"Wir distanzieren uns von schlagenden Verbindungen"
SCHEIBBS. Berichte über Verbindungen, Burschenschaften und deren Liederbücher gingen vor kurzem durch die Medien. Tips sprach mit Felix Deinhofer, von der Katholisch Österreichischen Studentenverbindung Ötscherland Scheibbs, über den Mittelschulkartellverband.
Im Bezirk gibt es zwei Verbindungen, zum einen den Mittelschulkartellverband des Gymnasiums Scheibbs und zum anderen die Internatsverbindung Bergland, des Francisco Josephinums. „Im Mittelschulkartellverband gibt es österreichweit insgesamt 165 Verbindungen mit 17.000 Mitgliedern. Die Studentenverbindung Ötscherland Scheibbs besteht seit dem Jahr 1965 und zählt rund 90 Mitglieder“, erzählt Felix Deinhofer und erklärt: „In unsere Verbindung kann man bereits ab der Oberstufe des Gymnasiums eintreten. Nach einem Probejahr kann man entscheiden, ob man in der Verbindung bleiben möchte. Aber es ist schwierig geworden, Nachwuchs für die Verbindung zu finden. Ich denke, dass sich die Leute heutzutage nicht mehr so gerne an der Organisation in Vereinen beteiligen.“
Rückblick auf die Gründung
„Im Jahr 1965 gründeten Lehrer aus Scheibbs die Verbindung. Darunter befanden sich Hofrat Herbert Schlögelhofer, der ehemalige Scheibbser Gymnasiumsdirektor Otto Amon, Ehrenringträger und Notar in Ruhe Ernst Kasa. Eines der ersten Mitglieder war Werner Teufel, der mit den damaligen Neumitgliedern Franz und Andreas Handl und Anton Baumgartner die Verbindung maßgeblich prägten und unsere Bude, die Räumlichkeiten für unsere Treffen, organisierten. Unsere Verbindung wurde ursprünglich von den Wieselburgern, unserer Mutterverbindung, gegründet“, erzählt Deinhofer. Auch Othmar Karas, eines der berühmtesten Mitglieder der Verbindung, besucht noch heute die größeren Veranstaltungen der Verbindung.
Ursprünge und Traditionen
„Die Verbindung besteht aus zwei Teilen: Den Aktiven, die noch die Schule besuchen, und der Altherrenschaft, die bereits im Berufsleben stehen. Die Aktiven organisieren verschiedenste Veranstaltungen, die Altherrenschaft unterstützt die Verbindung mit finanziellen Mitteln. Unser aktiver Obmann ist Jakob Wilpart, der Obmann der Altherrenschaft Bernhard Fischer“, erzählt Deinhofer und ergänzt: „Ziel ist es natürlich ein Leben lang Teil der Verbindung zu sein. Mit den Jahren verliert man – wenn man in eine größere Stadt zieht – den Bezug zum Heimatort und der Schulstadt. Die Verbindung kann einen dann wieder mit der Heimat in Verbindung bringen, wie man beispielsweise beim 50. Stiftungsfest vor drei Jahren in Gaming sehen konnte.“
„Unser Erkennungszeichen ist der weinrote Deckel mit dem dreifärbigen Couleur, einem Band in den Farben gold, weiß und schwarz. Die Farben des Couleurs als auch des Deckels variieren von Verbindung zu Verbindung. Die Chargierten, Aktive, die unsere Verbindung bei öffentlichen Veranstaltungen repräsentieren, tragen dabei auch den Schläger und haben eine eigene Kopfbedeckung. Der Schläger wird nur in der Parade getragen, ein Symbol das darauf verweist, dass vor Hunderten Jahren Studenten das Recht hatten, Waffen zu tragen“, führt Deinhofer weiter aus.
Auf die Frage, ob solche Symbole nicht als überholt gelten antwortet Deinhofer: „Es handelt sich hierbei um eine Tradition. Im Hinblick auf die Landwirtschaft wäre dann auch die Sichel, als Symbol, längst überholt. Wir distanzieren uns auf jeden Fall von den schlagenden Verbindungen. Den Schläger nutzen wir einmal im Jahr zum Durchstechen unseres Deckels am Landesvatertag – danach wird das Loch auch wieder zugenäht.“
Aufnahme und Mitgliedschaft
„Unter dem gleichen Dachverband kann man in mehreren Verbindungen Mitglied sein. Das ist im Hinblick relevant, wenn Verbindungsmitgliedern den Schulstandort wechseln. In den katholischen Verbindungen sind es österreichweit rund 35.000 Mitglieder – in den schlagenden lediglich rund 4000. Blickt man in der Geschichte zurück, waren Verbindungsmitglieder maßgeblich an der Gestaltung unseres Landes beteiligt, beispielsweise Leopold Figl und Julius Raab, von Nibelungia St. Pölten um zwei prominente Namen zu nennen. Aus dem Bezirk wäre Stephan Pernkopf zu nennen, der Verbindungsmitglied bei Bergland Wieselburg ist, oder auch Landesrat Ludwig Schleritzko (Nordgau Wien), Johann Penz oder Othmar Karas“, so Deinhofer.
„Die Katholisch Österreichische Studenten Verbindung Ötscherland Scheibbs nimmt ihre Mitglieder nach den vier Prinzipien der religio, der patria, sciencia und der amicicia auf. Dies bedeutet, dass man römisch-katholisch sein muss, überzeugt von unserem Land und sich von der schulischen Ausbildung auf Maturaniveau befinden sollte, sowie von der lebenslangen Freundschaft innerhalb der Verbindung überzeugt sein sollte. Innerhalb der Verbindung duzen sich die Mitglieder, egal welchen Alters und Beruf“, erzählt Deinhofer.
„Der ersten Mittelschülerkartellverband entstand 1876 in Innbsruck, eine weitere und heute die größte, folgte mit der Verbindung in Waldmark in Horn, mit dem Spätberufenengymnasium. Seit 1918 treten die Mittelschulverbindungen offiziell auf. Das rührt daher, dass es zu Zeiten der Monarchie Gymnasiasten untersagt war, jenen Vereinen beizutreten. Die Verbindungen waren somit illegal, schossen dann aber 1919 wie aus dem Boden“, führt Deinhofer im Detail aus.
„Unter dem gleichen Dachverband kann man in mehreren Verbindungen Mitglied sein. Das ist im Hinblick relevant, wenn Verbindungsmitgliedern den Schulstandort wechseln. In den katholischen Verbindungen sind es österreichweit rund 35.000 Mitglieder – in den schlagenden lediglich rund 4000. Blickt man in der Geschichte zurück, waren Verbindungsmitglieder maßgeblich an der Gestaltung unseres Landes beteiligt, beispielsweise Leopold Figl und Julius Raab, von Nibelungia St. Pölten um zwei prominente Namen zu nennen. Aus dem Bezirk wäre Stephan Pernkopf zu nennen, der Verbindungsmitglied bei Bergland Wieselburg ist, oder auch Landesrat Ludwig Schleritzko (Nordgau Wien), Johann Penz oder Othmar Karas“, so Deinhofer.
Distanz zu schlagenden Verbindungen
„Es lagen die alten Germanen“, so der Titel des Liedes, welches erst kürzlich für Furore sorgte. Deinhofer erklärt: „Das Lied parodiert eigentlich ein Hohelied der Nationalsozialisten und ist eine Umwidmung eines Liedes der schlagenden Verbindungen, von denen wir uns, wie bereits erwähnt, distanzieren. Auch geschichtlich gesehen: Als 1933 Hitler in Deutschland an die Macht kam gründete damals Engelbert Dollfuß einen eigenen Verband in Österreich. Nach dem Krieg gab es Gespräche, die Verbände wieder zu vereinen, sie blieben allerdings getrennt. Es gibt aber ein Freundschaftsabkommen mit dem deutschen Kartellverband. Mit grenzübergreifenden, rechten Burschenschaften haben wir nichts zu tun. Zudem gibt es auch ganz alte Verbindungen, wie den Corps, in denen Adelige Teil der Mitglieder sind.“
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09.03.2018 09:20
Distanzierung
Sich von deutschnationalen Burschenschaften zu distanzieren und gleichzeitig antisemitische Lieder zu verharmlosen, finde ich schon grenzwertig.