Enkelin vertriebener Steyrer Juden bekommt Staatsbürgerschaft
STEYR. Die Amerikanerin Serena Abrahams, Nachfahrin von Nathan Pollak aus Steyr, kann sich nun auch als Österreicherin ausweisen.
1941 wurde Abrahams gesamter Familie von den Nationalsozialisten die Staatsbürgerschaft aberkannt. Ihr Großvater Nathan Pollak kaufte 1918 das Haus in der Enge Gasse 6 und eröffnete dort 1924 ein Kleidergeschäft. Von 1920 bis zu seinem Tod 1933 war er Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde Steyr. Großmutter Sidonie Pollak gründete 1930 in Steyr den Jüdischen Frauenverein und war dessen erste Präsidentin.
Mit der NS-Machtübernahme im März 1938 wurde das Geschäft in der Enge unter eine kommissarische Leitung gestellt und im August 1938 von Franz und Max Haubeneder arisiert. Sidonie Pollak starb 1952 in Los Angeles. Serena Abrahams Vater Alois Pollak maturierte 1920 in der Staatsoberrealschule Steyr, dem heutigen Gymnasium Michaelerplatz, und studierte in Innsbruck Medizin. 1939 musste er vor den Nazis in die USA flüchten. In Kalifornien war er ein überaus beliebter Arzt, der 1949 mit nur 47 Jahren starb.
2005 besuchte Serena Abrahams mit ihrer Schwester Daphne Lera und anderen Verwandten erstmals Steyr. Sie nahm an der Gedenkfeier am jüdischen Friedhof teil. 2011 kam sie nochmals nach Steyr und blieb in Kontakt mit dem Mauthausen Komitee Steyr. Als sich 2020 für Nachkommen österreichischer NS-Opfer ein erleichterter Zugang zur österreichischen Staatsbürgerschaft bot, war es ihr sehnlichster, diese zu bekommen. 82 Jahre nachdem sie ihrer Familie aberkannt wurde, erhielt Abrahams nun die Staatsbürgerschaft. „Ein glücklicher Tag für mich“, schrieb sie an das Mauthausen Komitee, das sie dabei unterstützt hatte, die Meldedaten ihrer Familie in Steyr zu besorgen.
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