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Thomas Puchner: der Arzt, dem die Frauen seit 20 Jahren vertrauen

Alexandra Dick, 27.01.2015 16:00

Schärding. Ihm schenken  die Frauen aus dem Bezirk Schärding seit 20 Jahren ihr Vertrauen: Thomas Puchner, Leiter der Gynäkologie und Geburtshilfe am Landeskrankenhaus Schärding.

Mehr als 10.000 Babys hat Thomas Puchner, Leiter der Gynäkologie und Geburtshilfe am Landeskrankenhaus Schärding, schon zur Welt gebracht.*Foto: gespag
Durch Zufall hat Thomas Puchner vor 34 Jahren seine Leidenschaft für die Frauenheilkunde entdeckt. „Ich bin für eine schwangere Kollegin eingesprungen, die im OP umgefallen ist“, erinnert sich der 56-Jährige an seinen ersten Kontakt mit der Gynäkologie. Mittlerweile hat er mehr als 10.000 Babys zur Welt gebracht, allein in Schärding waren es 9700. Die Abteilungsleitertätigkeit hat der Frauenarzt aber nie angestrebt: „Diese undankbare Arbeit wollte ich mir nicht antun.“ Und doch legte er sein Skalpell in Vöcklabruck nieder und trat am 1. Dezember 1994 seinen Dienst als Primar im Krankenhaus Schärding an. Leistungsspektrum mit einem Schlag erweitert Mit seinem Dienstantritt vor 20 Jahren hat sich im Schärdinger Spital einiges verändert. „Damals hat es am Land vieles noch nicht gegeben. Bedingung, dass ich nach Schärding gehe, war aber, dass ich dort so arbeiten kann wie zuvor in Vöcklabruck“, erzählt Puchner. Und mit einem Schlag wurden in Schärding das Leistungsspektrum sowie die Ausrüstung aufgestockt. „Es gibt auch in Schärding alles, was selten ist“ 20 Jahre später übt Puchner, der heute in Brunnenthal lebt, seinen Beruf immer noch gerne aus – sei es im Krankenhaus oder in seiner eigenen Praxis. Mehr als 140.000 Patientinnen haben sich dem Gynäkologen bis heute anvertraut. Gerne erinnert er sich an die medizinischen Raritäten – wie sie bei 100.000 Fällen vielleicht nur einmal vorkommen –, die er in Schärding schon behandelt hat und die gut ausgegangen sind. „Es gibt auch in Schärding alles, was selten ist, nur eben nicht so oft.“ Negativtrend: Schwangere werden immer älter Sorgen machen Thomas Puchner nicht nur die sinkenden Geburtenzahlen, sondern auch die Entwicklung, dass sich Frauen immer später für Kinder entscheiden. Je älter eine Frau ist, desto risikoreicher ist eine Schwangerschaft. Auch im Hinblick auf die Betreuung der Kinder sei dieser Trend bedenklich. Mit dem Anstieg der Risikoschwangerschaften steigt auch die Kaiserschnitt-Rate, gibt der Gynäkologe zu bedenken. Bis heute musste Puchner insgesamt mehr als 1500 Kaiserschnitte in Schärding und Vöcklabruck durchführen. Karriere und Familie schließen einander nicht aus Den Grund für diesen Negativtrend sieht der Gynäkologe darin, dass viele Frauen ihre Karriere einer Familie vorziehen. „Das war vor 30 Jahren nicht so“, erzählt Puchner, der weiß, wie wichtig der Rückhalt im Privatleben ist, wenn man im Beruf erfolgreich sein will. Er bekommt diesen Rückhalt von seiner Frau Doris und seinen Kindern. „Je besser das Privatleben funktioniert, desto besser funktioniert auch die Arbeit. Ich bin absolut nicht dagegen, dass eine Frau arbeitet, ganz im Gegenteil. Meine älteste Tochter hat diesen Bogen gespannt. Ein Partner und ein Kind sind heute aber keine Hindernisse mehr dabei, Karriere zu machen.“ Basisversorgung muss gewährleistet bleiben Für die Zukunft hofft Puchner, dass die Basisversorgung und dazu zählt er auch die gynäkologische Versorgung in Schärding weiterhin gewährleistet werden kann. „Mehr als die Basisversorgung ist momentan ohnehin nicht drin. Und selbst an der wird gerüttelt“, weiß Puchner, der sich wünscht, dass die Peripherie politisch mehr Beachtung findet – aber nicht nur medizinisch. Dass sich alle seine Kinder gegen die Medizin entschieden haben, sieht Puchner bezeichnend für die Zeit. „Du bekommst hier draußen auf dem Land nur Prügel vor die Füße geschmissen. Und das obwohl wir die Ärzte hier so dringend brauchen würden.“ Auf die Frage, ob er auch das 30-jährige Jubiläum als Primar noch im Krankenhaus Schärding feiern werde, wagt Puchner heute noch keine Antwort: „Wir Ärzte wissen überhaupt nicht, wie es weitergeht. Aber wenn die Rahmenbedingungen passen, dann schon.“ Eigentlich hätte er auch nur noch neun Jahre bis zur wohlverdienten Pension.