Bauernschaft: "Müll in der Natur gefährdet Mensch und Tier"
REGION STEYR. Die achtlose Entsorgung von Abfällen – sei es beim Spaziergang oder durchs geöffnete Autofenster – macht der Landwirtschaft zu schaffen. Die Jungbauern weisen in der Erntedankzeit nachdrücklich auf das Problem hin.
„Nicht nur die Weltmeere sind voller Müll. Auch für die heimischen Bauern stellt der zunehmende Abfall vor allem entlang vielbefahrener Straßen ein substantielles Problem dar“, sagt Jungbauernlandesobmann Christian Lang beim Gespräch im Holzhaus E1ns in Adlwang. Plastik aller Art, Glasscherben und Metalldosen können nicht nur Schäden an landwirtschaftlichen Maschinen anrichten. Sie verunreinigen das Erntegut und bedeuten Lebensgefahr: „Schon ein kleines Stück Metall im Futter kann den Tod eines Tieres nach sich ziehen“, so Lang.
Gravierende Folgen
Gerade in der arbeitsintensiven Erntezeit sind die Bauern in der Region immer häufiger dazu gezwungen, Müll händisch von ihren Wiesen und Feldern einzusammeln. Einiges bleibt unentdeckt. Etwa Plastikflaschen, die in Form von Splittern irgendwann im Futtertrog landen und im Magen von Rindern zu deren qualvollem Verenden führen können.
Gefahr im Hundekot
Ähnlich das Problem Hundekot: Über das Mähwerk auf der Wiese verteilt, kann er bei trächtigen Kühen Fehlgeburten verursachen. Dennoch sind viele Hundehalter sorglos: „So mancher Bauer hörte schon das Argument, er bringe ja selbst Gülle und Mist aus“, weiß Bauernbund-Bezirksobfrau von Steyr-Land Edeltraud Huemer. „Der Unterschied ist: Der Bauer achtet auf den Zeitpunkt der Ausbringung nach der Mahd. Hundekot stellt überdies aufgrund spezieller Bakterien eine Gefahr dar.“
Problem Zigarettenstummel
Von der Vermüllung der Kulturlandschaft ist die Nahrungskette des Menschen ganz unmittelbar betroffen. Stichwort: Zigarettenstummel. „Ein einzelner Stummel verschmutzt mit seinen vielen Schadstoffen bis zu 60 Liter Grundwasser“, weiß Huemer. Sie verweist auch auf die Problematik achtlos entsorgter roher Lebensmittel. „Ungekochte Würstel bei Rastplätzen können Krankheitserreger verbreiten. Das ist eine Gefahr für die Tierhaltung.“
Bewusstsein schaffen
„Bauer und Konsument sollen Partner sein, sich auf Augenhöhe begegnen. Jeder lebt von den Produkten der Landwirtschaft“, betont BBK-Obmann von Kirchdorf Andreas Ehrenhuber, wie wichtig Bewusstseinsbildung ist. Die bäuerlichen Betriebe seien die ersten, die der Klimawandel betrifft, so Landtagsabgeordnete Regina Aspalter. Sie ergänzt: „Wir Bäuerinnen versuchen deshalb, in Schulen und Kindergärten auf das Thema gesunde Lebensmittel, Ressourcenschonung und den Schutz unserer Lebensgrundlage aufmerksam zu machen.“
Nachhaltige Lösungen
Wo die Landwirtschaft selbst Kunststoff einsetzt, werde nach Alternativen geforscht. Im Bereich Silage etwa bietet man den Betrieben ein System des Entsorgens und Recyclings. „Die Direktvermarkter zeigen sich offen für nachhaltige Lösungen. Das sieht man zum Beispiel im Bereich Verpackung an der Rückkehr zum Glas, die der Konsument auch wünscht“, so Aspalter.
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