
NIEDERKAPPEL. Am 20. März wäre Rudolf Kirchschläger 100 Jahre alt geworden; am 30. März jährt sich sein Todestag zum 15. Mal: Die Gemeinde Niederkappel nahm dies zum Anlass, ihren großen Sohn mit einem Festwochenende gebührend zu ehren. Zum einen mit der Verleihung des Kirchschläger-Preises; zum anderen mit einer Festmesse in Kirchschlägers Taufkirche, dem Mühlviertler Dom.
Es war kein einfaches Leben, in das Rudolf Kirchschläger vor 100 Jahren geboren wurde: Nach einer kargen Jugend kam der Krieg und der Einzug in die Wehrmacht, er wurde zweimal verwundet, kam in Kriegsgefangenschaft – erst spät begann ein geordnetes Leben. Dennoch hielt er am Glauben fest, wie sein Sohn Walter Kirchschläger in seiner Predigt bei der Festmesse sagte. „So wahr mir Gott helfe, waren für ihn keine leeren Worte, sondern ein Ausdruck des Vertrauens und des Wissens, wo seine Wurzeln liegen.“ Auch bei seiner Verabschiedung aus dem Amt nach zwölf Jahren als Bundespräsident von Österreich habe sein erster Dank Gott gegolten. Kirchschläger war ab 1954 als Rechtsexperte im Außenministerium wesentlich an den Vorarbeiten und am Zustandekommen von Staatsvertrag und Neutralitätsgesetz beteiligt. Von 1967 bis 1970 war er Leiter der österreichischen Gesandtschaft in Prag, bis 1974 war er Außenminister und von 1974 bis 1986 wirkte er als Bundespräsident. „Er hat durch seine Glaubwürdigkeit, seinen Mut und Bescheidenheit, seine Grundsatztreue und Humanität menschliche und politische Maßstäbe gesetzt“, lobte Landeshauptmann Josef Pühringer. Er habe auch immer wieder vorgelebt, dass Politik in erster Linie ein Dienst am Menschen ist und vor allem beeindruckte er durch seine „gelebte Übereinstimmung von Leben, Tun und Reden.“ Vizekanzler Minister Reinhold Mitterlehner sprach den reichen, geistigen Nachlass an. Er war in erster Linie ein Mahner des Friedens, der aber niemals endgültiger Besitz sei, sondern „immer neu erarbeitet werden muss. Als Visionär hat Rudolf Kirchschläger schon 1983 von einer Osterweiterung in Europa gesprochen, erst 2004 ist diese Wirklichkeit geworden.“ Hier geht's zur Bildergalerie. Jugendplattform gewinnt ersten Kirchschläger-Preis in neuer Form Schon am Samstag Abend traf sich die von Nah und Fern angereiste Großfamilie Kirchschläger zur Verleihung des Rudolf Kirchschläger-Preises, der heuer neu ausgerichtet wurde. An junge, mutige Initiativen, die einen Impuls für die Zukunft geben und die zeigen, dass die Gesellschaft im Innern zusammenhält, wurde der Anerkennungs-Preis heuer erstmals vergeben. „Dieser soll „Ansporn, Motivation und Beispielwirkung sein“, meinte Bürgermeister Josef Wögerbauer. Unter den vielen Einreichungen und Nominierungen hat sich die Jury einstimmig für die Jugendplattform des Bezirkes Rohrbach und deren Projekt „Da bin i her – ghör i do hin?“ entschieden. Unter dem Vorsitz von Rita Schlagnitweit bemüht sich die Gruppe, junge Menschen im Bezirk zu halten und für sie die Lebensqualität zu verbessern. Bei vielen Befragungen und Interviews wurde die Stimmung unter den Jugendlichen erhoben, Filme gedreht, ein Symposium abgehalten und die Ergebnisse den Bürgermeistern präsentiert. Weiters hat die Jugendplattform einen Zukunftsfahrplan entwickelt, mit dem Ziel, neue Wege und Strategien für die Zukunft zu schaffen. „Das ist ein Signal an die Bevölkerung, dass jungen Menschen ihre Heimat und die Regionalentwicklung nicht egal sind“, zeigte Bezirkshauptfrau Wilbirg Mitterlehner in der Laudatio auf. Das sei ganz im Sinne von Rudolf Kirchschläger: „Auch er wünschte sich Menschen, denen das Wohl des Landes wichtig ist.“ Gesponsert wird der mit 1000 Euro dotierte Preis von den Soroptimistinnen und den Raiffeisenbanken des Bezirkes Rohrbach. Als Festredner bei der Preisverleihung sprach Franz Josef Weißenböck über „Gott und die Welt“ und über Menschen mit unruhigen Herzen, die viel für die Gesellschaft erreicht haben. „Die Welt wird nie vollkommen sein, aber gerade das spornt an, sie ein wenig besser zu machen“, meinte der Redakteur und Buchautor. Hier geht's zur Bildergalerie.