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Der Laden für nachhaltigen „Stoffwechsel“

Angelika Hollnbuchner, 05.11.2020 08:40

NEUZEUG. In der alten Eckmayr-Mühle hat die 24-jährige Bianca Grück den vielleicht größten Second-Hand-Shop zwischen Linz und St. Pölten eröffnet. Auf 130 m2 gibt es dort von No-Name-Kleidung bis Glööckler.

Bianca Grück in ihrem Geschäft Foto: privat
Bianca Grück in ihrem Geschäft Foto: privat

Über 150 Jahre zählt die Mühle am Kupferweg, in der Bianca Grück noch vor Monaten für den Traum von der Selbstständigkeit schraubte und sägte. Vom Holzboden bis zur Tramdecke haben sie und ihre Familie das Obergeschoß revitalisiert. Seit Sommer sind dort über 3.000 Stück Damenbekleidung feinsäuberlich in die Regale sortiert. Für Kinder und Männer gibt es rund 500 Stück. „Auch meine Eltern sind selbstständig und ich war immer schon an Mode interessiert“, erzählt Bianca Grück. Ein Besuch beim Linzer Tauschrausch begeisterte sie schließlich für die Second-Hand-Idee. Mit dem Erfolg der von ihr selbst organisierten Tauschrausche in Neuzeug reifte der Plan für einen eigenen Shop.

Fehlkäufe retten

Zunächst baute sie dafür eine kleine Garage um. Doch die Nachfrage stieg. Warum nicht die alte Mühle, neben der sie wohnt, aus dem Dornröschenschlaf holen? Gesagt, getan. Schon bei der Eröffnung des Ladens, getauft auf den Namen „Stoffwechsel“, kamen an die 60 Interessierte. Das Kein-Flohmarkt-Prinzip spricht sich seither herum: „Leute, die mir ihre noch schönen Sachen bringen, sollen wirklich etwas dafür bekommen“, erklärt Grück. Gewand, das nicht so ganz passt, müsse so nicht im Schrank verstauben bzw. für ein paar Cent am Flohmarkt verscherbelt oder gar weggeworfen werden. Der Second-Hand-Laden hilft sozusagen bei der Schadensbegrenzung von Fehlkäufen.

Froh über zweite Verwendung

Den allergrößten Teil der Sachen kauft Grück an, selten läuft etwas auf Kommission. „Nur, wenn zum Beispiel jemand Sachen von Prada bringt“, lächelt die 24-Jährige. Mittlerweile freut sich die Neuzeugerin schon über ein Stammpublikum. Das Angebot bietet etwas für jedes Alter und umfasst alle Größen und Styles, es gibt von Sport- über Casual- bis zu Ball- und Trachtenmode. „Menschen, die etwas bringen, sind oft einfach froh, dass ihre tadellosen Sachen weiter verwendet werden. Manche wollen dann nicht einmal etwas dafür“, so Grück.

Gebrauchter Chic ist „in“

Auch viele ihrer Freunde hat die nebenbei noch als Kellnerin tätige Ladenchefin schon mit dem Second-Hand-Fieber angesteckt. „Der Zeitgeist ändert sich. Leute, für die sowas früher nie infrage gekommen wäre, sind sehr oft schon nach dem ersten Besuch im Shop überzeugt“, so Grück. So kommen genauso Leute vorbei, die sich sehr wohl teure Markenkleidung leisten könnten. „Die Vorstellung von der kleinen muffigen Höhle voll alter Sachen ist einfach längst überholt.“

Nicht zuletzt spiele natürlich das Thema Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Bei Familie Grück gehört es zur Lebensart, damit auch kreativ umzugehen. So fand selbst der abgebrochene Ast vom Fliederbaum aus dem Garten eine neue Funktion: Er trägt im Geschäft jetzt die Taschen. Insgesamt entdeckt man im „Stoffwechsel“ viel Liebe fürs Detail. „Unsere Kunden sind lauter liebe Leute mit positiver Lebenseinstellung. Durch sie fühlt sich das Geschäft für mich nicht wie Arbeit an, sondern wie ein schönes Hobby“, sagt Grück.

Keine Spontan-Lieferung

Derzeit sind ihre Regale übrigens bestens bestückt. Spontan Gewand abzugeben, ist generell nicht möglich. In einer Liste kann man sich aber mitsamt Kleidergröße und Telefonnummer vormerken. „Sobald im Laden eine Größe knapp wird, kommt von mir ein Anruf“, verspricht Grück.

Öffnungszeiten: Mo.–Do., 11–19 Uhr, Sa., 14–18 Uhr. Kontakt: Tel. 0664/3038029


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