Gekauft und wieder abgegeben: das Schicksal der „Corona-Hunde“
BEZIRK ROHRBACH. Carlo ist gerade einmal 10 Monate jung. Der aufgeweckte Rüde hat sich bei seiner Familie eingewöhnt, fühlt sich zuhause. In der Anfangszeit kümmerte man sich mit viel Herzblut um ihn. Doch nun geht nach dem Lockdown und Homeoffice der normale Alltag wieder los. Die Familie ist überfordert und entscheidet sich, Carlo im Tierheim abzugeben.
Carlo steht symbolisch für die vielen Hunde, die dieses Schicksal derzeit wirklich erleiden. Dass die Anschaffung von Hunden, vor allem Welpen, während der Krise wahrlich boomt, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Auch nicht, dass sie häufig nach kurzer Zeit wieder im Tierheim landen. Dass der Weg von der Anschaffung bis ins Tierheim meist nicht weit ist, beobachtet auch Renate Pauli, Trainerin in der Hundeschule Sarleinsbach: „Die Leute haben sich teilweise nicht mit der Rasse auseinandergesetzt oder sich die Frage gestellt, ob der Hund und sein Charakter zum Lebensstil passen.“
„Situation artet aus“
Die Folgen davon erlebt die Kollerschlägerin hautnah am Hundeplatz: „Zu uns kam jemand ins Hundetraining mit einem Mischlingshund, bei dem zwei anspruchsvolle Rassen drinstecken. Wir haben die Person vor dem Kauf darauf hingewiesen, dass dieser Hund eine große Aufgabe wird. Nichtsdestotrotz hat sie sich den Hund geholt, um kurz darauf festzustellen, dass sie überfordert ist. Am Ende kam der Hund, gerade einmal ein paar Monate alt, ins Tierheim.“ Renate Pauli fürchtet, dass die Situation ausartet, wenn bei den Menschen nicht bald ein Umdenken eintritt. Bestätigen kann dies auch Karin Binder, die Leiterin des Tierheims Freistadt. „Meist unüberlegt ziehen Welpen bei Menschen ein, bei denen zu normalen Zeiten ein Hund gar nicht in den Alltag passt. Auch was die Auswahl der Rasse betrifft, denken viele nicht nach. Die Genetik und Anforderungen des Hundes werden ignoriert und werden die Hunde dann älter und kommen in die Pubertät, wissen die Menschen oft nicht mehr, wie sie das Tier händeln sollen“, schildert sie die Situation.
Tierheime sind rappelvoll
Vor allem den Welpenhandel aus dem Ausland spürt das Freistädter Tierheim extrem. Auslandshunde sind meist Angsthunde oder bringen ein anderes Päckchen mit. Damit muss man umgehen können. „Und dafür ist, wenn der normale Alltag wieder beginnt, bei vielen keine Zeit“, spricht Karin Binder aus Erfahrung und ergänzt: „Nicht umsonst ist unseres als auch die umliegenden Tierheime rappellvoll mit Auslandshunden.“ Auch in den Hundeschulen hat sich die Tierheimleiterin umgehört und kann deshalb die Beobachtungen von Renate Pauli nur bestätigen: „Die Situation ist angespannt. Aber das wirklich große Problem wird im Herbst auf uns zukommen, wenn die Menschen ihrem normalen Alltag wieder nachgehen und dann draufkommen, dass sie keine Zeit mehr für den Hund haben und ihn im Tierheim abgeben.“
Hunde kommen, um zu bleiben
Wirklich stoppen kann man die derzeitige Situation, was unüberlegten Welpenkauf betrifft, leider nicht. Man kann nur immer wieder an die Menschen appellieren: „Es ist einfach nicht richtig, sich ein Lebewesen anzuschaffen und dann einfach so wieder abzugeben. Das ist unverantwortlich“, macht Renate Pauli deutlich. Hunde kommen in unser Leben, um zu bleiben, sie wollen gefallen und brauchen einen Platz, wo man sich um sie sorgt. Hunde brauchen aber auch Erziehung, eine klare Führung, Verständnis und Durchhaltevermögen seitens des Menschen, wenn es mal schwierig wird. Nur so ist ein harmonisches Zusammenleben ein Hundeleben lang möglich.
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