Als im Kloster Schlägl noch alle 14 Tage Badetag war
BEZIRK ROHRBACH. Der Bezirksheimatverein wartet in seinem 30. Heft „Kultur und Geschichte im Bezirk Rohrbach“ wieder mit interessanten Geschichten aus Vergangenheit und Gegenwart der Region auf. Zu lesen ist unter anderem von den hygienischen Zuständen im mittelalterlichen Mühlviertel.
Felix Grubich hat sich mit den Badern, die früher nicht nur für Bäder, sondern auch für die einfache medizinische Versorgung zuständig waren, beschäftigt und einen Artikel im Jubiläumsheft veröffentlicht: Der Bader wurde zur Besorgung der Bäder in den Klöstern und Schlössern herangezogen. So schloss Abt Wenzeslaus von Schlägl am 11. November 1590 mit dem Bader von Peilstein, Meister Hans Khempf, einen Vertrag ab, demzufolge dieser alle vierzehn Tage an einem Mittwoch nach Schlägl zu kommen hatte. Er musste am Abend die Badstube in Ordnung bringen, bei den Heizöfen und Kesseln nachsehen, die Geschirre fein sauber halten und durfte kein unreines Wasser benutzen. Am nächsten Tag hatte er Probst und Konvent, den Hofschreiber, die Beamten und Diener des Klosters „mit Baden, Lassen (Aderlassen), Barbieren, Scheren und Putzen zu bedienen“.
Bei Wasser und Brot im Turm
Er bekam dafür außer einem Jahresgehalte noch sieben Metzen schönen, „lauteren“ Korns, sowie zur Mahlzeit, die er mit den Höhergestellten des Stiftes auf dem Übersetztisch, einem reichlich gedeckten Tisch, der für die Offiziere des Klosters reserviert war, einnehmen durfte, ein paar Herrenbrote (Brot der Reichen aus Weizen), zwei Gesindlaibl (Brot aus Gerste, Hafer oder Roggen) und zwei Kannen Bier. Blieb er einmal „ohne sonderbare Hindernuß Gottes“ aus, so wurde ihm von seinem Lohne ein halber Gulden abgezogen, oder er wurde acht Tage bei Wasser und Brot „im Turm gehalten“.
Ein Verkauf
Der Peilsteiner Bader muss einen besonders guten Ruf genossen haben, da um die gleiche Zeit auch in Aigen selbst ein Bader, Wolf Überacker, wirkte. Dieser verkaufte am 25. August 1590 sein Bad an Hans Syber aus Wallern. Im Inventar, das in der Verkaufsurkunde aufgezählt wurde, erschienen als Badeeinrichtung ein kupferner Kessel, 26 Badescheffel, 19 Lassköpfe zum Aderlassen, mehrere Schermesser und ein Kräuterbuch. Die Kräuter- und Arzneibücher spielten in der damaligen Zeit eine große Rolle und fehlten in keiner Bibliothek.
Breit gefächerte Themen
Thematisch haben sich die Verfasser diesmal im Heft des Bezirksheimatvereins sehr breit aufgestellt. Unter anderem ist die Geschichte von Burg Pürnstein nachzulesen, ebenso wie der alte Brauch des Heiligen- und Seelenweckensammelns. Erzählt wird außerdem vom Reichsarbeitsdienstlager in Peilstein oder auch von 300 Jahren Glaserzeugung im Böhmerwald. Ein Stichwortverzeichnis zu allen vorhergehenden Ausgaben, erstellt von Felix Grubich, rundet diese Jubiläumsausgabe ab. Ignaz Märzinger war in bewährter Weise für das Layout verantwortlich.
Neues Buch kommt im Herbst
Ein größeres Projekt hat der Heimatverein in den vergangenen Monaten abgewickelt: Das Buch „Da Franz, da Hans und da Sepp – Wissenswertes und Amüsantes über die drei häufigsten Vornamen vergangener Jahre“ ist in Fertigstellung und wird im Herbst 2022 erscheinen.
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