Geheimnisse um den „luftg‘selchten Pfarrer“ lockten in den Pfarrsaal
ST. THOMAS AM BLASENSTEIN. Um die Mumie in der Gruft von St. Thomas am Blasenstein ranken sich seit 200 Jahren zahlreiche Spekulationen. Forscher fassten nun den aktuellen Wissensstand über den „luftg“selchten Pfarrer“ in einem Buch zusammen.
War es eine Giftkapsel, eine zehrende Krankheit, ein geheimnisvoller Luftzug oder gar die starke radioaktive Strahlung der Granitfelsen, die die Mumie über mehr als 270 Jahre so gut erhalten hat, dass tausende Besucher jedes Jahr den „luftg“selchten Pfarrer“ bestaunen können? Der Münchner Pathologe und Mumienexperte Andreas Nerlich und der Rechtsmediziner Oliver Peschel, Konservierungsbeauftragter für den „Ötzi“, konnten in umfangreichen Forschungen die Identität der bislang unbekannten Person klären. Alle Fakten sprechen dafür, dass es sich bei der Mumie um den 1746 im Alter von 37 Jahren verstorbenen Pfarrvikar Franz Xaver Sidler von Rosenegg handelt. Sein Tod dürfte mit einer Epidemie in Verbindung stehen, die im Herbst 1746 in St. Thomas umging.
Die Geschichte nach dem Tod
Die rätselhafte Mumifizierung förderte die Legendenbildung. Die im Jahr 2000 durchgeführten Röntgenuntersuchungen zeigten eine Kugel im Unterbauch, was die Einnahme von Medikamenten oder sogar einen Giftanschlag in Betracht ziehen ließ. 2017 stellte sich allerdings heraus, dass die Leibeshöhle mit Stofffetzen und Astwerk ausgestopft ist und die knapp einen Zentimeter große Kugel im linken Unterbauch eine Glasperle ist und keine Giftkapsel. Das Buch „Berührt von der Majestät des Todes“ ist ab sofort im Handel erhältlich.
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