Voglmayr: "Für mich ist Pro Brass der musikalische Ausnahmezustand"
SCHÄRDING. Am Sonntag, 6. Mai, findet um 19.30 Uhr das Konzert „La Passione“ des Ensembles Pro Brass gemeinsam mit dem Chor Ad Libitum in der Stadtpfarrkirche Schärding statt. Im Tips-Interview erzählt der gebürtige Enzenkirchner Walter Voglmayr, wie es dazu kam, dass er das Instrument Posaune erlernt hat, und was es für ihn bedeutet, in seiner Heimat zu konzertieren.
Tips: Sie kommen aus Enzenkirchen, aus einer Familie, in der Musik für alle eine große Rolle spielt. War es deshalb schon immer Ihr Berufswunsch, Profimusiker zu werden?
Walter Voglmayr: Am Anfang stand die Lust oder die Neugierde, ein Instrument zu lernen. Der Wunsch, aus der Musik einen Beruf zu machen, ist erst viel später enstanden.
Tips: Warum wurde die Posaune Ihr Instrument?
Voglmayr: Ehrlich gesagt hat mich die letzte Reihe einer vorbeimarschierenden Blaskapelle immer am meisten beeindruckt, da die Posaunisten einfach richtig arbeiten mussten, um ihre Töne zu treffen, mit den Zügen hin und her fuhren und nicht nur ein paar „Knöpfe“ gedrückt haben. Mittlerweile habe ich vor dem Knöpfedrücken allerdings den größten Respekt.
Tips: Welche Personen oder welche Erlebnisse aus Ihrer Jugend haben Sie besonders geprägt und Ihren Lebensweg beeinflusst?
Voglmayr: Der Wichtigste war vermutlich mein Vater, der lange Kapellmeister in Enzenkirchen war, der es mir ermöglicht hat, früh schon Unterricht in der Musikschule zu bekommen, und der auch später jede Woche mit mir zum Unterricht ins Konservatorium nach Linz gefahren ist. Weiters auch mein leider verstorbener Bruder Günter, der in mir den Keim gelegt hat, über die Musik nicht nur als Berufung, sondern vielleicht auch als Beruf nachzudenken.
Tips: Sie spielen in verschiedenen Ensembles. Was zeichnet Pro Brass aus und was bedeutet das Musizieren mit diesen Musikern für Sie?
Voglmayr: Für mich ist Pro Brass der musikalische Ausnahmezustand schlechthin. Pro Brass passt in keine Schublade und genau das ist für mich ein großes Qualitätszeichen. Hans Gansch hat zu mir immer gesagt, dass wir uns mit diesem Ensemble definitiv den Psychotherapeuten ersparen. Gemeint war: Wenn alle wunderbaren Musiker, die bei Pro Brass dabei sind, egal ob sie von den Berliner Philharmonikern, aus einem der Wiener Orchester oder als Lehrende der Konservatorien oder Musikschulen kommen, diesen einen großen Organismus bilden, ist alles möglich. Es gibt nichts, das einengt oder Grenzen vorgibt, und alles kann immer wieder zerlegt werden, nur um kurz darauf wieder neu zusammengebaut zu werden, und das mit der größten Risikobereitschaft und gleichzeitig der größten Freude – dann erst ist es Pro Brass. Oder frei nach Nikolaus Harnoncourt gesagt: „Unmöglichkeiten sind die schönsten Möglichkeiten.“ Unser Ziel ist es, für den Zuhörer die Zeit anzuhalten: zwei Stunden ohne Handy, ohne Außenwelt, nur die Musik, Empfindungen, zu denen man sonst im Alltag nicht vordringt. Und mit jeder Note ist es vielleicht auch möglich, etwas mehr über sich selbst zu erfahren.
Tips: Ihre Frau Evelyn Grill arbeitet sehr erfolgreich als bildende Künstlerin. Ist Kunst das große Thema in Ihrer Partnerschaft? Inspirieren Sie sich gegenseitig?
Voglmayr: Ja, es stimmt, dass es sehr viele Überschneidungen unserer Interessen gibt. Meine Frau arbeitet sehr viel mit musikalischen Themen, dadurch ist es natürlich klar, dass man sich oft und viel über Konzertprogramme oder einzelne Stücke austauscht, gemeinsam Ausstellungen besucht oder sich auch gemeinsame Projekte mit Musik und bildender Kunst überlegt. Der größte Impulsgeber für uns beide ist und bleibt jedoch immer noch der genialste aller Künstler: die Natur.
Tips: Ist es Ihnen wichtig, Ihre Kinder mit Kunst in Kontakt zu bringen und sie musisch zu fördern?
Voglmayr: In erster Linie ist es uns wichtig, unseren Kindern so viele Möglichkeiten und Tore zu zeigen wie möglich. Für welche sie sich entscheiden, bleibt dann bei ihnen. Unser bald Neunjähriger lernt seit eineinhalb Jahren Cello und auch wenn das Üben manchmal mühsam ist, genießt er es unglaublich, wenn wir gemeinsam musizieren. Und genau darum geht es: Ein Instrument zu lernen, bereichert das ganze Leben in vielen Aspekten.
Tips: Kommen Sie oft in Ihre Heimat und was bedeutet Ihnen ein Auftritt hier?
Voglmayr: Meine Besuche in der Heimat sind leider viel zu selten. Dennoch bin ich sehr stolz, Mitglied im Musikverein Enzenkirchen zu sein, auch wenn sich meistens nur die Marschwertung oder das eine oder andere Frühjahrskonzert ausgehen. Das Konzert in Schärding bedeutet mir persönlich sehr viel, da viele Menschen kommen, mit denen ich mit meinen Wurzeln verbunden bin: meine Familie und Verwandtschaft, die mich mit ihrem Zuspruch auf meinem Weg unterstützt haben; und es ist unglaublich schön, in dieser Form vielleicht etwas Besonderes zurückgeben zu können.
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