Wald mit Weitblick: Beim Reindlsberger weiß man, wie man in Generationen denkt
ST. JOHANN. Die Leidenschaft für das, was sie tun, merkt man Anita (37) und Johannes Schaufler (38) aus St. Johann spätestens dann an, wenn sie über ihre Arbeit auf ihrem Hof reden. Beim Reindlsberger – so der Hausname – wird Nachhaltigkeit schon seit Jahrzehnten gelebt. Im hofeigenen Wald ist das nicht nur zu spüren, sondern auch zu sehen.
„Der Wald ist ein Mehrgenerationen-Geschäft“, ist Johannes Schaufler überzeugt, und nach dieser Prämisse wird am Hansinger Bio-Bauernhof auch gelebt und gearbeitet.
Die 27,5 Hektar Wald haben in den vergangenen Jahrzehnten schon einiges erleben müssen: 1985 hat ein Sturm 1.400 Festmeter Holz genommen. Damals schon hat der heutige Altbauer Josef Weigl, dessen Steckenpferd immer schon „s' Hoiz“ war, ein wenig experimentiert und unter anderem 600 Douglasien zur Wiederaufforstung gepflanzt, die heute schon mächtige Bäume sind. Eine große Rolle spielte damals auch schon die Naturverjüngung.
Wer den Schössling nicht ehrt
„Mein Schwiegervater hat einmal zu mir gesagt: ,Für mich ist ein kleines Bäumchen genauso viel wert wie ein ausgewachsener.‘ Wenn man das weiter denkt, hat er voll und ganz recht. Ich selbst habe vielleicht nichts mehr davon, aber die nächste Generation sehr wohl“, sagt Johannes Schaufler.
Und weil die Naturverjüngung – also Bäumchen, die durch Samenkeimung von selbst nachwachsen – ein tragender Pfeiler im Wald der Schauflers ist, konnte der sich auch 2019 schnell erholen, als 700 Festmeter Holz einem Schneedruck zum Opfer fielen. Die Familie entschied bei der Aufarbeitung des Schadholzes, alles, was noch grüne Äste hatte, stehen zu lassen: „Wir hätten es auch arbeitstechnisch gar nicht geschafft, alle beschädigten Bäume zu fällen, aber sie dienten auch als wertvolle Beschattung für die Setzlinge, die wir zusätzlich zur Naturverjüngung angepflanzt haben. Diese müssen in Zeiten wie diesen nämlich gegossen werden, um ordentlich anzuwachsen. Da steckt sehr viel Arbeit dahinter, was viele Leute gar nicht wissen“, erzählt Bäuerin Anita.
Viele Hände, hohe Qualität
Sie hat gemeinsam mit ihrem Mann 2022 den Betrieb von ihren Eltern übernommen und führt ihn. Johannes unterstützt sie seit 2013 neben seinem Vollzeit-Job in der Voest überall dort, wo er kann. Auch die Altbauersleute Agnes (64) und Josef Weigl (73) packen noch kräftig mit an. Das geht auch nicht anders, denn neben dem Wald ist die Milchwirtschaft ein weiteres Standbein des Betriebes. 32 Milchkühe liefern für „Zurück zum Ursprung“ Biomilch. Die Lieferleistung liegt bei rund 175.000 Litern. Dafür werden 36 Hektar Grünland bewirtschaftet, dazu zehn Hektar Acker.
Preisgekröntes Holz
„Hier beim Reindlsberger wird wirklich vorbildlich gearbeitet“, weiß auch Forstberater Stefan Stelzer von der Bezirksbauernkammer Rohrbach. Er hat gemeinsam mit der Familie Schaufler im letzten Jahr erneut einen Waldwirtschaftsplan erstellt. Die Bestandsaufnahme ergab eine große Vielfalt an Baumarten von – natürlich – Fichten über Kiefer, Buche, Tanne und Erle bis hin zu Bergahorn und Douglasien. Stelzer: „Im hofeigenen Wald wurden in den letzten 50 Jahren mehr als 10.000 Festmeter Holz entnommen. In dieser Zeit ist die gleiche Menge zugewachsen – genau so soll es sein.“
Die besten Stämme werden über die Wertholzsubmission vermarktet. Spitzenpreise wurden bereits beim Bergahorn mit Preisen von 700 bis 1.200 Euro pro Festmeter erzielt. Für die Art der Bewirtschaftung wurde dem Betrieb bereits 2009 der Waldpreis des Landes OÖ verliehen.
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