Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Seit 25 Jahren an der Spitze im Bezirk Rohrbach: „Für Frauen hat sich vieles verbessert“

Martina Gahleitner, 08.03.2023 06:21

ROHRBACH-BERG. Es gab ein immenses Medienecho, als die damals 39-jährige Wilbirg Mitterlehner 1998 zur Bezirkshauptfrau von Rohrbach bestellt wurde – als erste Frau in Oberösterreich und zweite in Österreich. 25 Jahre ist das jetzt her und Mitterlehner hat inzwischen fünf Amtskolleginnen dazu bekommen. „Die Zeiten haben sich für Frauen zum Guten gewandelt“, ist sie überzeugt. Aber auch, dass sich Frauen selbst mehr zutrauen sollen.

Wilbirg Mitterlehner wurde vor 25 Jahren zur ersten Bezirkshauptfrau in Oberösterreich bestellt. (Foto: Gahleitner)

Am Küchentisch, während ihre beiden kleinen Kinder geschlafen haben, hat die St. Martinerin Telefon-Interviews geführt und am ersten Arbeitstag in der Bezirkshauptmannschaft Rohrbach wurde sie vom ORF begleitet. „Vor 25 Jahren war es nicht selbstverständlich, dass eine Frau eine Führungsrolle übernimmt. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter war das eine Umstellung und so mancher hatte eine abwartende Haltung eingenommen“, erinnert sich Mitterlehner. Es gab aber auch viel Wohlwollen und Unterstützung – vor allem viele Frauen hätten es positiv gesehen und einer ihrer Mitarbeiter hätte gemeint: „Es hat sich was ändern müssen, das war höchste Zeit.“

Auch in Teilzeit vieles machbar

Die Bezirkshauptfrau ist jedenfalls mit „viel Optimismus und Elan“ an die Sache herangegangen, „ich habe ja an die Gleichstellung geglaubt“, betont sie. Dementsprechend sind heute bis auf eine Ausnahme alle Abteilungsleiterposten an der BH von Frauen besetzt. Von den 120 Mitarbeitenden sind 71 Prozent Frauen. Der Sozialhilfeverband ist überhaupt der größte Frauenarbeitgeber im Bezirk: 92 Prozent der 596 Beschäftigten sind weiblich, 88 Prozent davon in Teilzeit. Wobei Mitterlehner die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein Anliegen ist, in fünf von sechs Altenheimen gibt es ein Kinderbetreuungsangebot. „Es ist auch in Teilzeit vieles machbar und erreichbar. Frauen sind enorm fleißig und flexibel. Man muss ihnen etwas zutrauen und sie müssen sich selbst etwas zutrauen.“ Was sie aber allen Frauen mitgeben möchte: „Nicht bis kurz vor Pensionierung teilzeitbeschäftigt bleiben, sondern sukzessive auf Vollbeschäftigung erhöhen – zumindest auf mehr als 50 Prozent. Denn man muss rechtzeitig an die Pension denken.“

Fokus auf den Kunden

Nach mehr als 25 Jahren an der Spitze des Bezirks naht auch für Wilbirg Mitterlehner der Abschied, Ende Juli wird sie in Pension gehen. „Neben dem Qualitätsmanagement waren für mich stets Kundenorientierung und Service am wichtigsten“, betont sie. So wurde die Bürgerservicestelle aufgebaut, Kundenforen eingeführt, es gab Abgeordnetengespräche, Altbürgermeister-Treffen, Regionalforumssitzungen. „Wir müssen schon die Gesetze vollziehen, aber auf die Bürger und ihre speziellen Lebenslagen achten“, sagt Mitterlehner. Heimatkunde und Kunst waren ihr ebenfalls ein Anliegen und zahlreiche Ausstellungen waren in der Bezirkshauptmannschaft zu sehen. Ein Meilenstein war natürlich auch der Neubau der Bezirksverwaltungsbehörde, der 2008 eröffnet wurde.

Gelebtes Miteinander

Gemeinsam habe man auch Katastrophen, vom Schneedruck und Hochwasser bis zur Flüchtlingswelle und Corona, überstanden. „Die Leute sind immer und überall hilfsbereit, auf die Rohrbacher kann man sich wirklich verlassen“, resümiert die Bezirkschefin dankbar und möchte auch das Ehrenamt nicht unerwähnt lassen. „Die freiwillige Arbeit der Bevölkerung ist ein Spiegelbild des guten Miteinanders und des sozialen mitmenschlichen Verständnisses.“


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden