
BEZIRK/LEMBACH. Die Abschaffung des Pflegeregresses, mit dem bisher auf Privatvermögen von Altenheim-Bewohnern zugegriffen werden konnte, stellt Gemeinden und den Sozialhilfeverband vor gewaltige Herausforderungen. In den Altenheimen des Bezirkes Rohrbach fehlen zwei Millionen, zudem werden die Plätze knapp.
Derzeit sieht das System so aus, dass der größte Teil des Pflegegeldes und der Pension für die Pflege im Altenheim herangezogen wird, sowie auch allfälliges Privatvermögen. Damit letzteres unangetastet bleibt, zahlen etwa 20 Prozent der Heimbewohner die Pflege vollständig oder zumindest teilweise selbst. „Diese freiwilligen Selbstzahler werden verschwinden, wenn mit Anfang des Jahres der Pflegeregress abgeschafft wird“, ist Bezirkshauptfrau und Sozialhilfeverbands-Obfrau Wilbirg Mitterlehner überzeugt. Mit Anfang des nächsten Jahres fehlen für den SHV Rohrbach zwei Millionen Euro. „Das müssen die Gemeinden zusammenbringen und das ist unvorstellbar“, kritisiert Lembachs Bürgermeister Herbert Kumpfmüller, der ohnehin keinen finanziellen Spielraum bei den Gemeinden mehr sieht.
540 Heimplätze ab 2019
Das Altenheim in seiner Gemeinde wird gerade erweitert und umgebaut. Der erste Bauabschnitt ist abgeschlossen, 28 Bewohner sind bereits in die neuen Räume übersiedelt. Die Fertigstellung ist laut Baumeister Johannes Zechmeister vom Generalunternehmer WRS Energie- und Baumanagement im Sommer 2019 geplant.
Bald wieder Zweibettzimmer?
Dann stehen im Bezirk Rohrbach 540 Plätze für ältere Menschen zur Verfügung. Mit dem Wegfall des Pflegeregresses sind die Anmeldungen allerdings „exorbitant gestiegen“, berichtet Mitterlehner: 40 Anmeldungen stehen auf der Warteliste für eines der sechs Altenheime. „Jeder Fall wird individuell geprüft und immer der dringendste aufgenommen.“ Menschen mit niedrigen Pflegestufen haben überhaupt keine Chance, schon jetzt liegt die durchschnittliche Einstufung bei 4,7. „Das wird vermutlich auf Pflegestufe 5 und 6 ansteigen, wenn notwendig müssen wir auch wieder Zweitbettzimmer andenken“, meint die SHV-Obfrau.
Zudem wird zusätzliches Pflegepersonal benötigt, zumal auch eine Pensionierungswelle bevorsteht.