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Leserbrief zur Bebauung am Tabor in Steyr

Robert Hofer, 17.03.2021 12:22

STEYR. Die Bodenversiegelung ist eines der größten ökologischen Herausforderungen der Gegenwart. Wie weniger dichter Wohnbau mit hohem Bodenverbrauch aussieht, das sieht man an den Siedlungen in den wunderbaren Grünlagen unserer Nachbargemeinden, so Tips-Leser Christian Kreil.

Christian Kreil Foto: privat
Christian Kreil Foto: privat

Die ÖVP Steyr kritisiert, dass am ehemaligen Kasernengelände neue Wohnungen entstehen. Außerdem sei die Verbauung „zu dicht“. Hier ist etwas Nachhilfe in Stadtplanung und Wirtschaft nötig. Die Bebauung im urbanen Gebiet muss angesichts der Grundstückspreise dicht sein, sonst wäre sie nicht leistbar. Eine dichte Bebauung bedeutet auch weniger Bodenverbrauch. Je höher und dichter die Bebauung, desto weniger Boden verbraucht der einzelne Bewohner.

Dass das Hochhausprojekt am Tabor - das rund um den Turm große Grünflächen erlaubt hätte - verhindert wurde, ist Zeichen für unseren leider etwas getrübten Blick aufs Wesentliche. Die Bodenversiegelung ist eines der größten ökologischen Herausforderungen der Gegenwart. Wie weniger dichter Wohnbau mit hohem Bodenverbrauch aussieht, das sieht man an den Siedlungen in den wunderbaren Grünlagen unserer Nachbargemeinden - nehmen wir nur die Saaß oder Erdsegen als Beispiel. Nirgendwo sonst wird so locker Boden verbraucht für den Traum vom Häuschen im Grünen.

Die Hand der (ÖVP-)Bürgermeister bei der Umwidmung der schönen Fleckchen in Bauland scheint sehr locker zu sein. Das hat Konsequenzen, für die einstmals idyllischen Grünlagen, aber auch für die nahe Stadt. Die Grüngürtel rund um Steyr wandeln sich schön langsam zu einer Einfamilienhaus-Wüste, wie wir sie nur von US-Großstädten kennen. Und leider gibt es in diesen neu entstehenden Quasi-Städten auf ehemaligen Feldern in St. Ulrich oder Aschach weder einen Lebensmittelladen noch einen Friseur, einen Handyshop, ein Schwimmbad oder ein Fitnessstudio.

Wer am Abend ein Packerl Butter benötigt, der muss mit dem Auto in die Stadt fahren. Die sorgt für die Infrastruktur der Leute, die im Grünen wohnen, wird aber nicht dafür bezahlt. Insgesamt ist das ein gutes Geschäft für die (ÖVP-dominierten) Gemeinden. Dass Kommunen auf Basis der Einwohnerzahlen Gelder erhalten und nicht auf Basis der nötigen Einrichtungen, die selbstverständlich auch Bürgern der Nachbargemeinden nutzen können, ist ein Treppenwitz, über den vor allem Bürgermeister von Speckgürtelgemeinden laut lachen können. Der Stadt Steyr angesichts solcher Tatsachen den Bau von attraktiven Wohnungen im Stadtgebiet vorzuwerfen, ist eine Chuzpe.  

von Christian Kreil, Steyr


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