Wolfsjägerhof in St. Florian schließt nach über 50 Jahren seine Pforten
ST. FLORIAN. Wer sich schon gewundert hat, warum der seit Jahrzehnten gewohnte Saisonstart in der ersten Februarwoche des Wolfsjägerhofes bisher nicht stattgefunden hat, dem werden die folgenden Zeilen keine Freude bereiten.
Nun ist es traurige Gewissheit: nach über fünf Jahrzehnten wird der „Wolfsjäger“, ein Gasthof mit großer Tradition in St. Florian, seine Pforten geschlossen halten, wie die Gastwirtin Nicole Luger informiert. Sie könne ihren großen Qualitätsansprüchen, die sie ihren Gästen über viele Jahre hinweg geboten hat, nicht mehr gerecht werden. Die gute Nachricht: die Fremdenzimmer seien von der Schließung nicht betroffen.
Neue Situation
„Welcher Gast kehrt nicht immer wieder gerne in ein Haus ein, in dem ehrlich gekocht wird – mit Lebensmitteln möglichst aus der Nähe, wo aber auch Neues probiert wird und in dem auch Fehler passieren dürfen, weil die Speisen nicht standardisiert und vorgefertigt, sondern von Menschenhand jeden Tag aufs Neue zubereitet werden?“ – diese und noch viele weitere Fragen stellte sich Luger, nachdem sie mit einer völlig neuen Situation konfrontiert wurde: fünf ihrer Mitarbeiter gingen mit Ende letzten Jahres in Pension oder sehen ihre Chance in einer neuen Herausforderung. Die Suche nach neuen Arbeitskräften gestaltete sich schwieriger als erwartet.
Suche nach Fachkräften
Drei Monate lang habe Luger intensiv nach Mitarbeitern gesucht, „keine einzige Fachkraft hat sich gemeldet. Weder im Service, noch in der Küche“, so die Gastwirtin. Und das, obwohl sie von ihren Mitarbeitern nicht vor vollendete Tatsachen gestellt wurde: „Sie haben mir schon Monate zuvor ihre Ziele mitgeteilt, wodurch ich mich schon früh auf die neue Situation einstellen konnte. Dennoch blieb die Suche erfolglos“, erzählt Luger, die 23 Jahre lang nicht nur Chefin war, sondern allen voran als „gute Seele“ stets ein offenes Ohr für Gast und Personal bereit hielt.
Danksagung
„Ich möchte mich bei all jenen herzlich bedanken, die in den Jahren unser Haus mit ihren fleißigen, verlässlichen Händen unterstützt haben: den vielen Handwerkern, den Lieferanten und Produzenten von Ansfelden, über St. Florian, nach St. Marien über Hofkirchen bis nach Niederösterreich und in die Steiermark, um nur wenige zu nennen“, schrieb die 43-Jährige in einem Brief, in dem sie Freunde des Hauses und langjährige Weggefährten über die Beweggründe, den „Wolfsjäger“ zu schließen, informierte. Ein ebenso großer Dank gelte den vielen treuen Gästen, „die uns stets und bei vielen Anlässen des Lebens ihr Vertrauen geschenkt haben, die wir begleiten durften, so wie sie uns, in unserem Leben und in unserer Entwicklung.“
Zu wenig intellektuell
„Wo bleibt die Wertigkeit?“, zeigt Luger wenig Verständnis in Bezug auf die Geringschätzung des Berufes. „Leider herrscht oft die Meinung vor, der gastronomische Beruf sei nicht erstklassig genug, zu wenig intellektuell fordernd und unzureichend anspruchsvoll. Wenn Branchenfremde die Leistungen einer drei- bis vierjährigen Ausbildung zum Tragen von Speisen von Punkt A nach Punkt B herabwürdigen oder das Kochen zum Umrühren in Töpfen degradieren – wen wundert es dann, dass wir zu wenige Fachkräfte ausbilden?“, so Luger abschließend.
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