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Umstrukturierung in der Artegra Wäscherei: „Für uns alle bricht eine Welt zusammen“

Martina Gahleitner, 03.05.2022 18:21

ALTENFELDEN. Es war ein gewaltiger Schock, als die Nachricht über die Neuausrichtung der Artegra Wäscherei die Runde machte. Künftig wird nur mehr die Privatwäsche für Heimbewohner gereinigt, alle weiteren Wäschedienstleistungen fallen weg. 20 Arbeitsplätze gehen verloren und auch wenn die Geschützten Mitarbeiter bleiben dürfen, betrifft dieser Einschnitt das ganze Wäscherei-Team.

Fachkräfte und Geschützte Mitarbeitende der Altenfeldner Wäscherei bildeten ein gut eingespieltes Team (hier nur ein Teil davon), das sich jetzt trennen muss. (Foto: Gahleitner)

Wut, Schmerz, Trauer und vor allem Unverständnis: Als „emotionales Desaster“ bezeichnen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die aktuelle Situation. „Wir haben alle immer gut zusammengearbeitet, uns reingehängt für das Unternehmen und unser Herzblut reingesteckt. So haben wir auch die Corona-Krise gemeinsam gemeistert. Inklusion war immer selbstverständlich – wir haben nicht darüber geredet, sondern einfach gelebt. Es ist einfach nur traurig“, sind sich alle einig. „Die Wäscherei ist jetzt zerrissen.“

20 Menschen ohne Beeinträchtigung verlieren bis September ihre Jobs in der Altenfeldner Wäscherei. Nur zwei Facharbeiter bleiben, ebenso bleiben alle 16 Geschützten Arbeitsplätze erhalten. Diese Mitarbeiter verlieren aber mit den Fachkräften ihre Bezugspersonen, an die sie sich bei Problemen immer wenden konnten. Sozialbegleiterin Karin Wurm weiß: „Da gab es so viele wertvolle Gespräche. Freundschaften und Beziehungen sind das Wichtigste für alle Menschen, egal ob mit oder ohne Beeinträchtigung. In der Wäscherei wurde dies gelebt.“

Angewiesen auf Zuschüsse

Der Schock ist umso größer, weil niemand damit gerechnet hat. Das Wäscherei-Team von Artegra war stets der Meinung, dass der Betrieb gut läuft und die Zahlen stimmen. Dem war aber nicht so, berichtet Franz Höglinger, Geschäftsführer der Artegra Werkstätten. „Grundsätzlich läuft die Wäscherei gut, es gibt viele Kundenanfragen und zufriedene Kunden. Aber der Betrieb wäre nicht wirtschaftlich ohne Zuschüsse durch das Land OÖ, zusätzlich braucht es laufend Investitionszuschüsse. Das Volumen für geschützte Arbeit in OÖ wird aber in jedem Bereich kleiner – und das bringt uns in wirtschaftliche Schwierigkeiten“, informiert Höglinger.

Um die breite Angebotspalette der Wäscherei beibehalten zu können, wäre ein großer Zubau um rund drei Millionen Euro nötig geworden, der durch die Sozialabteilung des Landes jedoch nicht finanziert wird (hier geht's zum Tips-Bericht). Soziallandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer erklärt, warum: „Aufgabe des Sozialressorts ist nicht die Wirtschaftsförderung. Durch die drei Millionen Euro wäre kein zusätzlicher Arbeitsplatz für Menschen mit Beeinträchtigungen geschaffen worden, was Voraussetzung für eine Unterstützung wäre. Daher ist eine Förderung durch das Sozialressort nicht möglich und liegt nicht in ihrer Zuständigkeit.“

Grundauftrag bleibt erfüllt

Für Artegra stellte sich die Frage, ob der Zubau notwendig ist, um die geschützten Arbeitsplätze zu erhalten und damit dem Grundauftrag nachzukommen. Und die müsse mit klarem Nein beantwortet werden. Deshalb sei die Entscheidung für die Verkleinerung gefallen, sagt Höglinger. Im Juli wird die Umstrukturierung eingeleitet, abgeschlossen soll sie im September sein. Ab dann fallen etwa Reinigungsaufträge für das Krankenhaus, für Industrie- und Gewerbebetriebe, Gastronomie und Hotellerie weg. Die Geschützten Mitarbeitenden konzentrieren sich auf das Reinigen privater Kleidung von Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen. „Dafür braucht es keine großen Maschinen mehr und somit auch keine Investitionszuschüsse“, so der Geschäftsführer.

Sozialplan

Für die von der Kündigung betroffenen 20 Mitarbeitenden wurden ein Sozialplan und Ausbildungsangebote ausgearbeitet. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Ausbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten über Stiftungen für Tätigkeiten in Alten- und Pflegeheimen oder im Sozialbereich.


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