Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

30 Jahre Dialyse im LKH Rohrbach: von Maschinen, die menschliche Organe ersetzen

Martina Gahleitner, 24.07.2018 13:30

ROHRBACH-BERG. Über die Geschichte und Technik der Dialysemaschinen klärt das LKH Rohrbach auf, wo seit 30 Jahren Dialysepatienten behandelt werden.

Im LKH Rohrbach werden modernste Dialyse-Geräte verwendet.  Foto: gespag
  1 / 2   Im LKH Rohrbach werden modernste Dialyse-Geräte verwendet. Foto: gespag

Das akute und chronische Nierenversagen, das unbehandelt zum Tod führt, ist eine Erkrankung, die so alt ist, wie die Menschheit selbst. Im alten Rom und später im Mittelalter versuchte man, die sogenannte Urämie durch heiße Bäder, Schwitzkuren, Aderlässe und Einläufe zu behandeln. Die heutigen Verfahren zur Behandlung des Nierenversagens bedienen sich physikalischer Prozesse wie Osmose und Diffusion. „Mit einem selbstgebauten Dialyseapparat aus Glaszylindern und kunststoffähnlichen Schläuchen führte der deutsche Internist Georg Haas 1924 die erste Dialyse an einem lebenden Menschen durch. Von Fachkollegen wurde er belächelt: Dass sich menschliche Organe durch Maschinen ersetzen lassen könnten, galt damals als absurd“, berichtet Walter Zimmerbauer, Medizintechniker am Rohrbacher Spital. Er ist für die Wartung, Reparatur und Kontrolle der Dialysemaschinen zuständig.

Durchbruch gelang 1945

Der Niederländer Willem Johan Kolff behandelte 1945 eine 67-jährige Patientin mit einer von ihm entwickelten Trommelniere. Die Patientin konnte später mit normaler Nierenfunktion wieder entlassen werden. Seither wurden weltweit bessere und effektivere Dialysatoren entwickelt. „Trotz der umfangreichen technischen Entwicklungen war es in den Anfangsjahren der Dialyse schwierig, die für die Behandlung benötigten Blutmengen vom Patienten bereitzustellen“, sagt Diplomkrankenpfleger Franz Gumpenberger, Pflegeleiter der Dialyse am LKH Rohrbach. Für den Gefäßzugang mussten jeweils eine Arterie und eine Vene der Extremitäten freipräpariert werden. In jedes Gefäß wurde eine Glaskanüle eingeführt. Nach der Behandlung wurden die Glaskanülen entfernt und die benutzte Vene war unbrauchbar für eine weitere Behandlung. Nach maximal zwölf Behandlungen waren alle oberflächlichen Venen verbraucht und es konnte keine weitere Behandlung vorgenommen werden. Bei akuten Nierenversagen, die über einen längeren Zeitraum bestanden, war die damalige Dialyse überfordert.

Shunt war Meilenstein

Ein Meilenstein war im Jahr 1960 mit dem als Shunt bekannt gewordenen Gefäßzugang gelungen, der operativ in die Blutgefäße der Patienten eingesetzt wurde. „Der entscheidende Durchbruch für den Gefäßzugang gelang allerdings 1966. Damals wurde in einem chirurgischen Eingriff eine Arm-Arterie mit einer Vene verbunden. Diese sogenannte arterio-venöse Fistel ist auch heute noch der Gefäßzugang der Wahl bei Dialysepatienten“, erklärt Oberarzt Arnold Panzenböck, medizinischer Leiter der Dialyse am LKH Rohrbach. Mit der Entwicklung besserer Gefäßzugänge konnten chronisch Nierenkranke erstmals effektiv behandelt werden. Allerdings dauerte eine Dialysebehandlung Anfang der 70er-Jahre rund zwölf Stunden und war aufgrund des hohen Material- und Behandlungsaufwands sehr teuer.

Zunehmend moderner

Nach dem Anfangserfolg etablierte sich die Hämodialyse zur Behandlung des chronischen und akuten Nierenversagens weltweit. Materialien und Geräte wurden kontinuierlich verbessert. Moderne Dialysegeräte überwachen die Patienten, um kritische Zustände während der Behandlung frühzeitig zu erkennen. Dialysegeräte der neuesten Generation, wie sie auch im LKH Rohrbach im Einsatz sind, bedienen sich außerdem zunehmend computergesteuerter Maschinen, moderner Online-Technologien und deren Vernetzung.


Mehr zum Thema


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden