Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Fehlende Kameradschaft: Mitgliederrückgang bei Schärdings Feuerwehren spürbar

Elena Auinger, 12.04.2021 12:46

BEZIRK SCHÄRDING. Seit rund einem Jahr hat uns die Coronakrise alle fest im Griff. Auch die Arbeit der Feuerwehren im Bezirk war im vergangenen Jahr stark von der Pandemie bestimmt. Wie es den Florianis geht, wie die Kameraden auf die Rückreihung bei der Covid-Impfung reagieren und was es für die Feuerwehren bedeutet, dass die Kameradschaft auf der Strecke bleibt, erzählt Bezirksfeuerwehrkommandant Alfred Deschberger im Tips-Interview.

Bezirksfeuerwehrkommandant Alfred Deschberger (Foto: BFKDO Schärding)
  1 / 2   Bezirksfeuerwehrkommandant Alfred Deschberger (Foto: BFKDO Schärding)

Tips: Ein Jahr Corona – wie geht es den Feuerwehren im Bezirk Schärding?

Alfred Deschberger: Die Coronakrise fordert natürlich auch die Feuerwehren. Das allerwichtigste war und ist aber die Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft. Das ist uns im Bezirk bis jetzt während der gesamten Krise gelungen, was zeigt, dass die Feuerwehren die Vorsichtsmaßnahmen entsprechend einhalten. Besonders die Jugendarbeit hat unter der Krise gelitten.

Tips: Seit wann dürfen wieder Schulungen stattfinden und wie sehen diese aus?

Deschberger: Wir haben auch ein Ampelsystem, wo alles im Detail einheitlich geregelt ist. Aktuell dürfen Übungen im Kleingruppen durchgeführt werden. Es gab aber auch Zeiten, da war überhaupt kein Präsenz-Übungsbetrieb erlaubt. Die Feuerwehren waren sehr kreativ und haben auch online und in Kleingruppen neue Wege der Ausbildung erfolgreich versucht. Auch unser Nachwuchs darf aktuell üben und im Frühsommer werden unter speziellen Voraussetzungen bei nicht steigenden Zahlen auch einige Bewerbe für Leistungsabzeichen möglich sein.

Tips: Ist die Zahl der Einsätze im Bezirk Schärding zurückgegangen oder gleich geblieben?

Deschberger: Das ist sehr unterschiedlich, es gibt Feuerwehren, wo die Zahlen rückläufig waren im Jahr 2020 (verglichen mit 2019), aber auch welche, wo die Zahlen gestiegen sind. Gesamt sind die Einsätze 2020 um fünf Prozent gestiegen. Die Unterstützung in allen Bereichen der behördlichen Coronamaßnahmen war auf alle Fälle gegeben, vom Einsatz in den Teststraßen, den Logistikbereichen bis hin zur Bereitstellung von Geräten wie Zelten. Hier kamen viele fast unlösbare Fragen auf uns zu, welche alle gelöst und die Aufträge umgesetzt wurden. Oder welche sonstige Einsatzorganisation schafft es, alle Schulen in Oberösterreich binnen zwei Tagen mit notwendigem Material zu versorgen. Was nicht in den Zahlen der Einsätze vermerkt ist, ist die laufende Stabsarbeit, welche nahezu nur online abgewickelt wurde. Seit Beginn der Coronakrise war der Bezirksstab ständig aktiv.

Tips: Stichwort Covid19-Impfung: Die Feuerwehren wurden bei der Impfung wieder zurück gereiht. Was sagen Sie dazu und wie reagieren die Feuerwehrkameraden darauf?

Deschberger: Die Meinung ist hier eindeutig: Wie mit uns umgegangen wurde, war aus meiner Sicht nicht ganz fair. Versprechungen machen, diese dann nicht halten, aber trotzdem auf die Hilfe der Feuerwehren zurückgreifen. Wir haben uns für viele Tätigkeiten 'einspannen' lassen und unsere Mitglieder haben das gerne gemacht, weil es dem Gesamtsystem dient. Sie haben sich bei diesen Corona-Unterstützungseinsätzen - aber auch bei allen anderen Hilfeleistungen - einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt. Und ich bin der Meinung, dass hier auch eine entsprechende Wertschätzung vorhanden sein müsste. Es ist auch verständlich, dass nicht alle Mitglieder sofort eine Impfung bekommen können – das wurde auch bei uns im Bezirk Schärding nie gefordert – aber wie man mit uns umgegangen ist, das hätten wir uns anders erwartet. Nun bekommen erste einzelne Kameraden eine Impfung, wenn eine vorgesehene Person aus verschiedenen Bereichen nicht zur Impfung erscheint. Ein guter Anfang und wir hoffen hier in nächster Zeit auf eine größere Anzahl an Impfungen.

Tips: Wie geht es den einzelnen Feuerwehren finanziell, denn Feuerwehrfeste dürfen ja seit über einem Jahr ebenso nicht stattfinden?

Deschberger: Das genaue Ausmaß lässt sich hier noch gar nicht abschätzen. Hier fehlen natürlich Einnahmen, wo die Feuerwehren üblicherweise zB bei Geräten mitfinanziert haben. Da gehen sicher viele Euro verloren, wenngleich auch gesagt werden muss, dass die Finanzierung des Feuerwehrsystems eine gesetzlich verankerte Pflichtaufgabe der Gemeinde ist. Der NPO Fonds, den viele Feuerwehren um Unterstützung ersucht haben, kann hier das finanzielle Problem ein wenig lindern, aber leider nicht aus der Welt schaffen.

Tips: Bei der Feuerwehr wird Kameradschaft großgeschrieben: Wie sieht es mit den Mitgliederzahlen aus?

Deschberger: Ein wesentlicher Teil der Motivation unserer Einsatzkräfte ist die Kameradschaft und diese ist leider aktuell nicht möglich. Erste rückläufige Mitgliederzahlen sind leider schon zu spüren und wir müssen es hier schaffen, die Motivation der Kameradinnen und Kameraden aufrecht zu halten. Das ist natürlich ohne kameradschaftliche Ereignisse schwer möglich, aber die Führungskräfte leisten hier in den einzelnen Feuerwehren beste Arbeit und darauf bin ich als Bezirks-Feuerwehrkommandant sehr stolz.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden