75 Jahre Befreiung KZ-Nebenlager Steyr-Münichholz
STEYR. Vor 75 Jahren – am 5. Mai 1945 – befreiten amerikanische Truppen das KZ-Nebenlager Steyr-Münichholz, wo bis zu 3000 Menschen gefangen gehalten wurden. Von den Todesopfern sind bisher 226 namentlich bekannt.
Die diesjährige Befreiungsfeier unter dem Motto „Menschlichkeit ohne Grenzen“ musste wegen der Corona-Krise abgesagt werden. Das Mauthausen Komitee Steyr und andere Organisationen legten dennoch am 11. Mai beim KZ-Denkmal Kränze nieder, um der Opfer zu gedenken.
Kampf gegen gesellschaftliche Viren
Stellvertretend für die französische Lagergemeinschaft „Amicale de Mauthausen“ wurde ein Blumenbukett mit Schleifen in den Farben der französischen Fahne niedergelegt. Der Vorsitzende des Komitees Karl Ramsmaier knüpfte in seiner Gedenkrede bei der aktuellen Situation der Corona-Krise an. „Wir dürfen nicht vergessen, dass es auch noch andere Viren gibt, die in unserer Gesellschaft gefährlich werden können: der Virus des Nationalismus, der Virus des Rassismus, der Virus des Antisemitismus, der Virus des Rechtsextremismus und der Virus des Autoritären.“ Erinnern helfe, deren Gefährlichkeit zu erkennen und den Mut bei der Bekämpfung nicht zu verlieren.
Wie der Corona-Virus problemlos alle Grenzen überschritten habe, so müsse die Menschlichkeit alle Grenzen überschreiten. Statt des Corona-Virus solle Menschlichkeit ansteckend wirken.
Überlebt
Stellvertretend für die vielen, wurde in Steyr an drei Schicksale erinnert - etwa jenem von Jose Carbrero Arnal, der als republikanischer Spanier gegen die Franco-Faschisten kämpfte, Anfang 1941 in das KZ Mauthausen und später nach Steyr gebracht wurde. Seine Zeichnungen halfen ihm zu überleben.
Gedacht wurde zudem des polnischen Priesters Edward Lubowiecki, der Sekretär des Erzbischofs von Krakau war. Er wurde 1942 inhaftiert, Mitte des Jahres 1943 ins KZ Mauthausen deportiert und bald darauf in das Nebenlager Münichholz überstellt. Er musste beim Stollenbau hinter dem Krankenhaus Steyr arbeiten. Manchmal konnten ihm Krankenschwestern eine Kleinigkeit zum Essen zustecken. Er überlebte und kümmerte sich nach dem Krieg um die polnischen Flüchtlinge.
Stanislaw Kudlinski, 1915 in Polen geboren, wurde als Widerstandskämpfer verhaftet und 1942 ins KZ Mauthausen deportiert. Er kam dann ins Außenlager Münichholz und schließlich nach Gusen, wo er 1945 befreit wurde. „Ich wollte um jeden Preis nach Hause“, erzählte er. Die Heimkehr von Österreich nach Polen gelang ihm tatsächlich - den ganzen weiten Weg meisterte er auf einem Fahrrad.
Zeichnung eines Häftlings
Anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung ließ das Mauthausen Komitee auch ein eigenes Plakat mit der Aufschrift „Menschlichkeit ohne Grenzen – 75 Jahre Befreiung KZ Steyr-Münichholz“ drucken. Eine Zeichnung des Steyrer Häftlings Othmar Wundsam zeigt zwei Häftlinge, die einen Dritten mitschleppen und ihm möglicherweise dadurch das Leben retten.
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