Perfektionstraining soll Zahl der Mopedunfälle senken
NEUFELDEN/OÖ. Damit Mopedfahrer so sicher wie nur möglich im Straßenverkehr unterwegs sind, hat das Land Oberösterreich gemeinsam mit der AUVA und der Wirtschaftskammer Oberösterreich das Mopedperfektionstraining „Fahr sicher heit und morgen“ ins Leben gerufen. Das nötige Praxiswissen sowie die Ergebnisse aus Pilottrainings lieferte die Neufeldener Fahrschule Pichler.
Laut Statistik ereigneten sich 2019 exakt 759 Mopedunfälle bei denen 857 Moped-Lenker verunglückten. Sechs junge Menschen verloren im Zuge des Moped-Verkehrsunfalls ihr Leben. Gemessen am mittelfristigen Trend entspricht das zwischen 11 bis 13,3 Prozent des Gesamtunfallgeschehens. Mopeds gehören somit zu den gefährlichsten Verkehrsmitteln.
Wo die Schwerpunkte liegen
„Wir als Fahrschule sind überzeugt, dass das neue Mopedperfektionstraining die Unfallzahlen reduzieren wird. Einer der Schwerpunkte im Training ist das Fahren in der Gruppe. Wir sehen sehr häufig, dass Abstände falsch eingeschätzt werden und Zusammenstöße dadurch vorprogrammiert sind. Wichtig aus unserer Erfahrung und den Pilottrainings heraus sind auch das richtige Einordnen beim Linksabbiegen und die richtige Blicktechnik. Vielfach wird die Abfolge aus Schauen, Blinken und Einordnen zu spät eingeleitet. Auch das Verhalten im Kreuzungsbereich wird geübt. Es lässt sich beobachten, dass bei Fahrten in der Gruppe meist nur der Vorderste ordnungsgemäß hält und die Verkehrslage beurteilt“, berichtet Herbert Pichler, Inhaber der Fahrschule Pichler in Neufelden. Am Standort Neufelden haben auch bereits zehn Jugendliche das Training absolviert. „Das Mopedfahren legt vielfach den Grundstein für den späteren Motorradführerschein. Das im Mopedperfektionstraining erlernte Verkehrssicherheitswissen soll auch zu einem unfallfreien Fahren im Erwachsenenalter beitragen“, lobt Infrastrukturlandesrat Günther Steinkellner die gemeinsame Initiative.
Fahrpraxis wird verdoppelt
„Mit 'Fahr sicher heit und morgen' haben wir eine Aktion auf den Weg gebracht, die von Verkehrsexperten und vor allem auch den Fahrschulen begrüßt und unterstützt wird. Die Mopedperfektionstrainings steigern die Verkehrskompetenz der Jugendlichen und sind ein ganz wesentlicher Beitrag zur Unfallverhütung. Aktuell sind für die Führerscheinklasse AM zwei Praxisstunden im öffentlichen Verkehr zu absolvieren. Mit den Mopedperfektionstrainings verdoppeln wir die Zeit an Fahrpraxis. Die Umsetzung erfolgt über die Fahrschulen und Fahrtrainingszentren in ganz Oberösterreich. Diese Regionalität soll das Training auch besonders attraktiv für Oberösterreichs Unternehmen machen. Für Lehrlinge im ersten Lehrjahr ist der Weg zum Betrieb mit einer neuen, oft noch unbekannten Strecke verbunden. Diese kann in den Mopedperfektionstrainings standortspezifisch geübt werden. Die Lehrlinge profitieren von mehr Sicherheit, die Unternehmen von gesunden Mitarbeitern“, weiß Erhard Prugger, Vorsitzender der AUVA-Landesstelle Linz. „Um die hohe Qualität des Trainings für ganz Oberösterreich sicherzustellen, absolvieren die Ausbildner vorab eine vierstündige Schulung. Für den bestmöglichen Erfolg wird in Kleingruppen trainiert. Dabei setzen wir auf altersgerechte Bewusstseinsbildung, auf Wissensvermittlung und Selbstreflexion kombiniert mit dem notwendigen Praxistraining“, informiert Marina Pree-Candido, Direktorin der AUVA-Landesstelle Linz.
Checkliste zur Verkehrstüchtigkeit des Mopeds
Neben dem Praxistraining auf der Straße wird auch die Verkehrstüchtigkeit der Mopeds gemeinsam unter die Lupe genommen. Die jungen Mopedlenker bekommen eine Checkliste an die Hand, mit der sie künftig selbst vor Fahrtantritt die Sicherheit ihres Mopeds überprüfen können. “Die Mängel am Fahrzeugzustand reichen von defekten Scheinwerfern, zersprungenen Spiegeln, falscher Bereifung und defekten Bremsanlagen bis hin zu Umbauten für mehr Leistung und Geschwindigkeit – das so genannte Moped-Tuning. Im Jahr 2020 wurden im Bereich der Landespolizeidirektion Oberösterreich insgesamt 466 Mopedlenker aus dem Verkehr gezogen, deren Mopeds die 45 km/h-Grenze überschritten haben. Wird man dabei erwischt, kommt es nicht nur zur Kennzeichenabnahme und Geldstrafen, sondern es kann auch Auswirkungen auf den Erwerb der Führerscheinklasse B bzw. der vorgezogenen Lenkerberechtigung geben“, informiert Klaus Scherleitner, Leiter der Landesverkehrsabteilung OÖ.
Die Teilnahme der Fahrschüler am Projekt findet auf freiwilliger Basis statt. Im Jahr 2021 übernehmen die AUVA und das Land Oberösterreich zur Gänze die Kosten für das Training.
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