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Keine Kapazität: Hausärztemangel wird nun in der Region spürbar

Rafael Haslauer, 04.03.2019 13:19

ENNSDORF/ST. PANTALEON-ERLA. ST. VALENTIN. Seit Oktober vergangenen Jahres sind im Sprengel St. Valentin, Ennsdorf, St. Pantaleon-Erla, nicht mehr alle Wochenenden von den Hausärzten besetzt. Warum das so ist, wissen die wenigsten; immerhin sind knapp 15.000 Bürger vom offensichtlichen Ärztemangel betroffen.

Foto: Yaroslav Kazakov / Shutterstock.com
Foto: Yaroslav Kazakov / Shutterstock.com

„Vor zwei Wochen hat mich die Grippe am Wochenende schlimm erwischt; wenn dann der Ärztenotdienst nicht besetzt ist, fühlt man sich nicht gerade gut versorgt“, klagt etwa Frau Leeb aus St. Valentin. Unklarheit herrsche vor allem über die Ursache; immerhin gäbe es sechs zuständige Kassenärzte, die die Wochenenddienste abwechselnd übernehmen sollten. So zumindest die Ansicht der Bürger.

Urteil

Was viele nicht wissen: die Kassenärzte sind nicht verpflichtet, den Dienst am Wochenende zu übernehmen. „Der Verwaltungsgerichtshof fällte kürzlich das Urteil, dass Kassenärzte nicht dazu verpflichtet werden können, am Wochenenden und Feiertagen Bereitschaftsdienst zu leisten“, informiert die Medienvertreterin der Ärztekammer Niederösterreich, Birgit Jung, auf Anfrage von Tips. Vorausgegangen sei dem Urteil eine Klage eines steirischen Kassen-Arztes gegen die eingeteilten Dienste der Krankenkassen und der Ärztekammer. Der Verwaltungsgerichtshof gab ihm recht.

Freiwilliger Dienst

Grundsätzliche seien Ärzte laut Kassenvertrag zwar dazu verpflichtet, Bereitschaftsdienste an Wochenenden und Feiertagen zu leisten, allerdings würden die rechtlichen Grundlagen dazu fehlen. „Alle Ärzte, die nun am Wochenende die Bereitschaft übernehmen, tun das auf freiwilliger Basis“, so Jung weiter. Im Sprengel des westlichen Niederösterreichs kommt allerdings ein weiteres Faktum erschwerend hinzu.

Ärztemangel

Sechs Ärzte haben sich die Wochenendienste in der Vergangenheit aufgeteilt, seit Oktober letzten Jahres sind es nur noch fünf und ab April diesen Jahres nur noch vier. „Das bedeutet, dass die Patienten von Frau Dr. Huber aus St. Valentin und Frau Dr. Wokatsch-Ratzberger aus Ennsdorf nun nicht nur an den Wochenenden auf die verbliebenen Ärzte aufgeteilt werden müssen, sondern natürlich auch unter der Woche. Es fehlt schlichtweg die Kapazität, um alle Wochenenddienste zu besetzen und das wiederum hat letzten Endes die Gesundheitspolitik zu verantworten, die nicht erst seit gestern weiß, dass wir es mit einem massiven Hausärztemangel zu tun haben“, sagt etwa Dr. Katja Kern aus St. Valentin, die die Wochenenddienste der Kassenärzte einteilt.

Kapazitäten ausgeschöpft

Eine 60- bis 80-Stunden-Woche sei demnach keine Seltenheit, weshalb nun ab April von sieben Wochenenden zwei nicht mehr besetzt werden können. „Man darf dabei nicht vergessen, dass die Ärzte das freiwillig machen, was wir auch gerne tun, da es letzten Endes um die Patienten geht und wir eine große Verantwortung tragen. Man muss aber auch verstehen, dass es uns nicht möglich ist, auch die Wochenenden von Frau Dr. Huber und Frau Dr. Wokatsch-Ratzberger zu übernehmen – die Kapazitäten sind einfach nicht vorhanden“, so Kern weiter, die an die Gesundheitspolitik appelliert, die Rahmenbedingungen zu ändern, da ansonsten das System irgendwann kollabieren werde. Alleine im Bezirk Amstetten würden laut Kern sechs Planstellen nicht besetzt sein.


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