Worte, die das Leben feiern: Freie Redner sind gefragter denn je

In unserer christlichen Gesellschaft werden Zeremonien wie Taufen, Hochzeiten oder Trauerfeiern meist noch von Pfarrern gestaltet. Doch mit der steigenden Zahl an Kirchenaustritten wächst auch der Bedarf an Alternativen. Hier kommen Freie Redner ins Spiel. Sie übernehmen die Rolle des Zeremonienmeisters und verleihen besonderen Ereignissen einen persönlichen Rahmen.

Sandra Hofer aus St. Stefan-Afiesl ist eine dieser Freien Rednerinnen und hat in ihrem Nebenberuf eine Berufung gefunden. „Ich arbeite seit 30 Jahren in einer Apotheke und habe viel mit Menschen zu tun. Diese Erfahrung hat mir ein feines Gespür für Stimmungen gegeben“, erzählt die Mutter zweier Teenager-Töchter. Als diese begannen, bei Taufen und Hochzeiten zu singen, wurde Sandra auf den Beruf der Freien Redner aufmerksam. Sie absolvierte eine dreimonatige Ausbildung bei einer professionellen Agentur und bringt nun ihr Organisationstalent und ihre Schlagfertigkeit in den Beruf ein. „Ich lasse mich so leicht nicht aus der Ruhe bringen“, lacht sie. „Und wenn wirklich einmal etwas schiefgeht, sage ich meinen Paaren, dass solche Hoppalas später zu den besten Anekdoten werden.“

Feste ohne Grenzen

Besonders freie Trauungen sind ein Kernbereich ihrer Tätigkeit. Sie sind rechtlich nicht bindend – genauso wenig wie kirchliche Trauungen übrigens – und dürfen daher auch nicht von Standesbeamten durchgeführt werden. Das bedeutet völlige Freiheit für das Brautpaar, was Ablauf und Ort betrifft. „Ob im eigenen Garten, auf einem Berggipfel, mit zwei oder 200 Gästen – alles ist möglich. Ich führe durch die Zeremonie, setze auf Wunsch symbolische Handlungen und halte eine individuelle Rede, das Herzstück meiner Tätigkeit“, erklärt Sandra. „Wenn ich danach die Rückmeldung bekomme, dass ich den Tag für das Paar besonders gemacht habe, dann ist das das größte Lob für mich. Und a bissi lustig darf’s manchmal a sein!“, sagt sie mit einem Augenzwinkern.

Neben Trauungen zelebriert Sandra Hofer auch Kinder-Willkommensfeste, die immer häufiger als Alternative oder Ergänzung zur Taufe gefeiert werden.

Herausforderung Trauerrede

Die Königsdisziplin der Freien Redner ist jedoch die Trauerrede. Sandra nähert sich diesem Bereich mit Respekt und Vorsicht. „Ich gehe das momentan noch nicht aktiv an, da ich meine Erfahrung zuvor noch weiter vertiefen möchte. Aber ich bin überzeugt, dass jeder Mensch eine gute Zeremonie verdient hat – im Leben und im Tod.“

Für Sandra Hofer ist ihr Zweitberuf eine Herzensangelegenheit: „Jedes Leben, jede Liebe hat eine besondere Geschichte. Diese Geschichten zu erzählen und damit besondere Momente zu schaffen, ist meine Leidenschaft.“