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Hebamme Mira Königsberger: „In der Geburtshilfe werden Ärzte und Hebammen sehr schnell geklagt“

Thomas Lettner, 16.05.2018 12:00

ST. PÖLTEN. Um Hebammen und ihre Arbeit zu ehren, wird jedes Jahr am 5. Mai der Internationale Hebammentag gefeiert. Mira Königsberger aus St. Pölten ist seit 2013 als freiberufliche Hebamme tätig und erzählte uns etwas über ihren interessanten Job.

Als Hebamme bietet Mira Königsberger auch Schwangerenvorsorge an. Foto: Stefan Fröhlich
  1 / 4   Als Hebamme bietet Mira Königsberger auch Schwangerenvorsorge an. Foto: Stefan Fröhlich

Auf die Idee, Hebamme zu werden, kam Königsberger durch eine Schulkollegin. „Ich war in einem Krankenhaus schnuppern und bei einer Geburt dabei. Danach habe ich gewusst, dass will ich machen“, erzählt die 27-Jährige. Das Studium an der FH Krems bestand zur Hälfte aus Theorie- und Praxisblöcken. Nach dem Abschluss stürzte sich Königsberger nicht gleich ins Berufsleben, sondern es ging vorerst für ein halbes Jahr nach Südindien, wo sie an einem Entwicklungshilfe-Projekt teilnahm.

Niedrige Standards

Königsberger arbeitete in einem kleinen Dorf in einem Geburtshaus, das weder über Ärztepersonal noch einen Operationssaal verfügte. Die medizinischen Standards waren nicht mit denen in Österreich zu vergleichen. „Wenn wir Schwangere in öffentliche Krankenhäuser verlegt haben, hat man gesehen, wie schlecht die Betreuung und die Hygiene dort sind. Die Frauen sind in den Kreißsälen stundenlang völlig nackt und teilweise auf Metallliegen gelegen“, erzählt sie. Auch die Kontrolle von Herztönen während der Geburt, die bei uns völlig normal ist, habe es kaum gegeben. Die Säuglingssterblichkeit sei in Südindien daher sehr hoch.

Rechtliche Klagen

Zurück in Österreich machte sich Mira Königsberger als freiberufliche Hebamme selbstständig. Seit 2015 arbeitet sie auch Teilzeit im geburtshilflichen Team des Landeskrankenhauses Lilienfeld. Bei ihren Hausbesuchen bietet sie unter anderem Schwangerenvorsorge und -beratung,  Wochenbettbetreuung oder Traditionelle Chinesische Medizin an und betreut Mütter und Väter vom Beginn der Schwangerschaft bis zwei Monate nach der Geburt. Neben dieser Vielfalt an Betätigungsfeldern sind es die Geburten und die damit verbundenen Glücksmomente, die Königsberger an ihrem Beruf besonders gut gefallen. Doch wo die Sonne scheint, gibt es auch Schattenseiten. „In der Geburtshilfe werden Ärzte und Hebammen sehr schnell geklagt. Man muss sich rechtlich daher immer absichern“, berichtet sie.

Ausbau der Kassen-Leistungen

Der Beruf der Hebamme ist hierzulande immer noch sehr stark frauendominiert. „In Österreich ist derzeit der erste Mann in Ausbildung, zwei weitere, die ihre Ausbildung im Ausland gemacht haben, sind schon als Hebammen aktiv“, weiß Königsberger. Dabei seien männliche Hebammen in anderen Ländern nicht unüblich. Gut findet sie, dass es in Österreich das System der Kassenverträge gibt, da so mehr Frauen eine Betreuung ermöglicht werde. Derzeit sei aber hauptsächlich die Nachbetreuung gedeckt, während die Geburtsvorbereitung und -begleitung oder die Schwangerschaftsvorsorge privat zu bezahlen seien. „Da hätte man sicherlich noch Spielraum“, richtet Königsberger einen Appell an die Politik.


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