Mutige Frauen und ihre Geschichten: Buch zum Projekt Sichten wird in Rohrbach präsentiert
ROHRBACH-BERG. Zum Weltfrauentag vor zwei Jahren hat das Projekt Sichten den Lebensgeschichten von Frauen nachgespürt und diese auf künstlerische Art sichtbar gemacht. Aus dieser Initiative ist jetzt ein Buch entstanden.
Schon bei der Abschlussveranstaltung vor zwei Jahren im Centro haben die Beteiligten am Projekt – die Plattform IN:RO, Treffpunkt mensch&arbeit, KIM und ReKI – ein Buch aus den Texten der Frauen angekündigt. Dieses ist nun fertig: 20 Frauen erzählen anonymisiert in 31 Geschichten aus ihrem Leben, von prägenden Erfahrungen. „Bei fast allen Texten geht es um Gewalt und fast immer sind die Täter männlich. Es sind also auch Befreiungsgeschichten, die diese Frauen niedergeschrieben haben“, berichtet Co-Projektinitiatorin Margit Scherrer. Sie fügt an: „Es erfordert Mut und Selbstvertrauen, das erfahrene Leid, die Angst und den Schmerz zu erzählen. Jede Frau ist Botschafterin und Mutmacherin für andere Frauen, für andere Menschen. Das ist die Hoffnung der Sichten-Erzählungen, die uns ermutigen wollen, unsere Erfahrungen bewusst zu betrachten.“
Gewalt an Frauen ist ein Männerproblem
Bei der Präsentation am 11. April liest Schauspielerin Christina Scherrer aus dem Buch. Sie sagt dazu: „Gewalt hat ein Geschlecht und es ist männlich. Der gefährlichste Ort für viele Frauen sind die eigenen vier Wände. Gewalt gegen Frauen wird als Frauenproblem dargestellt. Sie werden häufig in die Verantwortung genommen, anstatt die gewalttätigen Männer klar als Täter zu identifizieren. Gewalt an Frauen ist ein Männerproblem.“
Bei der Lesung wird Christina Scherrer von Pianistin Martina Haselgruber begleitet. Das Buch ist an dem Abend gegen eine freiwillige Spende erhältlich.
Weißt du Vater das Warum?
Weißt du Vater das Warum?
Warum hängt kein Bild von dir an meiner Wand?
Nur tiefe Narben sind es, Schwere, die du hinterlässt.
Deine Herrschaft war - nur dein bisschen Macht über uns.
Und immer wieder das WARUM - das keine Antwort findet.
Wie welkes Laub im Wind
zittern wir im Nebenzimmer.
Nur das dumpfe Dröhnen der Schläge,
deine derben Beschimpfungen
durchdringen die billige Rigipswand.
Ich halte meine Schwester an der Hand,
während du die Würde unsrer Mutter
zu Boden schmetterst.
Doch niemals gelang es dir zu rauben, was dir nicht gehört.
Denn alles in ihr schrie - nach Leben, Freude, Leichtigkeit,
schrie nach dem Rettungsanker vor dir.
Deine Verletzung verwandelte sie in Stärke.
Deine Demütigung vergor sie zu Freude. Für uns.
Nun weißt du, Vater, auch das Warum.
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