REGION STEYR. Nach den Corona-Lockdowns nun massive Teuerungen bei Lebensmitteln und Energie: Die Gastronomie kämpft. Hinzu kommt ein nicht enden wollender Mangel an Personal. Tips sprach mit Steyrs Wirtesprecher Hans Mader und AMS-Chef Franz Sandmair.¶
„Wegen Personalmangel können wir leider nicht mehr alle Services anbieten“: Solche Aushänge und unfreiwillige Schließtage sind nur zwei von vielen Indikatoren für die derzeitige Situation der Gastronomie – auch in der Region Steyr.
104 offene Stellen waren am Steyrer Arbeitsmarktservice im Oktober für die Branche ausgeschrieben, davon 47 für den Bereich Küche. 38 Stellenangebote richteten sich an Kellner. „Der Personalmangel in der Gastronomie ist traditionell und branchenbedingt. Natürlich verstärkt sich aktuell dieses Phänomen, da es insgesamt weniger Arbeitskräfte gibt“, erklärt der Chef des Steyrer Arbeitsmarktservices Franz Sandmair. Dass sich grundsätzlich weniger Personal am Markt tummelt, sei demografisch bedingt. Bei den ausbildungsbereiten Jugendlichen spitzt sich der eklatante Arbeitskräftemangel weiter zu. „Das macht sich besonders in der Gastronomie bemerkbar“, so Sandmair.
Aber es bestehe auch eine Abwanderung von qualifizierten Mitarbeitern aus der Branche. „Während der eingeschränkten Öffnungszeiten der letzten Jahre haben sich viele nach Alternativen umgesehen. Gute Leute aus der Gastronomie sind momentan auch in anderen Branchen sehr gefragt, wo es um Kenntnisse im Umgang mit Kunden oder Lebensmitteln geht. Etwa in öffentlichen Einrichtungen, die Kantinen betreuen und besonders auch im Handel.“
Hochschnellende Kosten
Für den AMS-Chef sind attraktive Arbeitsbedingungen das folgerichtige Gebot im Wettbewerb um Fachkräfte. Jobanreize zu schaffen, erscheint allerdings angesichts der derzeitigen Krisen gar nicht einfach. Eine „eher maue“ Stimmung in der Branche bestätigt entsprechend Steyrs Wirtesprecher Hans Mader: „Die Stromkosten betragen das Zweieinhalbfache, beim Gaspreis ist es das Achtfache. Bei uns geht's am 1. Jänner mit den Preisen los. Wir haben heuer Energiekosten von 62.000 Euro. 2023 werden es 217.000 Euro sein“, so der Hotelier und Restaurant-Betreiber.
Besonders Nachtgastro leidet
Auch in der Speisengestaltung kämpft die Branche mit den gestiegenen Kosten für Speiseöl, Milchprodukte und Co. Diese an den Kunden weiterzugeben, sei freilich nicht eins zu eins möglich. „Die Betriebe versuchen nun, das Weihnachtsgeschäft bestmöglich zu meistern“, erklärt Mader. Bei den Reservierungen für Weihnachtsfeiern spüre man immerhin keine Einbrüche. „Etliche Weihnachtsfeiern sind 'Selbstzahler'. Jeder versteht die höheren Kosten. Aber: Auch nicht jeder kann oder will das zahlen“, so der Steyrer Wirtesprecher.
Ob eine vielfach prognostizierte Pleitewelle in der Gastronomie Realität werden könnte, werde sich erst nach Jahreswechsel zeigen, meint der Altstadtwirt. In Steyr dramatisch sei vor allem die Situation der Nachtgastronomie seit Corona: „Die Fortgeher bleiben bis heute aus, was sich in den Öffnungszeiten der Lokale niederschlägt. Dabei geht es gar nicht um die höheren Preise für Getränke. Vielmehr heißt es: Nach Steyr brauchst du nicht fahren, weil da ist nichts los.“
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