aus Wippenham, die BioFM Gansinger GmbH aus Aurolzmünster und Sensoleo aus Esternberg ändern. In einem gemeinsamen Forschungsprojekt wollen sie heimische und heimisch gewordene Pflanzen finden, die sich für ätherische Öle oder Räucherpellets eignen und Anbaukriterien entwickeln.
Kriterien für Destillation ermitteln
Dafür müssen die Pflanzen destilliert werden. In einer Reihe von Versuchen wollen die Projektpartner die richtigen Einstellungen für die Destilliervorgänge herausfinden und als Kriterien festlegen. „Für eine optimale Ölausbeute muss das Pflanzenmaterial mehrfach destilliert werden, um entsprechende Kriterien festlegen zu können. Dazu zählen der Erntezeitpunkt, ob die Pflanze frisch oder getrocknet destilliert werden muss, die optimale Kühlwassertemperatur und die Füllmenge“, erklärt Daniel Fuchs, der mit seinem Unternehmen Sensoleo seit 2017 in Esternberg regionale ätherische Öle und Hydrolate mit Wasserdampfdestillation erzeugt. Die Restwärme aus der Destillation wird für das Trocknen der Pflanzenreste verwendet.
Therapiepotenzial erforschen
Der nächste Schritt ist das Erforschen und Evaluieren des therapeutischen Potenzials. Hier kommt Doris Gansinger, Fachtierärztin für Geflügel in Aurolzmünster, ins Spiel. Sie beschäftigt sich seit 20 Jahren mit dem Einsatz von Kräutern bei Tieren. Mit ihrer BioFM Gansinger GmbH entwickelt und vertreibt sie spezifische Kräuterfuttermittel für Tiere und beschäftigt sich mit der Entwicklung ätherischer Ölmischungen.
Ökologische Wiederverwertung
Die Pflanzen werden nicht nur für die Gewinnung von ätherischen Ölen und Hydrolaten eingesetzt, die Neben- und Restprodukte aus der Destillation werden im Anschluss zu hochwertigen Räucherpellets oder Ergänzungsfuttermittelpellets gepresst. „Die Destillatreste, also die ausdestillierten Pflanzen, und Nebenprodukte wie das Hydrolat enthalten viele wertvolle funktionelle Pflanzenstoffe und können in Form von Kräuter-Hydrolat-Pellets als Nahrungsergänzung verwendet werden. Pflanzen mit hohem Protein- und Ölgehalt können für spezielle Tierernährungszwecke wie Eiweiß- und Energieergänzung verwendet werden“, erklärt Doris Gansinger.
Testcenter für Pellets
Im Testcenter der DiKATECH GmbH in Wippenham können die verschiedenen Materialien pelletiert werden, dabei ist die Materialfeuchtigkeit und Beschaffenheit entscheidend. Die Zerkleinerungstechnik und die Matrizen müssen auf jedes Material angepasst werden. Durch das Know-how, das bei diesen Tests aufgebaut wird, können neue Anlagen und Verfahren entwickelt werden. Die 2019 gegründete DiKATECH GmbH entwickelt mit Landwirten und Kleinunternehmen individuelle Konzepte, um ihre Roh- und Reststoffe in verschiedenen Varianten zu pelletieren und der Wertschöpfungskette zuzuführen.
Nachhaltige Wirkung
Die Kräuter und Heilpflanzen können in der Region kultiviert werden, die Biodiversität verbessern und zu einer Extensivierung von landwirtschaftlichen Flächen beitragen.
Arbeitsplätze für die Region
Die Landwirte erhalten eine zusätzliche Einkommensquelle durch den Anbau ertragsbringender Pflanzen. Die Produktion ätherischer Öle aus heimischen Pflanzen stärkt die Nahversorgung. „Wir verringern mit unserem Projekt den Transport aus dem Ausland und damit die Umweltbelastung. Außerdem reduzieren wir die Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten“, betont Sensoleo-Geschäftsführer Daniel Fuchs. Kurzfristig rechnet er damit, dass das Projekt bei allen beteiligten Unternehmen ein bis zwei zusätzliche Arbeitsplätze in der Region schafft. Mittelfristig werden es fünf und langfristig bis zu 15 neue Arbeitsplätze sein.
Versuche starten im Herbst 2022
Die Landwirte und Winzer Christian Pumberger und Christian Größlbauer von der Pumberger & Größlbauer OG (Weingut Christian) werden die Pflanzen auf Kleinflächen für Versuche anbauen, um erste Erfahrungen zu sammeln. Dadurch kann das Projektteam bereits im September 2022 erste Versuche starten.
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