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Jutta Müller hört als Geschäftsführerin des Frauen- und Familiennetzwerks auf: „Wir stecken eigentlich ständig in einer Finanzkrise“

Martina Gahleitner, 11.06.2025 11:16

ROHRBACH-BERG. Jutta Müller ist Mitbegründerin des heutigen Frauen- und Familiennetzwerks Rohrbach. Nach wie vor steht sie voll hinter dem Thema, aber als Geschäftsführerin nimmt sie jetzt Abschied. „Ich fühle mich vom System überfordert und alleine gelassen“, begründet sie ihre Entscheidung, mit Ende Juni aufzuhören.

Jutta Müller wünscht sich eine bessere Absicherung von Frauen- und Mädchenberatungsstellen. (Foto: Gahleitner)

Vor 35 Jahren haben mutige Pionierinnen wie Jutta Müller „die Hälfte der Welt“ eingefordert und den Frauentreff Rohrbach gegründet. Damit haben sie begonnen, feministische Bildungs- und Kulturarbeit im ländlichen Raum zu leisten. Aus dem Frauentreff hat sich mittlerweile das Frauen- und Familiennetzwerk entwickelt, das Frauen und Mädchen in verschiedensten Situationen unterstützt, berät und begleitet. Eine wertvolle Einrichtung, die aus der Region nicht mehr wegzudenken ist. Allerdings läuft es hinter den Kulissen nicht so rund, wie gewünscht. „Wir sind eine geförderte Einrichtung, wissen aber jedes Jahr aufs Neue nicht, wie das Budget ausschaut. Im Oktober habe ich um Förderungen angesucht – bis jetzt gibt es keine Rückmeldung und keine Bestätigung für einen Finanzplan. Das ist ein ständiges Jonglieren, denn die Leistungen wollen wir natürlich erbringen.“ Gehälter, Honorare, Miete seien zu zahlen, sagt Geschäftsführerin Jutta Müller und fügt an: „Eigentlich sind wir ständig in einer Finanzkrise.“

Gesetzlicher Auftrag fehlt

Was fehlt, ist der gesetzliche Auftrag und damit auch die finanzielle Absicherung. „Bislang hat es keine Regierung geschafft, dass Frauen- und Mädchenberatungsstellen ins Gewaltschutzgesetz reinkommen – für uns gibt es deshalb auch kein fixes Budget. Es ist unsäglich traurig, dass man Frauen, die immer funktionieren und die Gesellschaft aufrechterhalten, so wenig Wert gibt“, sagt die Noch-Geschäftsführerin.

Weil diese ständigen Finanzsorgen sich auch auf Müllers Gesundheit geschlagen haben, zieht die 57-Jährige die Reißleine und nimmt mit Ende Juni Abschied vom Frauen- und Familiennetzwerk. „Ich bin sehr dankbar für diese Zeit und den Weg, den wir gegangen sind und die wunderschönen Erfolge, die wir erreicht haben“, nennt sie etwa Initiativen mit Schulen, die Frauenübergangswohnung, Kooperationen mit Gesunden Gemeinden, die Fachtagung zum 30-jährigen Jubiläum oder den neuen Bereich Legasthenie.

Die Stelle der Geschäftsführung ist ausgeschrieben, Ende Juni wird es ein Hearing geben. Jutta Müller wird ihre Nachfolge beim Einstieg unterstützen, weil ihr „sehr viel an der Einrichtung liegt.“ Sie würde sich wünschen, dass sich die Rahmenbedingungen ändern – dann hätte es auch die neue Geschäftsführung leichter.


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