
ST. JOHANN. „Echte“ Experten auf dem Gebiet der Restauration von Holzobjekten gibt es in Oberösterreich nur wenige. Einer von ihnen ist Herbert Simader aus St. Johann. Für Kirchen, Museen oder auch Private ist er eine wichtige Anlaufstelle, um altes Kunsthandwerk vor dem (weiteren) Verfall zu bewahren.
Dass der Beruf des Restaurators kein geschützter ist und deshalb von vermeintlichen Fachleuten vieles „zu Tode restauriert“ wird, erzählt er der Tips-Redakteurin gleich zu Beginn ihres Besuches in seiner Werkstatt im ehemaligen Stall des früheren Bauernhofes mitten im Ortskern von St. Johann. Nicht so bei Herbert Simader: Er hat sehr wohl eine fundierte Ausbildung auf seinem Gebiet hinter sich. Nach dem Besuch der früheren Holzfachschule für Bildhauerei in Hallstatt arbeitete er erst als Antiquitätentischler, ehe er drei Jahre lang die Fachakademie für Restaurierung und Konservierung in München besuchte und sich dort auch den theoretischen Hintergrund zum Handwerk aneignete. „Da gehört nämlich auch viel Naturwissenschaft oder auch Kunstgeschichte dazu. Man muss natürlich wissen, in welche Epoche man das Objekt einordnen kann oder welche Materialien damals verwendet wurden, damit man die Kunstwerke ordentlich restaurieren kann“, erzählt der Experte.
Von Kirchenbank bis Heiligenfigur
Der wohl größte seiner Kunden ist die Diözese Linz, die ihn beispielsweise bei Kirchenrenovierungen zur Befundung, also der Besichtigung und des Festhaltens des aktuellen Zustandes, der Holzobjekte benötigt. Das sind nicht nur Heiligenfiguren, Altäre oder kunstvolle Bilderrahmen, das können auch so „banale“ Dinge wie die Kirchenbänke, die Holz-Jalousien der Turmfenster oder die Eingangstür der Kirche sein. Seine Aufgabe ist es dann oft nicht etwa, den Urzustand wiederherzustellen, sondern eher das Konservieren des aktuellen Zustandes: „Diesen zu sichern und zu erhalten, eventuell fehlende Teile wie abgebrochene Finger oder Zehen zu ergänzen, damit das Gesamtbild wieder stimmt, das ist mein tägliches Brot.“
Zwei Jahre lang abstauben
Eines seiner bisher wohl aufwändigsten Restaurierungsprojekte war die zwei Jahre dauernde Mitarbeit bei der Restaurierung der berühmten Stiftsbibliothek von St. Florian. Allerdings: „Wie es auch hier der Fall war, ist meist für so große Projekte viel zu wenig Geld da, als dass alles von Grund auf restauriert werden könnte. Das wäre erstens fast unbezahlbar und zweitens eine jahrzehntelange Arbeit. Wir haben uns in diesen zwei Jahren hauptsächlich auf kleinere Ergänzungen an Schnitzereien beschränkt – und aufs Abstauben“, schmunzelt der Fachmann. Aktuell arbeitet er unter anderem an einer Engelsfigur aus einer privaten Kapelle, die definitiv ihre besten Zeiten schon hinter sich hatte. Hier ist Geduldsarbeit gefragt, denn überall, wo sich die Farbschollen lösen, müssen sie mit einem Tupfen Kleber wieder angepresst und gesichert werden. Im Winter, wenn Kirchenrenovierungen eher ruhen, beschäftigt sich der Hansinger vor allem mit privaten Restaurationen.
Eine Herzensangelegenheit
Doch die „goldenen Zeiten“ für Antiquitäten und damit auch seine Zunft sind vorbei. Gab es früher noch in jedem Bezirk Kirchenrestauratoren, so sind es heute nur noch wenige, die wirklich fachgerecht arbeiten und so sieht Simader seine Profession auch nicht mehr als Zukunftsberuf: „Dafür wird heutzutage zu wenig Wert auf den Erhalt alter Dinge gelegt. Man muss sich aber auch vor Augen halten, dass ein Objekt durch eine Restauration meist nicht viel mehr wert wird und die Kosten der Restauration den realen Wert des Stückes oft um ein Vielfaches übersteigen. Wer etwas restaurieren lassen möchte, dem muss es eine Herzensangelegenheit sein.“
Das alte Kripperl von St. Stefan
Eines der jüngsten fertiggestellten Objekte, die Herbert Simader für die Diözese Linz restaurierte, ist die alte orientalische Kastenkrippe der Pfarrkirche St. Stefan am Walde aus dem Jahr 1898. Pünktlich zu Weihnachten konnte sie erstmals seit Jahren wieder aufgestellt werden. Diese wird der Werkstatt des Ottensheimer Altarbauers Josef Kepplinger bzw. seines Nachfolgers Simon Raweder zugeschrieben. Nur noch zwei Krippen dieser Art sind in oberösterreichischen Kirchen erhalten, nämlich in St. Marienkirchen an der Polsenz und eben in St. Stefan am Walde.