Zeitreise-Magazin: Attentäter pachtete Steinbruch im Pielachtal für Sprengstoffanschläge
BEZIRK. Vor Kurzem ist die dritte Ausgabe des historischen Magazins „Zeitreise“ erschienen, das die jüngere und ältere Vergangenheit des niederösterreichischen Zentralraums und des Mostviertels beleuchtet. Die ehrenamtlich forschenden Historiker haben sich wieder dahintergeklemmt und die Geschichte des Serienattentäters und Massenmörders Sylvester Matuska recherchiert, dessen Spur ins Pielachtal führt.
Sylvester Matuska wurde 1892 in Csantavér, einem Dorf mit hohem ungarischem Bevölkerungsanteil in Serbien, geboren. Nach dem 1. Weltkrieg arbeitete er als Gewürzhändler, Häuserspekulant in Wien und als Landproduktehändler. 1930 begann plötzlich eine Serie mysteriöser Zuganschläge, die vorerst niemand mit dem unscheinbaren Matuska in Verbindung brachte. In der Silvesternacht 1930 entdeckte ein Streckenanwärter auf der Westbahnstecke zwischen den Stationen Anzbach und Unter-Oberndorf (Bezirk St. Pölten-Land) gerade noch vor dem Eintreffen eines Zuges gelockerte Geleise und zwei entfernte „Laschen“. Dieser gefährliche Anschlag wurde fälschlicherweise als Lausbubenstreich abgetan.
Zweiter Anschlag
Erfolgreicher war Matuska bei seinem nächsten Anschlag am 30. Jänner 1931, als er wieder in der Nähe von Anzbach den von Wien nach Passau verkehrenden D-Zug Nr. 117 entgleisen ließ. Da der Zug einen Postwaggon angehängt hatte, nahm man an, dass es sich um einen Banditen-Anschlag handelte. Aufgrund von am Tatort sichergestelltem Beweismaterial und Hinweisen aus der Bevölkerung wurde eine nationale und internationale Fahndung nach Matuska ausgeschrieben.
Einsatz von Sprengstoff
Der Attentäter suchte darauf nach Möglichkeiten, an Sprengstoff zu gelangen. Im April 1931 pachtete er einen Steinbruch in Tradigist bei Rabenstein an der Pielach. Damit erhielt er ein sogenanntes Sprengbuch und Zugang zu Sprengmitteln. Im August 1931 verübte Matuska einen Sprengstoff-Anschlag auf den D-Zug Frankfurt am Main – Berlin in Deutschland. Die Ermittler fanden am Tatort unter anderem die Titelseite des nationalsozialistischen Blatts „Angriff“, konnten den Täter aber nicht ausforschen.
Festnahme und Auslieferung
Seinen schrecklichsten Anschlag verübte Matuska, als er im September 1931 den Nachtschnellzug Nr. 10 von Budapest – Wien entgleisen ließ. Dabei gab es 23 Tote. Die Budapester Staatspolizei wurde am Unfallort auf Matuska aufmerksam, musste ihn aber aufgrund fehlender Beweise gehen lassen. Schließlich geriet der Attentäter doch in die Fänge der Exekutive, fasste eine lebenslange Gefängnisstrafe aus und wurde nach Ungarn ausgeliefert.
Attentäter im Koreakrieg
Nach 1945 verlaufen sich Matuskas Spuren. Zahlreichen Meldungen zufolge soll er von den Russen befreit worden sein und in ihrem Auftrag Bombenanschläge im Koreakrieg ausgeführt haben. Wie es genau weitergeht, erfährt man im nächsten Zeitreise-Magazin, das im September erscheint. Es kann auf www.historische-ansichten.at bestellt oder im Direktverkauf im Café Pusch St. Pölten, im Stadtmuseum St. Pölten, in Florians Teichstüberl Wilhelmsburg, im Voralpenhof Hofegger Frankenfels und im Café Gmiadlich Weinburg erworben werden.
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